Bundesordner 2014 glich einer rasante Abfolge von Einzelnummern in der Schützi zu Gast; Angesichts der Fülle und Gegensätzlichkeit der Kurzauftritte gingen einzelne wertvolle Fundstücke jedoch unter.
Politisch, poetisch und sehr musikalisch präsentierte sich der Bundesordner 2014 in der Schützi Olten. Das Duo schön&gut, Kathrin Bosshard, Anet Corti, Uta Köbernick, Nils Althaus, Renato Kaiser und Les Trois Suisses à deux liessen das vergangene Jahr Revue passieren.
Der Bundesordner 2014 (Regie: Paul Steinmann) erwies sich als rasante Abfolge von Einzelnummern. Das hatte sein Gutes, weil es auf diesem bunten Marktplatz der Kleinkunst zahlreiche Trouvaillen gab. Angesichts der Fülle und Gegensätzlichkeit der Kurzauftritte gingen einzelne wertvolle Fundstücke jedoch unter. Keine Gefahr verloren zu gehen lief allerdings Anet Corti, welche in der aktuellen Ausgabe des Bundesordners sehr präsent ist: Etwa als initiative Kaffeerahm-Deckeli-Sammlerin, bodenständig und bauernschlau, auf der Suche nach dem Hitler-Motiv. Auch ihr Auftritt als souveräne Anheizerin beim «grössten Release aller Zeiten», dem «i-Man 0815 s», mit «verbessertem social behaviour» bleibt unvergessen.
In krassem Gegensatz zu diesem inszenierten Medienspektakel standen die Auftritte von Kathrin Bosshard, die sich der Puppenspielkunst verschrieben hat. Schwierig, sich auf das subtile Figurenspiel einzulassen. Die dichtgesponnenen Texte, welche sich um Sein und Schein, Wahrnehmung und Wirklichkeit sowie die Frage nach Identität drehen, brauchen Raum zur Reflexion. Sonst sind sie kaum zu rezipieren.
Es ist aber nicht so, dass die leisen Momente im Bundesordner 2014 völlig untergehen. Uta Köbernick setzte durchaus Akzente, etwa mit ihrem musikalisch- melancholischen Spaziergang unter Sternenhimmel. Sie versteht es immer wieder, sprachlich-gedankliche Assoziationsketten voller Poesie und kritischer Denkanstösse zu zaubern. Dabei gelingt es ihr geschickt, das Private mit dem Politischen zu verknüpfen.
Das gilt auch für Kabarettist und Liedermacher Nils Althaus, dessen Lied über eine junge serbische Fichte sich um Unerwünschte und andere dreht. Im Sketch über «erleichterte Heiligsprechungen» haben Althaus und seine Künstlerkollegen die Kirche im Visier. Nicht ohne sich vorab per Leinwandtext zu entschuldigen, dass sich Mohammed und der Islam leider nicht in einen Sketch über die katholische Kirche einbauen liessen.
Masseneinwanderungsinitiative, Alice Schwarzer, Schweizer Identität, Ebola, dies und anderes passte in den Bundesordner von A bis Z. Spoken Word Künstler Renato Kaiser brachte Lokalkolorit ein und befasste sich mit Geri und dem «kleinen Stadtammann». In Erinnerung bleibt zudem Kaisers eindrücklicher, präzise komponierter Text um Recht und Menschenrecht. Les Trois Suisses à deux gaben sich für den Bundesordner brav und verzichteten auf gröberen Klamauk. Sie trugen ein Wortgefecht zwischen Bratwurst und Kopfsalat bzw. zwischen Fleischfressern und Veganern aus oder umkreisten musikalisch-witzig den Föderalismus beim frühen Sprachenlernen.
Gekonnt hielt das Duo schön & gut als Moderation die Fäden von A bis Z in der Hand. Lachte sich krumm bei «J» wie Jodtabletten, übersetzte «N-O-P» als «No Pegida», machte sich Gedanken über das «toskanische Pferd» und die Angst der Gesellschaft vor «maritimen Parasiten».
Als Zugabe setzte die Crew einen starken gemeinsamen Schlusspunkt und zeigte nochmals auf, was das Herz des Bundesordner ist: Weltpolitisches, Schweizerisches, Sportliches und Privates, gnadenlos seziert und mit Musikalität, Biss und Witz geistreich einer kritischen Analyse unterzogen.