Olten
Die unüberwachte Passage ist eine Einladung für jede Art von Banditen

Anfang Februar wurde ein Mann am Postomat in der Passage Dornacherstrasse/Ringstrasse von Trickdieben beklaut. Solche Vorfälle verunsichern die Nutzer. Moniert wird die offensichtlich fehlende Videoüberwachung.

Urs Huber
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Postomat in der Passage Dornacherstrasse/Ringstrasse: Seit das Postbüro im April 2013 geschlossen wurde, ist die Anlage vielen Kunden zu unsicher.

Postomat in der Passage Dornacherstrasse/Ringstrasse: Seit das Postbüro im April 2013 geschlossen wurde, ist die Anlage vielen Kunden zu unsicher.

BRUNO KISSLING

Der Fall des Mannes, der am 4. Februar gegen 7.25 Uhr am Postomaten im Durchgang bei der Dornacherstrasse/Ringstrasse in Olten Bargeld zu beziehen suchte und sich plötzlich zwei Unbekannten gegenüber sah, wirft im Nachgang Wellen. Die beiden hatten den Kunden unvermittelt ablenkt und so mehrere 100 Franken Bargeld von dessen Konto abheben können. Die Täterschaft, ein Mann und eine Frau, beide um die 20 Jahre alt, ist derzeit noch flüchtig.

Fehlende Überwachung

Die fehlende Videoüberwachung sei der Grund für die seiner Einschätzung nach häufigen Probleme in der Passage, argumentiert das Trickopfer heute und meint damit Überfälle oder zumindest Belästigungen, die Postomatkunden zu erdulden hätten. Postfinance habe die Überwachung aus Spargründen eingestellt und überlasse den Kunden in der Passage seinem Schicksal. «Der Durchgang wurde geradezu zu einer Einladung für jede Art von Banditen», so das Opfer.

Besonders ausserhalb der Geschäftszeiten gehört die Passage eher zu den wenig einladenden Ecken in der Innenstadt. Auch vom Vorfall nicht betroffene Kunden meiden dem Vernehmen nach den Ort zunehmend. Zu anonym, zu finster, zu unübersichtlich empfinden sie die Situation dort, wie sie auf Nachfrage erklären. Die Ermittlungen gemäss Polizeimeldung zum Vorfall (OT, 5. Februar) haben denn auch ergeben, dass die Täterschaft sich vorgängig bereits in der Nähe des Postomaten aufgehalten und die «Geldmaschine» beziehungsweise potenzielle Nutzer im Auge gehabt haben dürfte.

Happige Vorhalte

Die Vorhalte des Opfers sind happig und plakativ; Vorhalte aber, wie sie zumindest die Polizei nicht bestätigen kann. Über mögliche Belästigungen oder gar deren Häufigkeit in der fraglichen Passage könne man nichts aussagen, weil solche Vorkommnisse halt im Grunde nie gemeldet würden, so die Sprecherin der Polizei Kanton Solothurn. Hinsichtlich der gemeldeten Delikte in der Passage aber könne festgehalten werden: Der Geldautomat dort sei aus polizeilicher Sicht einer der unauffälligsten. «Der Vorfall von letzter Woche ist der erste nach mehreren Jahren», weiss Melanie Schmid. Auch der Stadtpolizei ist bezüglich aussergewöhnlicher Vorfälle in der fraglichen Passage nichts bekannt. Und bezüglich Sicherheit meint Kommandant Daniel Bürki: «Das ist halt eine Frage der individuellen Empfindung. Man sieht lediglich zwei Wege und fertig. Das dürften die Leute letztlich als eine bedrohende Einschränkung empfinden.»

Keine Auskünfte

Immerhin so etwas wie Entwarnung hinsichtlich der vermeintlichen Gefahrenzone. Und wie stehts jetzt mit der angeblich fehlenden Videoüberwachung, welche das Opfer moniert? Die Medienstelle der Postfinance gibt sich aus sicherheitstechnischen Überlegungen äusserst zurückhaltend. Fragen der Videoüberwachung würden grundsätzlich nur gegenüber der Untersuchungsbehörde erteilt, Gleiches gelte bezüglich der Frage nach der Nutzerfrequenz des betreffenden Postomaten. Dies seien interne Informationen und würden nicht an Dritte weitergegeben, lässt sich die Medienstelle von Postfinance zitieren. Die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz einer Videoüberwachung will auch die Polizei nicht beantworten. Aber die seinerzeit verfasste Medienmitteilung lässt doch den Schluss zu, dass in der Passage keine Videoüberwachung in Betrieb ist. Lediglich die Frage, warum der Postomat im April 2013 nicht zusammen mit der Poststelle in den Hammer gezogen sei, fällt bei Postfinance auf fruchtbaren Boden. In der neu bezogenen Lokalität im Hammer sei nicht genügend Fläche gewesen dafür, heisst es lapidar.

Mehr Trickgaunereien

Statistiken bestätigen: Trickgaunereien an Geldautomaten kommen weit häufiger vor als räuberische Vorfälle mit Gewaltandrohung oder Gewaltanwendung. Deshalb rät die Polizei als Präventivmassnahme grundsätzlich, vor dem Geldbezug die Umgebung zu beobachten und im Zweifelsfall die Aktion gar nicht erst auszulösen beziehungsweise sie abzubrechen. Beim Bezug grösserer Summen wird zudem empfohlen, den Bezug im Innern des Gebäudes vorzunehmen. Das schliesst unangenehme Begegnungen (vorerst) aus.