Die Stiftung Schloss Wartenfels zeichnete vier kulturelle Leistungen von grosser Ausstrahlung in der Region Olten-Gösgen-Gäu aus.
An einem schönen Spätsommerabend kann man sich kaum sattsehen am Ausblick von der Terrasse von Schloss Wartenfels. So ging an diesem Freitagabend der Blick übers Grün der Wälder und Wiesen, darin eingebettet die Siedlungen des Niederamts zwischen Gugen und Säli, und über die Türme der Oltner Martinskirche hinweg zum Born und ins Gäu.
Das ist die Region, um die sich die Preisträgerinnen und Preisträger des Preises Pro Wartenfels (oder Prix Wartenfels) besonders verdient gemacht haben. Was sie tun, setzt in dieser Region Akzente, die herausstechen.
Es trägt dazu bei, dass sich die Bewohner in ihrer Umgebung zu Hause fühlen. Dass diese Region ein Eigenleben hat und sich dessen auch bewusst ist. Es sind Leistungen, die zur Identität der Region Olten-Gösgen-Gäu beitragen.
Neben dem Erhalt und Unterhalt des Schlosses ist darum die Vergabe des Preises eine nicht gering zu schätzende Aufgabe der Stiftung, die öffentliche Übergabefeier jeweils ein Höhepunkt im Jahresprogramm.
«Blick in die Welt» heisst das von Paul Gugelmann geschaffene Wahrzeichen vor dem Schloss, eine kleine Replik des Kunstobjekts erhalten die Ausgezeichneten als «Ehrengabe». Ein typisch solothurnischer Preis halt: Schönheit und Ehre statt etwas fürs Portemonnaie.
Der Preis Pro Wartenfels erinnert ans Mittelalter, als die Solothurner aus ihren Feldzügen die schönen Fahnen heimbrachten und die Berner sich üppige Ländereien unter den Nagel rissen.
Anerkennung und Dank ist es letztlich, was Präsident Peter André Bloch und seine Mannschaft im Stiftungsrat den Preisträgern zu bieten haben. Dank und Anerkennung verdient haben sie alle.
Christian und Marlies Pflugshaupt, weil sie unter anderem dem Kunstmuseum Olten zum Überleben verhelfen wollen, und das nicht nur mit «solothurnischer» Währung. Der Theaterverein Schloss-Spiele Falkenstein, weil er die beim Publikum beliebten Laienaufführungen im Niedergösger Schlosshof weiterführt und ermöglicht, die ursprünglich ein «Einzeltäter» mit seiner Initiative angerissen hatte.
Das Kulturzentrum Schützi, weil es eine Vielfalt an kulturellen Aktivitäten ermöglicht, ohne die sich Olten gar nicht Stadt nennen dürfte. Und Jacqueline Reber, weil sie die Namenforschung mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern vom Solothurnischen Namenbuch nicht allein als wissenschaftlichen Selbstzweck betreibt, sondern alles tut, um das Erbe vergangener Generationen, das in den Flur- und Siedlungsnamen dieser Region enthalten ist, deren heutigen und künftigen Bewohnern vor Augen zu führen. Prix Wartenfels 2015: Ein guter Jahrgang.
Als «rare Exemplare der Gattung Mäzene» würdigte Oltens Stadtpräsident Martin Wey Christian und Marlies Pflugshaupt aus Hägendorf. Als Mäzene, die für ihre Unterstützung von kulturellen und sozialen Projekten keine direkte Gegenleistung verlangen, habe sich das Preisträger-Ehepaar in langen Jahren «überaus verdient gemacht für Olten und seine Region».
Als aktive Musikkonsumenten wie auch als Förderer von Stadttheater, Theaterstudio und Stadtbibliothek seien der Gärtnersohn und Wirtschaftskapitän Christian Pflugshaupt, der rund drei Jahrzehnte lang das Pharmaunternehmen Spirig AG in Egerkingen führte, und seine Frau Marlies vielseitig interessiert. Als Kunstliebhaber mit Schwerpunkt Schweizer Expressionismus des frühen 20. Jahrhunderts habe es ihnen besonders der Solothurner Maler Otto Morach angetan.
