Olten
Die Weingartner Heimleitung steht in der Kritik

Es gebe willkürliche Kündigungen und eine raue Arbeitsatmosphäre im Alters- und Pflegeheim Weingarten, monieren ehemalige Mitarbeiter. Leiterin Verena Hert widerspricht dezidiert und moniert Rufschädigung.

Urs Huber
Drucken
Ehemalige Mitarbeiter machen den Verantwortlichen im Alters- und Pflegeheim Weingarten schwere Vorwürfe.

Ehemalige Mitarbeiter machen den Verantwortlichen im Alters- und Pflegeheim Weingarten schwere Vorwürfe.

Bruno Kissling

Die Vorwürfe an die Adresse der Heimleitung des Alters- und Pflegeheims Weingarten in Olten sind happig. Die Rede ist von willkürlich ausgesprochenen Kündigungen, kleinlichen Schulmeistereien, ungerechtfertigten Anschuldigungen und autoritärem Gebaren der Heimleitung sowie rauem Arbeitsklima, wenig Wertschätzung für die Arbeit der Angestellten, fehlender Transparenz bei gefällten Entscheidungen.

«Verbunden ist damit ein hoher Wechsel in der Belegschaft, meist auch zum Nachteil der Heimbewohner», weiss eine kritische Stimme, die einst zur Belegschaft gehörte. Dazu komme, dass aus Spargründen via Kündigungen frei werdende Stellen nicht mehr besetzt oder durch unterqualifizierte Personen mit geringerem Gehalt ersetzt würden.

Angeblich hohe Fluktuation

So jedenfalls erklären sich Heimleitungskritiker, die anonym bleiben wollen, den Umstand, dass im Laufe des Jahres 2016 bereits 9 Angestellte den «Weingarten» verlassen haben sollen. Die Heimleitung dagegen redet von deren 2. Gar 17 sollen es im vergangenen Jahr gewesen sein. Das wäre ein rundes Viertel der Belegschaft.

Einige unter ihnen, auch Pflegefachkräfte, sollen sich noch während der Probezeit dazu entschlossen haben, auf ein weiterführendes Engagement zu verzichten. Deren Begründung: Mit der aktuellen Leitung sei nicht zu arbeiten. Punkt. Nach Einschätzung von einstigen Mitarbeitenden hat das raue Klima auch zu markanten gesundheitlichen Verwerfungen bei Angestellten geführt.

Nach Ansicht der Kritiker seien viele der negativen Vorkommnisse auch auf einen willkürlich aufgesetzten Spardruck zurückzuführen. Deren Folgen: «Auszubildende der Richtung Fachangestellte Gesundheit FaGe werden in ihrer Ausbildung nicht oder mangelhaft unterstützt und betreut oder mit Verantwortlichkeiten ausgestattet, die einer Überforderung gleichkommen», wie eine weitere Stimme zu wissen glaubt.

Willkürliche Kündigungen, die sich lediglich auf Vermutungen stützen, sollen ebenfalls ausgesprochen worden sein. «Allein auf der Basis von Unterstellungen hat die Heimleitung gehandelt; ohne seriöse Abklärung», geht die Klage.

Anderen Mitarbeitenden sei unter ähnlichen Vorzeichen die Kündigung nahegelegt worden, um einer solchen durch den Arbeitgeber zuvorzukommen. «Man kommt sich dabei vor wie ein Verbrecher», erklären die Kritiker unisono. Ihnen bleibt dieses Vorgehen denn auch völlig fremd.

Verwarnung bis zum Ende

Eingeschlichen hat sich offenkundig auch die Praxis der Verwarnung, die nach Ansicht der Kritiker für absolute Bagatellfälle ausgesprochen wird: Gespräche unter Angestellten im Beisein von Bewohnern etwa. Oder das unkorrekte Tragen von Arbeitskleidern wie hochgerollte Hosenbeine beim Duschen der Bewohner, zu kräftig aufgetragener Lippenstift, ein liegengelassenes Handy, die Umgehung der offiziellen Betriebssprache Deutsch.

Vor allem aber monieren die Kritiker, dass Verwarnungen unter Umständen auch noch am letzten Arbeitstag ausgesprochen werden. «Das sieht kein Mensch ein», sagen sie.
Ein sattes Bündel an Anschuldigungen aus der anonymen Ecke, die Heimleiterin Verena Hert doch irritieren und von denen sie sich, zusammen mit sämtlichen Verantwortungsträgern des Heims, in aller Form distanziert.

