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Ein Augenschein beim Veloparking am östlichen Kopf der Bahnhofbrücke in Olten: Auch die Nutzer sind ratlos. Eine Lösung ist keine in Sicht.
«Wissen Sie was», sagt die Dame bei Fahrradständer. Sie wohnt auswärts, fährt mit der Bahn täglich nach Olten zur Arbeit, nutzt zwischen Bahnhof und Arbeitsplatz das Velo, welches sie über Nacht am Brückenkopf parkiert. «Diese Situation hier ist eine Katastrophe.» Innert dreier Jahre hat sie, die lieber anonym bleiben möchte, ein Velo komplett demoliert bekommen am Veloparking. Und erst die Platzfrage: Wenn sie von der Arbeit komme, ca 17.20 Uhr, dann finde sie jeweils noch einen Platz im Veloständer. «Wenn ich Glück habe», schiebt sie nach.
Eine Lösung für die Platznot? Sie zuckt mit den Schultern. «Ich glaube, die Gleichung ‹gleich viel Platz, mehr Velos und weniger Disziplin› geht auf die Dauer nicht auf. Häufig würden die Wege für zirkulierende Fussgänger und Velos ebenfalls versperrt. Der Standort des Parkings wäre an sich gut, sagt sie noch, «schön bequem für jene, die auf der linken Aareseite arbeiten oder morgens von dort kommen.»
«Ja, bequem ist das Parking hier auf jeden Fall», so ein Student aus Olten, der ebenfalls anonym bleiben möchte und auf der linken Aareseite wohnt. Aber es werde, so sein Eindruck, doch immer enger. Morgens sei er halt eher knapp unterwegs, zwischen 3 und 5 Minuten vor Zugsabfahrt komme er an. Zu Fuss hätte er wohl an die 20 Minuten zum Bahnhof.
Andernorts parkieren, etwa auf der Ostseite des Bahnhofs koste Zeit, sei halt umständlich, zu umständlich. Deswegen würde diese Variante von den Nutzern der linken Aareseite wohl nur wenig gebraucht. Nein, für den Abstellplatz zu bezahlen, dazu wäre er nicht bereit. Zudem hält er fest, dass seiner Ansicht nach doch einige Velos nicht regelmässig genutzt würden, am Brückenkopf nur Platz wegnehmen und die Situation noch verschärfen.
«Das glaub’ ich auch», sagt Katalin Niedermann. «Ich schätze, 10 Prozent der Räder werden nicht regelmässig bewegt.» Aber sie gesteht auch, dass eine derartige Schätzung schwierig sei. Zweimal die Woche fährt sie mit dem Rad zum Bahnhof. So um 06.30 Uhr findet sich jeweils schon noch ein Plätzchen, aber abends, so nach 17 Uhr, wirds schwierig, das eigene Rad aus der dichten Velotraube herauszulösen. «Das ärgert einen schon», sagt sie.
Warum sie nicht das Park und Ride-Angebot der SBB, Richtung Gösgen gelegen, annimmt? «Oh, da müsste ich zwei Ampeln passieren. Das kostet Zeit», lacht sie noch. Wäre für den Veloabstellplatz zu zahlen – sie würde wohl den Bus nehmen, so ihre Vermutung. Und zu Fuss brauche sie an die 20 Minuten an den Bahnhof; das ist halt viel Zeit am Morgen.
«Es fehlt schon an Platz», meint Beat Schmid aus Aarau, der tagsüber auf der linken Aareseite arbeitet. Aber wie das Problem behoben werden könnte, das weiss er ebenso wenig wie die andern Befragten auch. Er nimmts aber mehr oder weniger gelassen wie die anonyme Oltnerin, die bei Regenwetter den Bus nimmt. «Vorne hat mein Rad kein Schutzblech», erklärt sie.
Natürlich ärgere sie sich, wenn ihr Rad kaum mehr zu befreien sei am Abend und vieles kreuz und quer stehe. «Aber was will man machen?», fragt sie in den abendlichen Verkehr hinaus und stellt dann befriedigt fest, dass wenigstens die Wochenenden beim Parking etwas entspannter verlaufen als die Werktage.
«Ja klar, die Situation ist schwierig», sagt Alex Böll aus Oftringen, der das Parking eigentlich nur selten und auch nur für wenige Minuten braucht. Etwa, wenn er am Bahnhof was zu besorgen hat. Er fixiert sein Rad am Geländer, und zwar so vorbildlich, wie das unglücklicherweise nicht viele machen.
«Nein, das Parkieren auf diese Art stört mich eigentlich nicht», sagt die Dame, welche die Situation eingangs als Katastrophe beschrieb. Mittlerweile hat sie sich beruhigt und wird gar philosophisch: «So lange wir keine grösseren Probleme haben können wir uns glücklich schätzen», meint sie noch und macht sich dann auf den Nachhauseweg.