«Wir sind in Stadt und Region Olten verankert und haben viel von dieser profitiert. Weil wir hier leben, wollen wir deshalb auch etwas zurückgeben und das breite freiwillige Engagement unterstützen.» Mit diesen Worten engagierten sich Christian und Marlies Pflugshaupt für die Petition zugunsten des Kunstmuseums Olten, als sich im Zug der städtischen Sparmassnahmen die Schlinge um dieses zuzog. Dank ihren Schenkungen soll das Kunstmuseum noch verstärkt zum Morach-Zentrum werden. Als Dank für das Geleistete und für angekündigte weitere Unterstützungen würdigt die Stiftung Schloss Wartenfels das Mäzenatentum von Christian und Marlies Pflugshaupt. (cva)
«Jacqueline Reber interessiert sich für die Wurzeln menschlichen Zusammenlebens, so wie diese in den Flur- und Ortsnamen bis heute noch erkennbar sind», brachte Stiftungsratspräsident Peter André Bloch den Antrieb für die Arbeit der Namenforscherin auf den Punkt. Bloch zeichnete ihren Weg als Wissenschafterin nach – Lizentiatsarbeit über die Flurnamen von Sachseln (2006), Dissertation als Vergleich des Flurnamenbestandes von Olten-Gösgen und Dorneck-Thierstein (2014) –, den sie sich auch mit vielseitigen Studentenjobs verdient hatte. Unter ihrer Leitung hat das Team der Forschungsstelle für den Band 3 des Solothurnischen Namenbuches (2014) rund 9000 Namen von Fluren, Bergen, Wäldern, Bächen, Strassen und Besitzern der Amtei Olten-Gösgen aus Archivquellen aus neun Jahrhunderten gesammelt oder bei lokalen Gewährspersonen eingeholt. Zusammen mit ihrer Forscherkollegin Beatrice Hofmann-Wiggenhauser bemüht sich Jacqueline Reber darum, dieses Wissen der Bevölkerung nahe zu bringen: Auf der Website der Forschungsstelle, in monatlichen Kolumnen im Oltner Tagblatt (2014 als Buch unter dem Titel «vom Amerikanerblätz zum Zirzel» erschienen), in Vorträgen und Ausstellungen. Ihrer «wissenschaftlich präzisen, initiativ-fröhlichen Art», so Bloch, verdanke das Schloss Wartenfels die in der Schweiz zurzeit wohl einzigartige volkskundliche Ausstellung, die «die Geschichte unserer Region von ihren urwaldähnlichen Ursprüngen bis hin zur heutigen Kultur- und Industrielandschaft» zeige. (cva)
In Niedergösgen engagiert sich der Theaterverein Schloss-Spiele Falkenstein für Laientheater und Dorfkultur. Laudator Thomas A. Müller, Gemeindepräsident von Lostorf, erinnerte an die Entstehung: 2001 gelangte der Aarauer Peter Voellmy mit der Anfrage an die Gemeinde, im Niedergösger Schlosshof ein Schlosstheater durchzuführen. Bereits seine erste Aufführung «Der Herr von Falkenstein» (2002) war ein grosser Erfolg, dem 2004, 2006 und 2008 «Der Glöckner von Notre-Dame», «Rinaldo Rinaldini» und «Kleider machen Leute» folgten. Nach Peter Voellmys Rückzug wurde der Verein «Schloss-Spiele Falkenstein Niedergösgen» gegründet, mit Gemeindepräsident Kurt Henzmann als Präsident, Gemeindeschreiberin Antonietta Liloia als Aktuarin, Finanzverwalter Beat Fuchs als Kassier, Pia Küchler (Theater-Beiz), Regula Felder (Regieassistenz), Roland Frey und neu Sascha Rickenbacher. Mit dem Regisseur Christoph Schwager (Härkingen) hatte der Verein 2010 bis 2014 mit «Die Päpstin», «Grüezi Amerika» und «Das kleine Welttheater» wieder Erfolg. Im Jahr 2016 wird unter Leitung der Oltner Theaterpädagogin Käthi Vögeli «Romeo und Julia» in zeitgenössischer Fassung folgen. Als Erfolgsrezept der Schloss-Spiele benannte Thomas A. Müller das Regionale: Aufführungen mit Laiendarstellern, Catering durch die «Hühnervogel-Zunft», Musiker aus der Region … und dazu die einmalige Atmosphäre im Schlosshof. Fazit: «Dem Verein ist es gelungen, das Kulturleben im Niederamt mit seinen Freilichtspielen zu befruchten.» (cva)
Das «Kulturzentrum Schützenmatte» in Olten gibt es seit 18 Jahren, schilderte der Laudator Markus von Däniken, Sekretär der Stiftung Schloss Wartenfels. Das heutige Gebäude wurde 1894 erbaut und diente über 100 Jahre lang den Oltner Schulen und Vereinen als Turnhalle. Als diese abgebrochen werden sollte, lancierte der Herzspezialist Prof. Hugo Saner 1996 in den «Oltner Neujahrsblättern» einen Aufruf zum Erhalt des Gebäudes als Kultur-und Begegnungszentrum. Es wurde ein Trägerverein gegründet, dem die Stadt Olten die Halle für 30 Jahre im Baurecht überliess. Erster Präsident war Hugo Saner, ihm folgte Fritz Schär. Als Betriebskommission dient ein ehrenamtlicher Vorstand aus Vertretern verschiedener Interessengruppen. Ende Juni 1997 wurde das Kultur- und Begegnungszentrum Schützi eröffnet, und nach Umbauten in drei Etappen (1997, 2001, 2009) ist es ein Kulturraum mit rund 250 Sitz- und 600 Stehplätzen. Als Stärken lobte von Däniken die Vielseitigkeit und Offenheit der Schützi: Vom Offiziersball bis zum Punkkonzert, vom Robi- Kinder-Spielfest bis zu Jazzabenden dient sie einem breiten, durchmischten Publikum aller Altersstufen aus der Region Olten von Aarau und Zofingen bis Solothurn. Die Fäden laufen beim Geschäftsführer Oliver Krieg zusammen: «Er ist der ‹Schützi-Mann› für alle Fälle.» Die Stiftung Schloss Wartenfels attestiert dem Verein eine Vorbildfunktion: «Dank seiner Offenheit hat sich die Oltner Schützi als wichtiges Kulturzentrum in der Nordwestschweiz etabliert.» (cva)