Olten SüdWest
Erste Mieter eingezogen: Wie lebt es sich im umstrittenen Quartier?

Gianluca Gonzo gehört zu den Ersten, die in Olten SüdWest eingezogen sind. Für seine neue Wohnung und Wohnquartier findet er nur lobende Worte. Auch andere Mieter berichten Positives über ihr neues Zuhause.

Urs Huber
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Olten SüdWest: Rund die Hälfte der 420 Wohnungen hat bislang einen Mieter oder eine Mieterin gefunden.

Olten SüdWest: Rund die Hälfte der 420 Wohnungen hat bislang einen Mieter oder eine Mieterin gefunden.

Remo Froehlicher 0041 79 288817

Wohnen mit 419 andern Parteien: Das tönt im ersten Moment erschlagend. Aber wer bei Gianluca Gonzo vorbeischaut, einem der ersten Mieter in Olten SüdWest, macht eine überraschend angenehme Erfahrung.

Der 28-Jährige bewohnt eine Zweieinhalbzimmerwohnung mit freier Sicht nach Süden und Westen. Eine Ecklage machts möglich. «Die freie Sicht war mir wichtig», sagt er.

Das schaffe ein bisschen Distanz zu den Nachbarn. Zumindest optisch. Und er bekennt freimütig: «Ich hätte nicht eine x-beliebige Wohnung genommen hier. Aber unter diesen Umständen stimmts für mich.»

Wohnung als Premiere

Für Gonzo ist die Zweieinhalbzimmerwohnung an der Gründerstrasse seine Erste überhaupt. Im Internet hat er sie entdeckt. Aber wie kommt einer überhaupt auf die Idee, in einem der in mehrfacher Hinsicht umstrittensten Wohnquartiere der Stadt sesshaft zu werden?

Gianluca Gonzo gehört zu den ersten Mietern in Olten SüdWest.

Gianluca Gonzo gehört zu den ersten Mietern in Olten SüdWest.

Urs Huber

Der Sportartikelverkäufer lächelt. «Zum einen liegt für mich das Quartier arbeitstechnisch ausgezeichnet. In gut zehn Minuten bin ich an meinem Arbeitsort in Oftringen.»

Zudem ist der Mann in Olten aufgewachsen, mit der Stadt verwurzelt, findet sich hier in seinem gesellschaftlichen Umfeld wieder. «Es war mir wichtig, im Ort wohnen zu bleiben» fügt er hinzu und die Frage, obs nicht ästhetisch befriedigendere und gefälligere Ort gegeben habe in der Stadt, beantwortet er mit der Bemerkung, er gehöre nicht zu jenen Menschen, die sich monatelang auf Wohnungssuche begeben und das hinterletzte Wohndetail mit sich im Kopf herumtragen würden.

«Natürlich habe ich mir die Wohnungen real angeschaut», sagt er noch. Aber Anfang Jahr stand für ihn fest: Ich nehme mir eine in SüdWest.

Von wegen anonym. Auch erste Kontakte in der Nachbarschaft haben sich mittlerweile ergeben. «Kleine Hilfeleistungen eben beim Einziehen», sagt Gonzo. Er hebt besonders den fairen Mietpreis und auch die eher grosszügig gehaltene Wohnfläche hervor.

Gefällige Kombination

Und was ihm ebenfalls gefällt: die Kombination der Haushaltgeräte: Waschmaschine, Tumbler, Abwaschmaschine; alles in der eigenen Wohnung. Das sei doch schon mal was, wie er meint.

Die Geschichte, man müsse die Möbel im ersten Halbjahr einen halben Meter entfernt von der Wand platzieren, dementiert er lächelnd. «Es war die Rede davon, die Möbel nicht direkt an die Wand zu stellen.»

Draussen blinken die Spielflächen von Tischtennistischen im Sonnenlicht. Sie warten auf Nutzer. Weiter westwärts finden sich Sitzgelegenheiten mit Tischen. Ob er die auch brauchen werde? «Am ehesten noch die Tischtennistische», lacht er.

Die andere Infrastruktur verortet er im Familienbereich, ebenso den Spielplatz. «In einer Überbauung in dieser Grössenordnung gehört das zwingend zum Angebot», sagt er noch.

Abfallentsorgung: ganz gut

Lobend äussert sich Gianluca Gonzo auch zur Unterflurmüllentsorgung. Keine Container, keine herumstehenden Abfallsäcke. «Das gefällt mir, macht einen sauberen Eindruck», sagt er.

Selbiges übrigens äussern zwei Frauen, die praktisch gleichzeitig mit Gonzo in Olten SüdWest eingezogen sind, aber lieber anonym bleiben wollen; die eine ist aus Trimbach hierher gezogen, die andere aus Baden. Zwar scheint die Abfallstation für die eine etwas weit weg, aber dennoch: «Gute Sache», meinen beide.

