Olten
Eine Ära geht zu Ende: Das Traditionsgeschäft Lederwaren Zimmermann schliesst nach 26 Jahren

Das Fachgeschäft Lederwaren Zimmermann ist noch bis zum 16. November geöffnet, dann schliesst Inhaber Jürg Zimmermann den Laden für immer. Unzufrieden ist er mit der Stadt Olten.

Fabian Muster
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Zimmermann Lederwaren Olten - Geschäftsschliessung

Zimmermann Lederwaren Olten - Geschäftsschliessung

Bruno Kissling

Wer eine Aktentasche, einen Rollkoffer oder ein Portemonnaie suchte, war bei Zimmermann Lederwaren am Munzingerplatz 4 in Olten am richtigen Ort. Nun geht diese Ära nach 26 Jahren zu Ende: Noch bis Freitag, 16. November, ist das Fachgeschäft geöffnet. Bis dann haben die Kunden die Möglichkeit, die Ware für 40 Prozent Rabatt zu erstehen. «Es gab immer weniger Umsatz mit immer weniger Kunden», begründet Inhaber Jürg Zimmermann den Schlussstrich.

Er spart zudem nicht mit Kritik an die Adresse der Stadtverwaltung. Die Weichen seien von der Politik schon vor Jahren falsch gestellt worden. Er wettert vor allem über die Verkehrsberuhigung mit der Tempo-20-Zone und der neuen Kirchgasse. Seither beklagt er einen Umsatzrückgang von rund 20 Prozent, weil der Laden ihm zufolge schlechter mit dem Auto erreichbar ist.

Zudem sei es kontraproduktiv gewesen, dass zur selben Zeit auch die Gebühren auf den öffentlichen Parkplätzen erhöht worden seien. «Die Politik schaut zuwenig aufs Gewerbe», sagt Zimmermann. Inzwischen sei es nicht mehr attraktiv, in Olten einzukaufen. Die Leute gingen lieber gleich in die grossen Städte nach Bern oder Zürich.

Als er das Geschäft vor rund einem Vierteljahrhundert übernahm, sei es noch völlig anders gewesen. «Die Stadt hat pulsiert und fast jedes Warenhaus war in Olten vertreten.» Wenn nun sogar der Herren Globus an der Kirchgasse mit seiner Toplage schliesse, stimme doch etwas nicht. Dass die Einkaufsstadt Olten an Attraktivität verloren hat, merkte er, als er versuchte, das hiesige Geschäft zu verkaufen. Es gab keine Interessenten.

Kleiner Umsatz wegen Onlinehandel

Neben der in seinen Augen falschen (Verkehrs)Politik trägt auch der Onlinehandel dazu bei, dass der Umsatz kleiner wird. «Die Oltner müssen sich selbst an der Nase nehmen, wenn sie lokale Geschäfte nicht mehr berücksichtigen.» Doch auch die grösseren Markenproduzenten machen mittlerweile Vorgaben, die für ihn nicht mehr akzeptabel sind: Er dürfe auf seiner Website zwar auf die Produkte verweisen, aber diese selbst online nicht verkaufen. Stattdessen wird verlangt, dass ein Link direkt auf die entsprechende Homepage verweist. Zudem müsse sein Geschäft zum Teil Garantiereparaturen übernehmen von im Netz gekaufter Ware.

Seit 40 Jahren ist Zimmermann nun im Familienunternehmen tätig und will daher beruflich etwas kürzer treten. Vor zwei Jahren wurde das Servicecenter in Kriens LU geschlossen. Derzeit verbleibt noch das Geschäft in Bern. Obwohl er nicht alle Mitarbeiter aus Olten für die Filiale in der Bundeshauptstadt übernehmen konnte, haben die restlichen inzwischen ebenso einen neuen Job gefunden.