Komponist, Dirigent und Musiklehrer Thomas Trachsel ist neuer Dirigent des Swiss Saxophone Orchestra. Im Interview bringt er uns diesen Beruf und seine Faszination an der klassischen Musik etwas näher.
Thomas Trachsel: Das hat mich in all den Jahren nie jemand gefragt (lacht). Mein Vater hat viel Musik gehört, als er in der Ausbildung zum Bauführer war. Mein Zimmer war auf der gleichen Etage wie die Stube, und so kam ich Abend für Abend in den Genuss von klassischer Musik, vor allem Beethoven.
Mich interessiert nicht ein einzelnes Instrument, sondern das ganze Orchester und die Wirkung, die man beim Publikum erzielen kann.
Thomas Trachsel hat nach der Schule eine Lehre als Vermessungstechniker absolviert und anschliessend die Musikhochschule in Bern besucht. Er arbeitet als Dirigent bei verschiedenen Ensembles, komponiert und ist Musiklehrer an der Kreisschule Gäu. Trachsel ist in Hägendorf aufgewachsen und wohnt heute mit seiner Familie in Kappel.
Der Unterschied zur Musik, die sich die Leute heute anhören, ist der, dass Klassik nicht textbasiert ist. Musik ist selbsterklärend und erzeugt Emotionen. Nähme man bei Pop- oder Rocksongs den Text weg, würden diese die Tiefe verlieren, sofern denn vorher eine vorhanden war. Der musikalische Aspekt ist bei der heutigen Musik nicht mehr vorhanden.
Das kann ich nicht sagen. Aber ich vermute, dass es mit der Ehrlichkeit der Musik zu tun hat. Ich bin überzeugt, dass jeder Komponist ein Stück seines Lebens in seine Stücke einbringt. Es ist eine Art Spiegel, den der Komponist dem Dirigenten, dem Orchester und dem Publikum vor die Nase hält und ihnen quasi sich selbst zeigt.
In der heutigen Zeit ist Dirigieren etwas vom Schwierigsten, was es gibt. Dirigieren ist alles — nur nie demokratisch.
Nun, die Musik muss erarbeitet werden. Dabei müssen sich die Musiker in einem Orchester auf die Idee des Dirigenten einlassen. Er bestimmt, was wie gemacht werden soll, ein bisschen wie ein Autokrat. Deshalb ist der Dirigent auch eine Autoritätsperson. Er muss fachlich parat sein, die Verantwortung für alles übernehmen und steht immer an vorderster Front. Das kann manchmal ganz schön schwierig sein, weil jeder Dirigent die Idee des Komponisten umsetzen, aber gleichzeitig auch seine eigene Vorstellung einbeziehen will. Man muss seinen Weg finden, vor allem wenn man bei verschiedenen Ensembles tätig ist. Dafür ist die Erfüllung bei einem gelungenen Auftritt unvergleichbar.
Das Ziel eines jeden Auftrittes ist es, die Menschen in eine andere Welt zu versetzen. Wenn dies gelingt, dann stimmte alles. Je länger die Spannungspausen am Ende eines Stückes sind, desto besser war die Darbietung.
Der vorherige Dirigent beim Saxophone Orchester wollte lieber selbst mitspielen. Also ging das Orchester auf die Suche nach einem Dirigenten und erkor schliesslich mich als Wunschkandidaten. Das war ein sehr schöner Moment. Kurz darauf ging ich in eine Art Probelektion. Es hat mir sehr gefallen, und ich bin geblieben.
Es gibt ja verschiedene Saxophone, die zusammenspielen. Insgesamt gehören sieben Instrumente zur Saxophonfamilie. Daher sind es wieder verschiedene Instrumente, die je nach Kraft riesige Klangvielfalt erzeugen können und es nicht so tönt, als ob nur das Saxophon spielen würde.
Hinweis: Swiss Saxophone Orchestra: Konzert in der Paulus-Kirche, Olten, 7. November, 19.30 Uhr.