Die Infrastruktur der Wohnung, der Lift, die geräumigen Lokalitäten: «Da können Sie zum Teil weit suchen, bis Sie ein derartiges Angebot finden», sagt die Ex-Trimbacherin, die unbedingt noch einmal in einen Neubau ziehen wollte, aber im Winter, als sie ihr neues Zuhause noch im Rohbau erlebte, fast erschrak. «Mir ging der Gedanke Ghetto durch den Kopf», sagt sie und zeigt sich heute erleichtert, dass dem nicht so ist.

«Ich finds toll, wie sich alles zum Angenehmen verändert hat», sagt sie noch, empfindet aber den fehlenden Balkon irgendwie doch auch als Mangel. Und auch die Tatsache, dass die Küche – im Fond der Wohnung gelegen – doch etwas wenig Tageslicht abbekommt, zählt sie nicht unbedingt zu den Pluspunkten. Aber: «Man kann nicht alles haben», sagt sie noch und freut sich an ihrer Zweieinhalbzimmerwohnung wie ein Kind.

Für die Frau aus Baden war vor allem die ruhige Lage von Olten SüdWest massgebend, den Wohnort zu wechseln. «Und die Nähe zur Natur», fügt sie noch an. In Olten kennt sie niemanden, wie sie mit einem Kopfnicken bestätigt. Ihr Beziehungsnetz reicht ins Baselbiet. «Die Verkehrsanbindung dafür ist in Olten hervorragend», meint sie dazu.

Wie nutzen?

Noch etwas unschlüssig sind die Mieter, wie die Nutzung des sogenannten Jahreszeitenzimmers auszusehen hat. Die Trimbacherin etwa hat ganz darauf verzichtet, die aus Baden zugezogene Frau nutzt den Raum als Schlafzimmer. «Das geht ganz prima», meint sie.

Gianluca Gonzo hat sich diesbezüglich noch nicht entscheiden können. «Mal sehen», sagt er. «Das wird sich mit der Zeit schon ergeben.» Ganz sicher aber ist: Er will sich noch Tagesvorhänge zulegen.

Das sagen Stadtverantwortliche

Martin Wey, Stadtpräsident:

«Hinsichtlich Grösse und Dichte ist die neue Wohnsiedlung Olten SüdWest gewöhnungsbedürftig. Doch sie hat offenbar eine gewisse Anziehungskraft, denn bereits jede zweite Wohnung ist besetzt. Und auch Oltner ziehen in die neue Siedlung, was ich sehr begrüsse. Das fördert nämlich eine rasche Anbindung des neuen Quartiers an die Stadt. Vor allem die emotionale Bindung an das Stadtleben erachte ich als zentrales Anliegen. Ich werde deshalb selber den Kontakt mit dem neuen Stadtquartier suchen und diesen pflegen.»


Thomas Marbet, Stadtrat:

«Olten SüdWest ermöglicht ein urbanes Wohnen; dennoch sind die Naherholungsgebiete (Born, Gheid usw.) zu Fuss in 5 bis 10 Minuten bequem erreichbar. Olten SüdWest bietet aber auch gesamtschweizerisch eine gute Erreichbarkeit sowohl per öffentlichem Verkehr (neue Bushaltestelle) als auch mit dem Auto (direkter Anschluss an ERO). Olten SüdWest zeichnet sich durch die an diesem Ort durchaus vertretbare Dichte aus und trägt somit dem vom Souverän mit grossem Mehr befürworteten neuen Raumplanungsgesetz Rechnung.»


Peter Schafer, Stadtrat:

«Herzlich willkommen. Die Bevölkerung von Olten nimmt seit einigen Jahren wieder zu. Darum macht die heutige Nutzung mit Mietwohnraum Sinn. Natürlich hoffe ich, dass wir im neuen Stadtgebiet engagierte Einwohnerinnen und Einwohner gewinnen. Als Verwaltungsratspräsident der Busbetriebe ist es mir ein grosses Anliegen, dass der neue Stadtteil auch einen Busanschluss erhält und damit auf den öffentlichen Verkehr setzt.»


Lorenz Schmid, Stadtplaner:

«Der Start ist gelungen. Die hohe Dichte wird durch qualitätsvolle Umgebungsgestaltung ausgeglichen. Die Wohnangebote sind leider etwas monoton. Innert Jahresfrist konnten dennoch über 200 Wohnungen vermietet werden, womit Olten endgültig auf den Wachstumspfad zurückgekehrt ist. Das Gros der neuen Bewohnerschaft sind Zuzüger (67 Prozent) und Schweizer (82 Prozent) im erwerbsfähigen Alter (95 Prozent). Für die weiteren Etappen wünsche ich mir eine höhere Durchmischung der Wohn- und Eigentumsformen.»


Urs Blaser, Wirtschaftsförderer:

«Olten SüdWest ist ein bedeutendes Entwicklungsgebiet der ZentrumStadt Olten und bietet die Chance für Wachstum, zusätzliche Steuererträge sowie Konsum für das lokale Gewerbe. Jetzt gilt es, die räumliche Qualität zu schaffen, die Verbindung zur Innenstadt attraktiv zu gestalten und aktiv am Markt in Erscheinung zu treten, um Auswärtige und Pendler für die Wohnregion Olten zu begeistern.» (bn)