«Wir bewerten solche Anschuldigungen als absolut rufschädigend», meint sie. Gleichzeitig gibt sie zu verstehen, sich mit anonym geäusserten Vorhalten und einer Reaktion darauf schwertut: «Wir sind immer gesprächsbereit, auch im Nachgang eines Vorfalls.» Von einer überhöhten Fluktuation im Heim aber will Verena Hert nichts wissen, bestätigt aber, dass im letzten Jahr 15 Angestellte den Weingarten verlassen hätten.

Und: «2015 gabs eine Kündigung, die von der Heimleitung ausgesprochen wurde.» Aber dennoch: Der Personalwechsel im Weingarten bewege sich absolut im branchenüblichen Mass. «Solche Jahre wie jenes von 2015 kommen ebenso vor wie solche, die völlig ruhig verlaufen», weiss sie und hält fest, dass Angestellte nach einer abgeschlossenen Ausbildung häufig den Arbeitsort wechseln oder auf Reisen gehen. «Wir könnten ja sowieso nicht allen eine Stelle anbieten.»

Nur ein ganz kleiner Teil der Kündigungen im vergangenen Jahr sei auf Unzufriedenheit mit der Arbeitsstelle und dem Arbeitsklima zurückzuführen. Über die Gründe, die heimseitig zu einer Entlassung führten, kann sie sich aber nicht äussern – «allein aus Datenschutzgründen nicht».

Bezüglich des Vorwurfs willkürlicher Kündigungen gibt Hert aber kategorisch zu verstehen: «So etwas gibt es nicht bei uns. Wir fällen Entscheide, die begründet und nachvollziehbar sind.» Zudem sei die Verwaltungskommission in jede Kündigung involviert.

Aber es sei klar: Nicht eine einzelne Verfehlung sei bei einer Kündigung ausschlaggebend, sondern die Aneinanderreihung vieler Verfehlungen, die, als Einzelvorkommnis betrachtet, vielleicht nicht so relevant und durchaus korrigierbar sind.

«Dafür gibts Gespräche, um Angestellte auf eine Verfehlung hinzuweisen und die Sachlage zu klären.» Allerdings schliesst die Heimleiterin nicht aus, dass eine Aneinanderreihung von Verwarnungen doch zu einer heimseitigen Kündigung führen könnte. «Ein normaler Vorgang», sagt Hert.

Wo allerdings keine Gespräche mehr notwendig seien: Bei Verfehlungen, die den Heimbewohnern oder dem Betrieb schaden würden, einen massiven Vertrauensbruch bedeuteten und die Sicherheit von Bewohnern und Angestellten gefährdeten. Ins Blaue hinaus und im Affekt eine Kündigung auszusprechen, sei aber nicht Praxis des Hauses.

Das gilt auch für eine von den Kritikern erwähnte Kündigung, die bereits mehr als zwei Jahre zurückliegt und schliesslich vor Gericht angefochten wurde. Die Heimleiterin kann sich dazu aber nicht näher äussern, auch weil die Parteien darüber stillschweigen vereinbarten.

Es gebe kein Spardruck

Auch von einem offiziell auferlegten oder heimlichen Spardruck will die Heimleiterin nichts wissen. «Wir sind im Weingarten gut positioniert und haben durchaus Möglichkeiten, flexibel zu reagieren, auch im Stellenbereich.» Das Alters- und Pflegeheim Weingarten sei ein guter, moderner Arbeitgeber, garantiere gar fünf Wochen Ferien, ab einer gewissen Alterslimite gar 27 Tage.

«Diese Regelung ist nach meiner Ansicht gerechtfertigt, andernorts aber keineswegs Usanz.» Auch wenns um das Wohl von Mitarbeiter gehe, zeige man sich kooperationsbereit, lösungsorientiert, finanziere Weiterbildung oder Supervision.

Dennoch: Manchmal passten Betrieb und Angestellte halt einfach nicht zusammen, sagt Hert. Aber Regeln seien eben dazu da, einen geordneten Betrieb zu sichern. «Das können Mitarbeiter gelegentlich nicht verstehen.»