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Ob nationale Bundespolitik, Sion-Präsident Constantin oder die Me-Too-Debatte: Die Schnitzelbänke der Zünfte am Oltner Schnitzelbankabend waren national und international geprägt. Doch es gab auch ein paar regionale Verse-Highlights.
«Sackstark», «eindeutig die besten», «genial»: Das Publikum im Konzertsaal war sich einig, wer am Schnitzelbank-Abend der Oltner Zünfte vom Schmutzigen Donnerstag die vorzüglichste Vorstellung ablieferte: die Fröscheweid-Zunft. Sie vermochte das zum Teil etwas träge wirkende Publikum am meisten aus der Reserve zu locken: Es wurde gelacht, geklatscht, gegrölt und am Schluss sogar auf Anweisung aufgestanden und mit den Armen hin- und hergeschwungen.
Schon mit ihren Enten-Kostümen und den übergrossen Köpfen zogen die Fröscheweid-Sänger die Blicke auf sich. Als roter Faden diente der Kult-Werbespot der Firma Bettwaren-Fischer und ihrem Patron Ernst Fischer. «Grüezi, mii Naame isch Fischer vo de Bettware-Fabrik in Au-Wädenschwil am Zürisee.» Der Protagonist imitierte die etwas unbeholfene Zürischnuure perfekt. Nach jeder Strophe, die jeweils abwechselnd von einzelnen Sprechern vorgetragen wurde – der letzte Vers von allen zusammen gesungen –, gab der Patron seinen Senf dazu: «In Züri schiint z Suune au i der Unterfüerig une.»
Ein paar Minuten zuvor vermochten auch die Hilari-Sänger mit ihrem Auftritt als italienische Fussballmannschaft – «Squadra Azzurra die Hilari» – die Stimmung im Publikum aufzuheitern. Was auffiel bei beiden Zünften: Vorgetragen wurden die Schnitzelbänke von Einzelsprechern. Das Publikum verstand die Verse so oft besser, als wenn sie im Chor wiedergegeben wurden.
Im letzten Fall waren viele in die verteilte Schnitzelbank-Zeitung vertieft – allerdings lagen vielfach nicht alle Verse gedruckt vor – und bekamen Gesten und die vorbereiteten Helgen auf der Bühne weniger mit. Dazu kam, dass einige Sänger zu nahe beim Mikrofon standen und sich so die Stimme überschlug.
Die weiteren Zünfte, welche sich im Konzertsaal präsentierten, «riessen mich kaum vom Hocker», wie es eine Stimme im Nachgang zusammenfasste. «Es gab schon bessere Jahre», meinte ein anderer. Einzelne Zünfte waren in den Augen des Publikums aber mehr als Durchschnitt: Die Tannzapfe-Zunft holte sich ein Sonderlob ab: Sie wäre klar besser gewesen als in vorderen Jahren.
Auch die Höckeler-Zunft mit ihrem Affenzirkus oder die Altstadt-Zunft als Maori-Truppe aus Neuseeland – hervorragend der Tanz und die eingefärbte rote Zunge – wurden mehrmals positiv erwähnt. Klar unter ihrem gewohnten Renommee blieben hingegen die Banausen: «Eine Katastrophe, wenn man sie zu früher vergleicht.»
In den Schnitzelbänken auf die Schippe genommen wurde vor allem Nationales und Internationales: die Bundespolitik, Sion-Boss Christian Constantin und seine Attacke auf Rolf Fringer oder die Me-Too-Debatte.
In einzelnen Strophen zogen die Zünfte aber auch über regionale Grössen her wie den neuen EHC-Olten-Präsidenten Marc Thommen, den «National»-Wirten Sergio Salsi oder die nicht zurücktretenwollende SP-Nationalrätin Bea Heim.
Ebenfalls ein Thema war ein Nebenschauplatz: Die Catering-Firma eröffnete das Dessertbuffet just dann, als eine neue Zunft ihre Schnitzelbänke vortrug. Das sorgte für Unruhe, vor allem im hinteren Teil des Saals. Und für heftige Reaktionen bei einzelnen Gästen: «Das ist das Hinterletzte», sagte einer. «Eine Frechheit», ein anderer.
Bei der Catering-Firma hiess es allerdings, dass das Buffet laut Fukorat um 21 Uhr gestartet werden sollte. Zeit für eine kurze Pause im strengen Fahrplan hätte es indes gegeben: Am Schluss war man diesem eine Viertelstunde voraus.