Olten
«Enzos»: Bei Leuten beliebt — trotz bewegter Geschichte

Die vor einem Jahr der Stadt Olten verschenkten Enzo-Möbel erfreuen heute Badigäste und Schüler des Bildungszentrums – den Initianten der Crowdfunding-Aktion allerdings weniger.

Lucien Rahm
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Bruno Kissling

Genau vor einem Jahr waren die Plastikmöbel Enzo das Stadtgespräch Nummer eins. «Kolt»-Verleger Yves Stuber hat die sechs farbigen Plastik-Dinger per Crowdfunding-Aktion angeschafft und schliesslich der Stadt verschenkt. Die Stadt nahm das etwas unfreiwillige Geschenk zwar an, wusste aber nicht recht, was sie damit anfangen soll. Stuber wollte ursprünglich die Kirchgasse aufwerten und so Sitzplätze ohne Konsumzwang schaffen.

Dort wollte die Stadtverwaltung die 80-Kilo-Möbel aber partout nicht haben, auch eine damalige Nacht-und-Nebel-Aktion vom neuen Olten-jetzt!-Gemeinderat Daniel Kissling änderte nichts daran: Er verfrachte das pinkfarbene Exemplar mit ein paar Freunden auf die Kirchgasse. Über den Winter standen die sechs Plastikmöbel vor der Schützi, wo sie Littering und Verschmutzung ausgesetzt waren, während des Sommers nun in der Badi Olten.

Yves Stuber, der die letztjährige Spendenaktion zur Anschaffung der Möbel lancierte, sieht den eigentlichen Zweck der Enzo-Möbel an ihrem neuen Standort nicht mehr erfüllt. «Man kann zwar argumentieren, die Badi ist auch öffentlicher Raum. Aber trotzdem nicht ganz, weil der Eintritt kostet», sagt Stuber. Daher sei die neue Lösung «sehr fern von der Idee der Initianten».

Dass die sechs Möbel, wovon vier nun im Eingangsbereich und zwei neben dem Beachvolleyballfeld der Badi stehen, bei den Badegästen offenbar gut ankommen, vermag Stubers Frust nicht zu mildern. «Ich finde zwar persönlich auch, dass die Enzo-Möbel nicht schlecht in die Badi passen.» Aber das sei nicht die ursprüngliche Idee gewesen.

Auch ein Aschenbecher

Die Badi-Gäste scheint dies nicht zu kümmern. «Die sind wunderbar», sagt ein Besucher am vergangenen Dienstagnachmittag. Er schätze die Möglichkeit, auf den Lehnen der Möbel seine Badetücher zum Trocknen auslegen zu können. Auch sei das Liegen darauf eine bequeme Angelegenheit. Sie würden rege benutzt, meint ein anderer regelmässiger Badi-Gast. Eine Besucherin nutzt die am Gehweg gelegene Sitzmöglichkeit, um sich nach einer Schwimmrunde von der Sonne trocknen zu lassen.

Hinlegen würde sie sich allerdings erst, «wenn es sauber wäre». Die Liegefläche des pastellblauen Möbels ist etwas schmutzig. Auf dem danebenstehenden lilafarbenen Möbel hat sich in der Mitte der Liegefläche Wasser angesammelt, in der zum Aschenbecher umfunktionierten Einkerbung eines Verschlussdeckels auf der Lehne liegen Zigarettenstummel.

Badmeister Thomas Müller versichert, dass die Möbel in der Badi gut gepflegt werden. «Wenn wir sehen, dass sie verschmutzt sind, machen wir sie sofort sauber.» Solche Kontrollrundgänge würden alle 45 Minuten stattfinden. Was dabei unter Verschmutzung verstanden wird, sei allerdings subjektiv. Am letzten Dienstagnachmittag zumindest musste nach Ansicht des Putzpersonals nicht eingegriffen werden.

Auf jeden Fall seien die Möbel in der Badi in besserer Obhut, als wenn sie ausserhalb stehen würden. Bevor sie in die Badi kamen, standen sie vor der Schützi. «Dort waren sie recht versifft», sagt Müller. Whiskyflaschen, Bierbüchsen und Spritzen seien dort bei den Möbeln zu finden gewesen. «Dort hätte sich die Stadt mit Sicherheit eine Szene herangezüchtet, wie ich sie neben dem Schwimmbad nicht haben möchte.»

Überwintern werden die Möbel ebenfalls in der Badi, an einem überdachten Platz. Ob sie auch in der nächsten Saison noch hier stehen, sei noch unklar. «Ich könnte mir aber vorstellen, dass man noch eine Saison dranhängt», sagt Baudirektor Thomas Marbet. «Ich schliesse aber nicht aus, dass auch andere Standorte nochmals geprüft werden.»

Stubers Unzufriedenheit kann Marbet teilweise nachvollziehen. «Ich verstehe sein Argument, sehe aber auch, wo Nutzen, Sicherheit und Reinigung sichergestellt sind.» Und dies sei in der Badi der Fall. Vollständig öffentlich zugängliche Enzo-Möbel würden sich zudem immer noch beim Berufsbildungszentrum finden.

Auch dort stehen die in Italien produzierten Möbel österreichischen Designs. Als man letztes Jahr von der Crowdfunding-Aktion des Stadtmagazins «Kolt» hörte, entschied sich auch das kantonale Berufsbildungszentrum BBZ in Olten für eine Anschaffung mehrerer Enzo-Möbel. «Wir hatten letztes Jahr gerade Bedarf an zusätzlichen Sitzplätzen», sagt Direktor Georg Berger. «Zudem wollten wir damit unseren Beitrag an die Aufwertung des öffentlichen Raums leisten.» Die allesamt grünen Möbel zieren seit einem Jahr die Pausenbereiche des BBZ an den beiden Standorten im Bifang und beim Kantonsspital Olten.

Auch hier werden sie stark genutzt. «Sie sind bequem», finden die Schüler, die teilweise zu fünft auf den Möbeln Platz nehmen. Vor allem die Exemplare in den Raucherbereichen erfreuen sich grosser Beliebtheit. Die Raucher benutzen die Liegefläche dann zum Teil auch gleich als Aschenbecher, was entsprechende Verschmutzungen zur Folge hat.

«Man kann nicht verhindern, dass die Anstandsregeln manchmal nicht bekannt sind», sagt Berger. Die Reinigung sei auf dem BBZ-Gelände aber generell aufwendig und habe nicht speziell mit den Plastikmöbeln zu tun. Diese würden wöchentlich gesäubert.

Zumindest die beobachteten Schüler entsorgen immerhin ihre Zigarettenstummel im Abfallkorb, wenn sie das Enzo-Möbel wieder verlassen. An den Ascherückständen scheinen sich einige Schüler auch gar nicht zu stören. Störender sei die pralle Sonne, die man bei der Benutzung der Möbel teilweise in Kauf nehmen müsse, sagen sie. Ein gewisser Sonnenschutz sei jedoch an beiden Standorten bereits gegeben, sagt Berger. Eine Anschaffung von mit den Möbeln kompatiblen Sonnenschirmen sei daher «derzeit kein Thema».