Ein Förderband von Kieswerk zu Kieswerk

Mit einem Verbindungskorridor zwischen Boningen und Gunzgen will das Baustoffzentrum Lastwagenfahrten auf der Strasse vermeiden.

Urs Huber und Fabian Muster
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Entlang der gestrichelten Linie führt der Korridor vom Kieswerk Gunzgen (oben) zum Kieswerk Boningen.

Entlang der gestrichelten Linie führt der Korridor vom Kieswerk Gunzgen (oben) zum Kieswerk Boningen.

Bild: zVg

Die beiden Kiesverarbeitungswerke Boningen und Gunzgen sollen über eine direkte Verbindung aneinander gekoppelt werden. Vorgesehen ist dafür ein Transportförderband auf einer Länge von rund einem Kilometer sowie einer parallel zum Förderband verlaufenden Strasse von knapp 600 Metern Länge. Das Bauvorhaben wird als Verbindungskorridor bezeichnet und kostet rund drei Millionen Franken. Auf dem Förderband sollen jährlich 135000 Kubikmeter Rohstoffe und Komponenten vom Standort Gunzgen nach Boningen transportiert werden. Mit den beiden betroffenen Bürgergemeinden Gunzgen und Boningen konnten bereits Baurechtsverträge abgeschlossen werden.

Auf der neu errichteten Strasse beträgt das jährliche Transportvolumen maximal 15000 Kubikmeter. Die Anzahl Strassentransporte, unter anderem auch Bewegungen von Baumaschinen, sind auf deren 10 pro Tag limitiert. Die Strasse dient auch dazu, um das Förderband unterhalten zu können. Das Baustoffzentrum Olten/Zofingen (BOZ) hat die Absicht, die beiden Standorte Boningen und Gunzgen künftig lediglich noch aus der Abbaustelle in Gunzgen zu versorgen. «Mittelfristig werden auch die Kiesreserven in Gunzgen erschöpft sein und der Kiesabbau wird ab ca. 2026 in Härkingen und Fulenbach weitergeführt», heisst es im Planungsbericht zum überkommunalen Erschliessungsplan Werkstandorte Gunzgen und Boningen. Seit vergangenem Herbst ist bereits der Kiesabbau in Boningen beendet.

Die Betriebsdauer des Verbindungskorridors ist auf 37 Jahre ausgelegt. Dann soll der Korridor wieder aufgehoben werden, weil die Baurechte bis zu diesem Zeitpunkt für die Werkplätze und das Förderband enden. Das Mitwirkungsverfahren läuft bis zum 30. April. Die Papiere liegen auf den beiden Gemeinden Boningen und Gunzgen auf und sind auf den Websites der Gemeinden abrufbar.

1. Warum soll ein Korridor geschaffen werden?

Die Hauptabsicht des BOZ ist es, das öffentliche Strassennetz nicht mit betriebsinternen Transporten von Rohstoffen zu beanspruchen. Die jährlich rund 135000 Kubikmeter Material würden zu knapp 10000 Lastwagenfahrten à 14 Kubikmeter Ladung führen. Das wären an Werktagen mehr als 40 Fahrten täglich (exklusive Rückfahrt). «Das Projekt ist ganz klar motiviert, die Umwelt mit weniger Lastwagenfahrten zu belasten und Fahrten durchs Dorf zu vermeiden», sagt Geschäftsleiter Jürg Wyss auf Anfrage.

2. Wie wird gebaut?

Zu Beginn der Bauarbeiten 2021 steht der Ausbau beziehungsweise die Errichtung der Verbindungsstrasse an. Wo notwendig, wird der Boden zur Verbreiterung des bestehenden Weges getrennt nach Ober- und Unterboden abgetragen und der Verwertung zugeführt. Zwecks Stabilisierung des Untergrundes kann ein Materialtausch vorgenommen werden. Anschliessend erfolgt der Einbau der Kofferung. Schliesslich wird die Strasse asphaltiert. In Betrieb gehen soll der neue Korridor respektive das Förderband ab 2022.

3. Wie viel Wald fällt zwischenzeitlich dahin?

Für den Bau des Korridors müssen auf Gemeindegebiet Gunzgen gut 8300 Quadratmeter Waldfläche gerodet werden. Darunter befindet sich eine Fläche von knapp 5000 Quadratmetern, die im Nachgang zum Kiesabbau bereits wieder aufgeforstet wurde und jetzt wieder gerodet werden muss. Für die restliche Waldfläche von gut 3300 Quadratmeter liegt eine Rodungsbewilligung vor. Allerdings müssen bereits bestehende Aufforstungsfristen verlängert werden. Für eine Fläche von 1700 Quadratmeter gar bis ins Jahr 2058. In Boningen tangiert das Bauvorhaben ausschliesslich die Landwirtschaftszone.

4. Wie viel Lärm entsteht mit dem neuen Korridor?

Bauarbeiten, Antrieb und Rollen des Förderbandes verursachen Lärm; ebenso die Beschickung des Bandes. Die am nächsten gelegenen Bauten in Boningen (Gsteigli) und Gunzgen (Gunzger Allmend) sind 200 Meter oder mehr davon entfernt. Der Planungswert von 55 Dezibel – so laut wie Regen, Kühlschrank, oder ein leises Gespräch – dürfte am Tag unterschritten werden.

5. Was passiert mit dem Grundwasser in diesem Bereich?

Das Bauvorhaben erstreckt sich über den Gewässerschutzbereich Au. Der Grundwasserspiegel befindet sich gemäss Planungsbericht 10 bis 12 Meter unter Grund. Da das Bauvorhaben keine Einbauten ins Grundwasser vorsieht, ist eine Beeinträchtigung desselben höchst unwahrscheinlich.

6. Was passiert mit dem Boden?

Für die Erstellung der Stützen des Förderbandes beziehungsweise von deren Fundamenten ist ein Eingriff im Boden notwendig. Der Boden wird getrennt nach Ober- und Unterboden abgetragen und vor Ort gelagert. Sämtlicher Boden kann vor Ort fürs Anfüllen der Fundamente wiederverwendet werden. Der Flächenbedarf ist nur gering. Für den Bau der parallel zum Förderband verlaufenden Strasse ist der Abtrag von rund 1000 Quadratmeter Boden notwendig. Der anfallende Waldboden wird für die Rekultivierung in der Kiesgrube Forenban und Ischlag-Dreiangel verwendet.

7. Was ist mit den Wildtieren?

Um Wildtieren kein Hindernis darzustellen, wird das Förderband auf Stützen mindestens 1,5 Meter über Grund verlaufen. Nach heutigem Kenntnisstand geht man davon aus, dass Bau und Betrieb der Anlage hinsichtlich Wald, Fauna, Flora und Lebensräume nur geringste Folgen haben werden.