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Eleganter Tanz und Evergreens, Irren und Wirren der Liebe und ein Happy End: Das Feel-Good-Musical «Ein Amerikaner in Paris» überzeugte.
Im zweiten Anlauf schafften es die Kulisse der deutschen Musicalproduktion «Ein Amerikaner in Paris» nicht nur bis an die Schweizer Grenze, sondern dank richtigem Lastwagen sogar bis nach Olten. Und das Warten auf das zwar schlichte, aber mit kunstvollen, eindrücklichen Video-Projektionen bereicherte Bühnenbild von Robert Pflanz hat sich fürs Publikum gelohnt: Es war ein visuelles Erlebnis, das einem die Stimmung und die Atmosphäre der Nachkriegszeit in Paris näherbrachte, einem unter die Eisenstreben des Eiffelturms versetzte, in den Salon einer gutbürgerlichen Familie oder ins Rotlicht-Nachtleben des «Moulin Rouge».
Frei nach dem Musical-Filmklassiker «Ein Amerikaner in Paris» (1951) von Vincente Minelli setzte sich auch eine Bühnenversion erfolgreich durch. Sie wurde 2014 in Paris uraufgeführt und war auch am Broadway und im Londoner Westend erfolgreich. Ein bloss nostalgischer Blick zurück? Nun ja, Liebesgeschichten sind zeitlos und darum geht’s ja vor allem. Der junge, amerikanischer Maler Jerry (Tobias Joch) wird von einer vermögenden Mäzenin (Kira Primke) gefördert und verwöhnt. Ein anderer Kriegsveteran (Robert D. Marx) sucht Erfolg als Komponist. Und beide jungen Männer sind unsterblich verliebt in die reizende Verkäuferin Lise (Mariana Hidemi), die eigentlich Tänzerin ist und verlobt mit dem Muttersöhnchen und Möchtegern-Chansonnier Henri (Nico Schweers). Dies alles sind dankbare Rollen für junge Musicaldarstellerinnen und -darsteller, wird doch viel, intensiv und gut getanzt, oft gesungen, aber auch witzig dahergeredet – die amüsanten Pointen sind fast gleichmässig auf die überzeugenden Hauptdarsteller verteilt. Christopher Tölle hat rasant inszeniert, alle Tänze selbst choreografiert und sogar den Requisitenwechseln tänzerische Anmut verliehen.
Es sind beschwingte, oft jazzige Melodien, die George Gershwin 1928 in seiner Tondichtung komponiert hat. Im englischen Original überzeugen zudem die meisterhaft schlichten Liedtexte seines Bruders Ira Gershwin. Es ist denn auch ein kleiner Wermutstropfen der Produktion des deutschen Euro-Studios Landgraf, dass die Songs mit zwei, drei kleinen Ausnahmen ins Deutsche übersetzt wurden. Und wenn wir schon beim Mäkeln sind: Die exzellenten polnischen Musiker des Begleitorchesters – halb Big Band, halb Kammermusikorchester – spielten anfangs etwas gar laut und mussten sich unter der Stabführung von Heiko Lippmann zuerst an den nicht allzu grossen Raum des völlig ausverkauften Oltner Stadttheaters gewöhnen. Doch alles in allem: Die heitere Musical-Inszenierung gefiel und erntete verdienten, langen Applaus.