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Zur exklusiven Vorpremiere des «Schellen-Ursli»-Films lud das Youcinema die drei zwölfjährigen Hauptdarsteller Jonas Hartmann (Uorsin), Julia Jeker (Seraina) und Laurin Michael (Ramon) sowie Filmregisseur Xavier Koller ein.
Relativ ruhig war es am Mittwochnachmittag im Youcinema Olten — trotz des hohen Besuchs der drei jungen Filmstars und des international erfolgreichen Regisseurs Xavier Koller
Zur exklusiven Vorpremiere des «Schellen-Ursli»-Films lud das Youcinema die drei zwölfjährigen Hauptdarsteller Jonas Hartmann (Uorsin), Julia Jeker (Seraina) und Laurin Michael (Ramon) sowie Filmregisseur Xavier Koller ein.
Die Bekanntheit der drei Kinderschauspieler hält sich in Olten noch in Grenzen, was sich möglicherweise in nächster Zeit ändern könnte.
Die Glocke geschellt hat der «Ursli», Jonas Hartmann, in Olten zwar nicht, dafür aber Billard gespielt. Er will gerade die lilafarbene Kugel anstossen und wird von Xavier Koller gestoppt. Dieser gibt Jonas einen Tipp, wo genau er die Kugel treffen soll et voilà, schnurstracks rollt sie ins Loch.
Zusammen mit anderen Kindern stehen Jonas Hartmann, Julia Jeker und Laurin Michael um den Billardtisch im Eingangsbereich des Youcinemas in Olten und wechseln sich mit den Billard-Stöcken ab.
Nicht weit weg steht Jonas Hartmanns Mutter, die während der Dreharbeiten für die Kinderbetreuung zuständig war. Auch Ditti Bürgin-Brook, einer der Produzenten, war an der Vorpremiere dabei.
Für Xavier Koller ist es nicht das erste Mal, dass er Olten besucht. Für seine Schauspieler-Sprösslinge aus dem Kanton Graubünden hingegen schon. Von der Stadt Olten haben die Drei jedoch fast nichts gesehen.
Der ganze Tag verläuft nach einem engen Zeitplan. Pünktlich um 13.30 Uhr beginnt die Fragerunde auf der Bühne des grössten Kinosaals im Youcinema Olten. Knapp zehn Minuten später heisst es auch schon: «Wir müssen weiter.» Schliesslich warten die Fans im Youcinema Oftringen bereits auf sie.
Vom Bücherregal in die Kinos
Das famose Kinderbuch «Schellen-Ursli», geschrieben von Selina Chönz und illustriert von Alois Carigiet, erschien im Jahre 1945.
Es erzählt die kurze Geschichte des Bündner Buben Uorsin («Ursli») aus dem Dorf Guarda, der sich mit der kleinsten Glocke nicht zufrieden gibt und deshalb eine abenteuerliche und gefährliche Bergtour in Angriff nimmt, um die grösste Kuhglocke, die er kennt, zu holen.
Für den Chalandamarz-Umzug, an dem die Kinder den Winter mit Glockengeläute austreiben, möchte Uorsin die grösste Glocke von allen haben und nicht mehr wegen der kleinsten gehänselt werden.
Mutig kämpft er sich hoch ins Maiensäss und kehrt am nächsten Tag gesund und munter samt Glocke, rechtzeitig zum Umzug, zurück ins Tal.
Für einen Film reichte der Inhalt des Kinderbuches nicht aus, bestätigte der Regisseur in mehreren Interviews sowie erneut vorgestern Nachmittag.
Deshalb fügte er neue Charaktere ein wie Urslis treue Verbündete Seraina oder Urslis Gegenspieler, den verwöhnten und etwas bösen Ramon.
«Laurin musste in eine andere Rolle schlüpfen. Er musste jemand spielen, der wenig mit ihm gemeinsam hat», lobte Koller Laurins Auftritt als Ramon. Zudem bekommt Laurin im Film rote Haare. Jonas und Julia hätten sich für ihre Rollen nicht gross verändern müssen.
So fand Xavier Koller die Kinder
Bei der Fragerunde, die von Deliah Kyburz, Hauptverantwortliche Marketing Youcinema, moderiert wurde, wollte jemand aus dem Publikum wissen, wie Xavier Koller zu den Kindern gekommen sei: «Ich habe mich an die Agentur von Corinna Glaus gewendet. Sie hat ein Kindercasting durchgeführt.»
Über 100 Kinder hätten teilgenommen. Er selber habe sich jedoch nur die letzten 30, die noch im Rennen waren, selbst angeschaut und mit jedem einzelnen Kind kurz zusammengearbeitet.
Er schaut Jonas und Laurin an: «Bei diesen Zweien wusste ich es sofort. Julia musste sich noch gegen ein paar Konkurrentinnen durchsetzen, bevor ich es auch bei ihr wusste.»
Es sei das erste Mal gewesen, dass die Kinder vor der Kamera standen, doch gerade das weiss Koller zu schätzen: «Dadurch waren sie sehr frisch und direkt. Sie waren nicht verbaut von anderen Regisseuren.»
Eine weitere Frage lautete, wie es denn gewesen sei mit so vielen Leuten zusammenzuarbeiten. Ditti Bürgin-Brook antwortete: «An dieser Stelle darf ich Xavier Koller ein ‹Chränzli bende›: Er hat es geschafft, dass aus einem Filmteam eine Familie wurde.»
Keine Angst vor dem Wolf
Lubin heisst der dressierte Wolf, der im Film «Schellen-Ursli» mitspielt. Weshalb ist Lubin vorgestern Nachmittag nicht mitgekommen? «Er ist in Deutschland», erzählt Jonas. Den Wolf werden die Kinder bestimmt nicht so schnell vergessen.
Ganz entzückt über den Wolf hatte sich Laurin bereits gegenüber anderen Medien geäussert: «Der Wolf hat mir aus der Hand gefressen.»
Jonas grinst über beide Ohren, als er gefragt wird: «Hattest du denn überhaupt keine Angst vor dem Wolf? Auch ganz am Anfang nicht?» «Nein, gar nicht!», meint er bestimmt.
Laurin kommt angerannt und man erzählt ihm, dass das Kino in Oftringen grösser sei als das in Olten. «Yeah, wirklich? Kann man da Air-Hockey spielen?»
Drehort des Filmes war nicht Guarda, sondern das kleine Dorf Sur En im Unterengadin. Die Filmcrew scheute keinen Aufwand, damit alles fast so aussieht wie vor 100 Jahren.
Die Fassade vom «Schellen-Ursli»-Haus bauten Frank Bolliger (Filmarchitekt) und sein Team zweieinhalb Monate vor Drehbeginn aus Gips und Holz.
Der grosse Stall im Zentrum von Sur En stand nur für die und während der Dreharbeiten dort. Viele weitere Häuser wurden künstlich auf alt getrimmt.
Selbst Einheimischen fiel es schwer, die echten von den unechten Häusern zu unterscheiden. Mit einem Gesamtbudget von 5,6 Millionen Franken ist «Schellen-Ursli» eine für Schweizer Verhältnisse teure Produktion.