Anthony Troy
Er sieht die Welt schwarz-weiss: Der Oltner Fotograf und sein Band mit 101 Persönlichkeiten

Der Oltner Fotograf Anthony Troy veröffentlicht anlässlich des Buchfestivals sein Band mit 101 Persönlichkeiten.

Fabian Muster
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Anthony Troy im Fotostudio: das Titelbild des Buches (links) und der Porträtierte Peter Bichsel auf dem Bildschirm.

Anthony Troy im Fotostudio: das Titelbild des Buches (links) und der Porträtierte Peter Bichsel auf dem Bildschirm.

Bruno Kissling

Wer in sein Studio an der Unterführungsstrasse im Oltner Bifangquartier tritt, fühlt sich gleich ein paar Jahrzehnte zurückversetzt: Im grosszügigen Lokal des Fotografen Anthony Troy gibt es ein schönes, altes Chesterfield-Sofa, einen alten Tisch mit integrierter Dürkopp-Nähmaschine, eine 100-jährige funktionierende Registrierkasse oder einen echten Flügel aus dem Jahr 1920 der Marke Reinhold. «Ich mag Retro und fühle mich gerne in die 1950-/60er-Jahre oder sogar in die 1920-/30er-Jahre zurückversetzt», sagt der 53-Jährige.

Genau diesen Stil hat er auch in seinem ersten Buch umgesetzt, das er als Fotograf herausgibt. In Schwarz-weiss-Bildern porträtiert er 101 Persönlichkeiten mit Bezug zu Olten und der näheren Umgebung. Die Idee hatte er schon vor zehn Jahren: «Mir kam ein Buch in die Finger mit Fotografien in Schwarz-Weiss und sepia über Leute aus dem Amerika der 1920er-Jahre.» So was wollte er auch über Olten machen. So hat er in den vergangenen knapp zwei Jahren bekannte Künstler, Politiker und Unternehmer wie Schriftsteller Alex Capus, Stadtpräsident Martin Wey oder Modepatron Alain Bernheim fotografiert, aber auch Personen wie den städtischen Friedhofsgärtner Peter Kempf. Die 101. Figur ist vielleicht das berühmteste Tier Oltens: der im Sommer 2017 verstorbene Kater Toulouse, von dem er die Bronzefigur in der Altstadt aufgenommen hat. Zu jeder Fotografie gibt es jeweils eine kurze Biografie.

Die Aufnahmen sind in Schwarz-Weiss. «Mit wenig Licht und viel Schatten», sagt Troy. Zu Zeiten der Schwarz-Weiss-Fotografie wollten die Leute alles in Farbe haben, jetzt sei es zum Teil umgekehrt. Fast alle Personen hat er in seinem Studio fotografiert. «Ich habe mir für jeden genügend Zeit genommen, damit sie sich beim anschliessenden Shooting wohlfühlen und nicht allzu verkrampft sind.» Denn dieses dauerte meistens nicht länger als eine Viertelstunde. Den früheren Fussball-Internationalen Ramon Vega, der in Trimbach aufgewachsen ist, hätte er als Vertreter der Sportler auch gerne vor der Linse gehabt. Ein Termin vergangenen Sommer in Olten kam nicht zustande. Im Oktober hätte er zwar nach London in die Wahlheimat des Geschäftsmanns fliegen können, doch dann hätte er die Publikation zum Buchfestival hin nicht mehr geschafft. Am Donnerstag hielt er das erste Exemplar in seinen Händen, pünktlich zum Start des Anlasses.

Doch der Autodidakt, der 2002 als Hochzeitsfotograf angefangen hat und seit bald zehn Jahren selbstständig ist, pflegt auch andere Künste. Noch vor seinem ersten Fotobuch hat Troy im August einen Thriller mit dem Titel «Claire» unter dem Pseudonym Jason Stewart als Book on Demand veröffentlicht. Eines der 75 gedruckten Exemplare hat er dem Schweizer Regisseur Marc Forster geschickt, der es in Hollywood bis ganz nach oben geschafft hat. Sein heimlicher Wunsch: eine Verfilmung der Geschichte um das Haus, in dem ein Familiendrama stattgefunden hat, bei dem nur ein sechsjähriges Mädchen überlebte. Denn nicht nur Fotografie, sondern auch Videoproduktionen gehören zu seinem Repertoire. «Ich würde gerne mal einen Film drehen», sagt Troy. Sein Vorbild ist Alfred Hitchcock. Als Künstler sieht er sich aber nicht: Er will einfach das tun, was ihn interessiert und beschäftigt. «Jeder Mensch hat seine Talente und diese soll er verwirklichen», ist sein Lebensmotto.

Ebenfalls seit längerem hat er die Idee, Olten und seine öffentlichen Plätze, Strassenzüge und Läden zu porträtieren. «Damit hätte ich eigentlich schon vor 30 Jahren anfangen sollen, als es all die Geschäfte wie Nordmann, EPA und den Victor Meyer noch gab», sagt Troy, der in Aarburg aufgewachsen ist, aber seit über 20 Jahren mit seiner Familie in Olten lebt. Es wäre wie eine Art Zeitgeschichte, die er bereits mit seinen 101 Oltner Persönlichkeiten realisiert hat.

Anthony Troy «101 Portraits von Menschen mit Bezug zu Olten»,
208 Seiten. Erhältlich ist es beim Autor selbst im Fotostudio oder in den Buchhandlungen Schreiber und Klosterplatz.