Buchmesse Olten
Emils Masche funktioniert noch immer einwandfrei

Einmal in Erzähl-Fahrt gekommen, war Emil Steinberger am Vorabend der Buchmesse Olten nicht mehr zu bremsen. Lebhaft schilderte er Begebenheiten, die er auf seinen Reisen erlebt hatte. Und auch einen alten Emil-Klassiker brachte er.

Adriana Aubler
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Emil plauderte am Mittwochabend anderthalb Stunden und sorgte so für beste Unterhaltung. Archiv

Emil plauderte am Mittwochabend anderthalb Stunden und sorgte so für beste Unterhaltung. Archiv

Bruno Kissling

«Ja, und einmal ...» oder «Das war ja auch noch ...» – Emil Steinberger, der am Mittwoch im Rahmen des Perlenabends an der Buchmesse Olten im Stadttheater gastierte, kam so manche Geschichte in den Sinn, die er dem zahlreich erschienenen Publikum erzählen wollte. Und sie begannen immer mit den gleichen beiden Sätzen.

Nur ganz vereinzelt warf Emil einen kurzen Blick auf seinen Spick, ansonsten plauderte er frisch von der Leber weg. Zig Anekdoten aus seinem Künstlerschaffen liess der 80-Jährige in seiner lebendigen und ganz Emil eigenen Art Revue passieren. Mit dieser Masche – die wohl gar keine Masche ist, sondern viel mehr Emils Eigenart – gewann er am Mittwochabend das Publikum lückenlos und gekonnt für sich.

Der verängstigte Hotelgast

«Ja, und einmal hat mir ein Hotelier aus Baden-Baden versprochen, dass er mich in sein Hotel einlädt, wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin», setzte Emil an seinem Holztischchen sitzend zu seiner nächsten Episode an. Als er tatsächlich das nächste Mal in Baden-Baden war, fand er einen Brief in seiner Künstlergarderobe. Der Hotelier schrieb ihm, dass er und seine Familie ausgerechnet jetzt in den Ferien weilten, Emil aber trotzdem gerne im Hotel übernachten dürfe. Der Schlüssel lag dem Brief bei. «Also bin ich dorthin gefahren. Im Hotel drin war es stockdunkel. Das war schon ein bisschen ‹unghür›», erzählte Emil und der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben. Hinzu kam, dass er seine Zimmertür nicht abschliessen konnte. Dennoch machte er es sich in Zimmer 212 gemütlich.

Nachts um 2 Uhr hörte er jedoch ein lautes Poltern hörte. «Die Tür war nicht abgeschlossen und ich hatte die ganze Gage der vorangegangenen zwei Wochen auf mir. Deshalb stopfte ich das ganze Geld in meine Pyjamahose. Je, mir war Angst und Bange.» Und wie Emil die nächtlichen Vorgänge so angeregt schildert, wähnt man sich direkt in diesem Hotelzimmer. Das Gepoltere im Treppenhaus des Hotels blieb übrigens ohne Folgen für Emil. Am nächsten Tag klärte sich der Vorfall. Die Empfangsdame teilte Emil mit, dass ihr behinderter Sohn auf dem Hosenboden die Treppe runtergeplumpst sei. «Auf Frühstück hatte ich keine Lust mehr und verliess das Hotel schnell», erinnert sich Emil. Und wie bei fast jeder seiner Anekdoten fügte er an: «Was mir schon alles passiert ist ...» Die perfekte Steilvorlage für die nächste Episode.

Emil Steinberger zeigte sich am Vorabend der offiziellen Eröffnung der Buchmesse Olten in Topform. Kaum in Erzähl-Fahrt gekommen, war er nicht mehr zu bremsen. Er las aber auch aus seinem Buch «Lachtzig» und liess zum Schluss mit «Die Vorstandssitzung» einen Emil-Klassiker wieder aufleben. Ganz zur Freude der Besucher – zwar allesamt den Sketch schon kannten, aber sich gleichwohl bestens über den Präsidenten, den Kassier und den Referenten amüsierten.

Für den 80-Jährigen war der Besuch in Olten, das seiner Ansicht nach durchaus was von New York hat, nur ein Zwischenstopp. Denn dem Kabarettisten stehen zehn Auftritte in Frankfurt bevor. Zweifellos wird der Routinier auch dort nicht aufzuhalten sein.