Olten
Eng, dunkel und zu knapp dotiert: Stadtbibliothek ist in die Jahre gekommen

In die Jahre gekommen, knapper Stellenetat, zu kurze Öffnungszeiten: Die Stadtbibliothek Olten ist in die Kritik geraten. Jetzt hat die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur Visionen für die Institution entworfen.

Urs Huber
Drucken
Sie glänzt mit wenig einladender Atmosphäre und düsterem Ambiente: die Stadtbibliothek Olten.

Sie glänzt mit wenig einladender Atmosphäre und düsterem Ambiente: die Stadtbibliothek Olten.

Bruno Kissling

Sie wirkten wie ein Aphrodisiakum: Ideen und Vorstellungen der Studierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur. Innert einer Woche haben diese im Auftrag der Stadt Olten «auf der grünen Wiese», wie Studienleiter Ivo Macek an der gestrigen Präsentation meinte, Ideen und Visionen für eine Bibliothek entworfen, die Olten zur Bibliotheksstadt Nummer 1 katapultieren würde. Angestossen worden war das Vorhaben durch den Umstand, dass die Stadtbibliothek zunehmend in die öffentliche Kritik geraten war (wir berichteten.)

Und tatsächlich: Nach einer didaktisch schon fast perfekten Inszenierung der Studierenden, welche sich in ihrer visionären Arbeit auf die Analyse des Istzustandes stützten, lag schliesslich die Visualisierung eines städtischen Kulturzentrums über der Bahnhofbrücke thronend, vor. Wer sich die Idee in der Realität vorstellen konnte, kam nicht umhin, das (noch) virtuelle Projekte als absolut umwerfend, grossartig oder begeisternd zu bewerten. Wie sagt der Amerikaner: «If you can dream it, we can do it!» Wenn du’s träumen kannst, können wir’s auch umsetzen.

Die Stadtbibliothek in Zahlen

- 300 Stellenprozente, 4 Mitarbeitende

- 11 000 Romane (inklusive Bestseller), 33 000 Fachbücher, 4100 DVDs, 4000 Hörbücher, 600 Landkarten, 14 Tageszeitungen und 66 Magazine und Lexika zu allen Wissensgebieten

- 600 m2 Fläche

- Die Bibliothek wird täglich von 150 bis 200 Personen besucht.

Was aber hatte die Studierenden zu solchem Wagemut inspiriert? Eben: der Ist-Zustand der Stadtbibliothek. Vor einem Vierteljahrhundert neu eingerichtet wird sie heute als dunkel, eng und isoliert wahrgenommen; ebenso schlägt deren ungünstige räumliche Einteilung, das eher unfreundlich wirkende Äussere, das weitgehend fehlende Angebot an Weiterverarbeitungsmöglichkeiten von Informationen durch. Ferner machten die Studierenden die grundsätzlich gestiegenen Ansprüche der Kundschaft geltend, welche in der Bibliothekswelt auch einen gesellschaftlichen Treffpunkt sieht, wo kulturelle Veranstaltungen über die Bühne gehen und weitere Aktivitäten und Zusammenkünfte möglich sind. Und mittlerweile beschränkt sich der Bibliotheksbetrieb nicht mehr ausschliesslich auf die Vergabe von Büchern; auch die Ausleihe von Werk- und Spielzeug etwa rückt in greifbare Nähe.

Und nicht zuletzt nahm die nach Einschätzung der Studierenden völlig unterdotierte Zahl an Beschäftigten einen wichtigen Stellenwert ein. «Allein der Umstand, dass vieles aus den Bibliotheksbeständen der Öffentlichkeit gar nicht frei zugänglich ist, sondern von den Mitarbeitenden speziell bereitgestellt werden muss, verhindert effizientes Arbeiten», so ein Fazit aus dem Kreis der Studierenden. So wurde auch der Umstand moniert, dass sich das Bibliotheksgut auf vier Etagen verteilt.

Nicht nur Visionen

Neben dem visionären Bild des neuen Kulturzentrums auf der Bahnhofbrücke: Es gab auch Vorstellungen aus der Studentenschaft, die durchaus realitätserprobt und keineswegs unbekannt wirkten: Etwa die einer grundsätzlichen Zentralisierung aller städtischen Angebote, also jenes der Jugend- und der interkulturellen Bibliothek mit jenem der Stadtbibliothek, eine verstärkte Zusammenarbeit mit jener der hiesigen Fachhochschule sowieso. Hinzu kamen Anregungen, wie das Image grundsätzlich aufpoliert werden könnte: Merchandising, die Gebühr abschaffen, weniger stringente Öffnungszeiten, die Möglichkeit der Selbstbuchung, was für den Kunden die eigenständig verwaltete Rückgabe und Mitnahme von Büchern oder Medien beinhaltet. «Dies würde fürs Personal Luft schaffen», so die Hochschulabsolventen.

Nun also wird die Frage sein: Wie nähert man sich in Olten einer Vision beziehungsweise will man sich in der Stadt einer solchen nähern? «Think big – denk grosszügig», hatte Ivo Macek im Verlauf der Präsentation immer wieder mal gesagt. In ein paar Wochen wird ein abschliessender Bericht an die Stadt folgen und das rund 22 000 Franken schwere Projekt ein vorläufiges Ende finden.