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Das fahrende Tonstudio von Stefan Bregy machte Halt bei der Klasse 1. Sek B in Wangen bei Olten. Laptops, Kopfhörerverstärker, Drumcomputer, Handy-Recorder, Studiokopfhörer und vieles mehr brachte Stefan Bregy mit.
Ein kleines Rätsel zum Einstieg: Was ist mit Schülern passiert, die für wenige Minuten im Schulzimmer ohne Aufsicht nicht für Radau sorgen, sondern mucksmäuschenstill verharren? Selbst für den, der draussen vor der Tür seine Ohren spitzt. Sind sie etwa mit einem Test beschäftigt? Könnte man meinen, ist aber nicht so.
Was dem Horcher draussen verborgen bleibt, erschliesst sich dem Besucher im Klassenzimmer rasch. Es muss am elektronischen Equipment liegen, welches gut verteilt auf Schülerpulten ruht: Laptops, Kopfhörerverstärker, Drumcomputer, Handy-Recorder, Studiokopfhörer und und und. Alles herbeigebracht vom fahrenden Tonstudio des Wallisers Stefan Bregy, der damit Teamevents und Musikprojekte von Schulen bedient.
Diese Woche verbrachte der Mann bei der Wangner Klasse 1. Sek b. Klassenlehrerin Laetitia Wüthrich konnte das fahrende Tonstudio für ihre Projektwoche engagieren. Auch dank der Unterstützung von SOkultur wurde die Umsetzung erst möglich. 5000 Franken kostet das Projekt in Wangen.
Und jetzt? Jetzt stellen die 14 Schülerinnen und Schüler von Laetitia Wüthrich innert knapp fünf Tagen ein Hörspiel zusammen, kreieren einen Klassensong, dichten, rappen, stellen Geräuschteppiche zusammen, komponieren. In einer überraschenden Dichte und Konzentriertheit. «Spass macht eigentlich alles», sagt die 13-jährige Ellen Schnyder. Und sie ist mit dieser Einschätzung nicht allein. Kollegin Susan Abass, 12 Jahre, stimmt ihr zu. Der 13-jährige Kailash Montefinale (13) bevorzugt dagegen die soundtechnischen Elemente. Der Drumcomputer, ein elektronisches Instrument zur Erzeugung perkussiver Klänge, ist sein Ding. «Ich möchte später mal als DJ aktiv sein», sagt er. Und wo als Lehrling?. «Am liebsten in der Elektrobranche», verrät er.
Jetzt aber gilt es, Textpassagen rhythmisch an den Rap anzupassen. Und als ob das nicht schon heikel genug wäre, muss sich der Text auch noch reimen. Das hingegen ist dann Knochenarbeit, oder bildungssprachlich ausgedrückt: ein klassisches Sprachanwendungstool ohne digitale Unterstützung.
Und während Stefan Bregy im Tonstudio, welches in der Schulbibliothek untergebracht ist, dort für die Aufnahmeleitung sorgt, ist Laetitia Wüthrich in just diesem Sprach-Tool gefragt, hilft die Reimwörter finden, weist auf rhythmische Stolperfallen hin, nimmt das Versmass zurück, passt an, ebnet Unrhythmisches ein. Die Lehrerin ist ganz zufrieden. «Ich find den Rap grossartig. Ein gutes Gefühl, wenn alles so richtig passt.»
«Das fahrende Tonstudio ist sicher eine geeignete Form des Unterrichts in digitaler Aufmachung», sagt Stefan Bregy. Es verbinde kreative Inhalte mit nicht analoger Anwendung. Eine pädagogische Intention, nach der immer lauter gerufen werde. Und das Produkt sei nachhaltig. «Da entstehen Arbeiten, die man problemlos speichern, jederzeit hervorholen und ohne grossen Aufwand wieder geniessen kann», so Bregy.
Die meisten Projektbegleitungen fallen für ihn auf der Sekundarstufe 1 an, also in den Klassen 7 bis 9. «13-jährig sollten die Schüler sein, um den Anforderungen einer Projektwoche standzuhalten» sagt Bregy.
Zwischenzeitlich präsentieren Sandro Meier, 13 Jahre und der 14-jährige Gedeon Beljean ihren Soundteppich, den sie per Mikro eingefangen und geschnitten haben. «Wir sind noch nicht zufrieden damit», sagt Sandro. «Das können wir besser.» Gedeon nickt. Es scheint, als wollten sich die beiden motivierten Teenager immer wieder selbst überholen auf der Tonspur.