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Im Café Philo wurde am Wochenende über die Resilienzentwicklung und über die Kriegsjahr gesprochen. Zu Gast war Elisabeth Häubi-Adler, die die Kriegsjahre selber miterlebt hat.
Unter diesem Merksatz kann man verschiedenes verstehen, stellten die Diskutierenden bald einmal fest. Er umschreibt beispielsweise die Immunität oder Resistenz. Wer eine Pest oder eine Grippewelle überlebt, wird auch einen nächsten Seuchenzug besser überstehen. Mit dem Satz «Was mich nicht umbringt, macht mich stark» kann man zudem die psychische Widerstandsfähigkeit definieren. Dank der Resilienz kann man sich wieder aufrappeln. Wie ein Schwamm, der – nachdem man ihn zusammengedrückt hat und wieder loslässt - in die ursprüngliche Form zurückspringt, kann man Krisen bewältigen und sie als Anlass für die persönliche Weiterentwicklung nutzen. Immer dabei ist aber die Gefahr, an einem Schicksalsschlag nicht zu wachsen, sondern daran zu zerbrechen.
Das philosophische Café gestern Sonntagvormittag stand unter der Leitung von Imre Hofmann. Als Gast war Elisabeth Häubi-Adler aus Lostorf eingeladen, welche als Kind die Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre in Wien erlebt hatte. Das Gespräch kreiste denn auch vorwiegend um diesen Themenbereich und entwickelte sich zur Frage, wie jemand Resilienz entwickelt. Ist sie eine angeborene Kraft? Oder bildet sie sich durch ein Urvertrauen, das einem die Eltern vermitteln? Oder wird sie erworben gerade durch Frustrationen, die man in der Kindheit erlebt?
Die Aussage, «was mich nicht umbringt, macht mich stark» suggeriert eigentlich, dass man im Elend gross werden muss, um im Leben erfolgreich bestehen zu können.
Korrekt lautet der Satz «Aus der Kriegsschule des Lebens – was mich nicht umbringt, macht mich stärker»; er stammt aus Friedrich Nietsches Buch mit dem Titel «Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophiert» von 1889. Der Aphorismus hat einen sozialdarwinistischen Beigeschmack und ist eigentlich das Programm für die Auslese. Entsprechend wurde das Schlagwort von den Nationalsozialisten instrumentalisiert und für ihr menschenfeindliches Ausmerzen von sogenannt unwertem Leben missbraucht.
Das philosophische Kaffeehaus startete mit dieser Ausgabe bereits ins achte Jahr. Initiiert wird das Café Philo von einem vierköpfige Team, bestehend aus Verena Zimmermann, Markus A. Meyer, Peter Scheidegger und Karl Kirschbaum. Für diese Saison wurde das Konzept etwas verändert. Neu wird das gemeinsame laute Nachdenken über einen philosophischen Stoff nicht nur von einem Gesprächsleiter moderiert, sondern es ist jedes Mal ein spezieller Gast eingeladen, der auch das Thema vorgibt. Der Moderator führt einleitend ein kurzes Gespräch mit dem Gast, bevor das Plenum in die Diskussion eingreift. Es ist sicher richtig, das Format zu variieren und im Ablauf etwas Anderes auszuprobieren. Durch diese Form wird allerdings die Tendenz, das Gespräch auf den Spezialgast zu fokussieren und den persönlichen Erfahrungen mehr Raum einzuräumen als sachlichem Philosophieren, nicht kleiner. Das Team bezeichnete das neue Konzept denn auch als einen Versuch.
Urs Amacher