Lysistrada
Die Zahl an Sexarbeitenden im Kanton bleibt stabil

Künftig präsentiert sich die Organisation Lysistrada nicht mehr als Verein, sondern als Fachstelle. An der Versammlung wurde ausserdem klar: Das Solothurner Wirtschaftsgesetz machte der Sexarbeit-Fachstelle 2015 zu schaffen.

Rahel Bühler
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Prostituierte können auf die Hilfe der Sexarbeit-Fachstelle Lysistrada zählen.

Prostituierte können auf die Hilfe der Sexarbeit-Fachstelle Lysistrada zählen.

zvg

Lysistrada, die Fachstelle für Sexarbeit im Kanton Solothurn, schaut auf ein bewegtes Jahr zurück: Zum 15-Jahr-Jubiläum hat sich die Fachstelle ein neues Erscheinungs- und Leitbild gegeben. «Wir haben uns Gedanken darüber gemacht, was wir eigentlich wollen», erklärt Vorstandsmitglied Andrea Bregger.

Künftig präsentiert sich die Organisation nicht mehr als Verein, sondern als Fachstelle. Ausserdem hatte Lysistrada mit dem neuen Solothurner Wirtschafts- und Arbeitsgesetz, das 2016 in Kraft getreten ist, zu kämpfen: «Bis Ende Jahr gab es viele offene Punkte. Dies warf bei vielen Sexarbeiterinnen und Betreibenden Fragen auf, die wir oft nur ungenügend beantworten konnten», erläutert Sozialarbeiterin Melanie Muñoz.

Mittlerweile konnten diese Punkte geklärt werden, führt sie weiter aus. Neu müssen die Betreiber der Etablissements innerhalb einer bestimmten Zeit eine Betriebsbewilligung einholen. Ob dies schon praktiziert werde, sei allerdings noch nicht abschätzbar.

Im Jahr 2015 konnte Lysistrada alle Etablissements im Kanton viermal besuchen und war einmal pro Woche am Oltner Strassenstrich präsent. Dabei kam es zu total 2164 Kontakten mit Sexarbeiterinnen im Kanton. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen, «weil wir aufgrund des Wirtschaftsgesetzes, das auch die Abschaffung des Tänzerinnenstatuts für Frauen aus Drittstaaten beinhaltet, viele Zusatzrunden drehen mussten», erzählt Muñoz.

Viele Frauen hätten Fragen zu nicht ausbezahlten letzten Monatslöhnen oder AHV-Beiträgen gehabt. Als Highlights des vergangenen Jahres bezeichnet Lysistrada das Vernetzungsprojekt Strichpunkt sowie die Jahresrechnung 2015, die erstmals seit einigen Jahren wieder einen Gewinn aufwirft. Zudem wurde im letzten Jahr ein Konzept für eine Beratungsstelle erstellt, die im März in eine einjährige Pilotphase ging.

Melanie Muñoz: «Wir bieten den Sexarbeiterinnen jeweils am Mittwochnachmittag die Möglichkeit, sich beraten zu lassen.» Das Themenspektrum ist breit gefächert: Es gehe vor allem um komplexe Fragen, die an den Arbeitsplätzen der Sexarbeiterinnen nicht beantwortet werden könnten, wie Steuererklärungen oder berufliche Neuorientierung.

Insgesamt konnte Lysistrada aufgrund der gemachten Kontakte feststellen, dass die Zahl der Sexarbeiterinnen im Kanton mehr oder weniger stabil ist. «Es ist jedoch eine europäische Tendenz, dass die Zahl der Sexarbeiterinnen zurückgeht», weiss Muñoz. Ob der Oltner Strassenstrich ein Auslaufmodell sei, kann sie nicht sagen: «Der Strassenstrich ist nur ein kleiner Teil des Sexgewerbes, aber er ist der Teil, der sichtbar ist. Deshalb gerät er vermehrt unter Beschuss.»