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Nadine Meyer aus Olten bietet jenen Frauen, die ihren roten Tagen mehr Freiheit gönnen wollen, eine natürliche Alternative.
«Ich habe mich irgendwann entschieden: Ich lasse es lieber fliessen als zu stöpseln.» Nadine Meyer spricht offen über ihre Menstruation. Lange habe die gelernte medizinische Praxisassistentin Tampons benutzt, bevor sie auf die Binden der Marke Always umgestiegen ist. Vor sieben Jahren aber hat die 38-Jährige auch jenen chemiebelasteten Alternativen abgeschworen und nutzt seither nur noch Stoffeinlagen. «Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis ich mich damit wohlgefühlt habe», sagt sie. An das Tragegefühl und das Waschen der Einlagen habe sie sich zunächst gewöhnen müssten. Doch sie schwärmt: Es gebe ihr ein Gefühl der Natürlichkeit, die Menstruation auf natürliche Stoffe fliessen zu lassen und offen darüber zu sein. Diese kleine Offenbarung möchte sie anderen Frauen weitergeben.
Seit Anfang April verkauft sie daher ihre eigenen Binden: «Frimens». Nachdem ihr ehemaliger Anbieter ihre Lieblingsbinden aus dem Sortiment genommen hatte, kreierte sie kurzerhand nach dem Vorbild der vorhandenen Einlagen gemeinsam mit der Textildesignerin Ruth Petersen aus Herisau ihre eigenen. «Die Testphase ging etwas lange, da wir nur jeweils einmal im Monat testen konnten», lacht sie. Die Auswahl der richtigen Stoffe sei nicht einfach gewesen: Nach rund neun Monaten und der Mithilfe von Freundinnen einigten die beiden Frauen sich auf einen saugfähigen Biostoff als Oberfläche mit einem Frottee-Tüchlein darunter und einem undurchlässigen Moltonstoff zuunterst. Seit April stehen interessierter Kundschaft drei verschiedene Grössen, mit oder ohne Flügel und diverse Mustervariationen der Binden zur Auswahl. «Ich habe grosse Freude an den Binden. Sie sind angenehm zum Tragen, machen keine Geräusche und man schwitzt nicht mehr», erzählt die Macherin dieser Bio-Stoffeinlagen. «Der Verkauf ist sehr gut angelaufen, besser als erwartet.»
Nadine, wie sie genannt werden will, möchte mit «Frimens» aber der Frauenwelt nicht einfach nur ein weiteres Lifestyle-Produkt bieten. Das Wort «Frimens» ist eine Ableitung der Wörter «free» und «Mens» und soll so viel wie «freies Menstruieren» bedeuten. Im Webshop heisst es: «Die Frimenserin lebt ihre Menstruation sehr bewusst und lässt ihr Blut frei fliessen. Frimenserinnen erkennen die ‹Kraft des freien Fliessens› und erfreuen sich an der Natürlichkeit.» Das Produkt soll den Frauen ein besseres Bewusstsein ihrer Weiblichkeit vermitteln und die Natürlichkeit der Menstruation wieder ins Gespräch holen. Sowohl bei Frauen wie auch bei Männern.
Sie spricht von den vier Archetypen, die Frauen während des Menstruationszyklus durchlaufen. «Wir haben jede Woche einen anderen Hormonspiegel und gehen Phasen durch», sagt sie. «Das wurde uns früher nie mitgegeben. Wir mussten die Mens einfach ertragen.» Es sei wichtig, dass beide Geschlechter diesen Phasen bewusst begegnen, um ein besseres gegenseitiges Verständnis zu erhalten. «Manchmal ist man die Liebende, manchmal die Wilde. Sobald man weiss, was der Zyklus mit einem macht, kann man damit haushalten und kommt besser klar.» Für sie sei diese Erkenntnis vor rund acht Jahren eine wahre Offenbarung gewesen.
Heute ist Nadine Meyer «Berührungskünstlerin» und führt eine Intuitivmassage-Praxis in Olten. «Frimens» entwickelte sich aus persönlichem Bedarf zu einem der grössten Projekte ihres Vereins Life-Arts, den sie gemeinsam mit Peter Böckle, einem ehemaligen Fernsehregisseur, nun Webentwickler und guter Freund von Nadine, vor eineinhalb Jahren gegründet hat. «Wir leben vom Herzen und wollen einander wieder auf der Basis des Herzens begegnen können», erklärt Nadine die Botschaft des Vereins.
Sie setzen dabei auf die Bedeutungen von Berührungen und deren Wichtigkeit für mentale und körperliche Gesundheit. Mit Projekten rund um das Frausein und Berührungen sowie mit einem Beratungsangebot möchten sie das Bewusstsein in der Bevölkerung für diese Themen wecken und eine alternative Sichtweise auf den Alltag aufzeigen. So fliesst auch ein Teil des Erlöses von «Frimens» in die Vereinskasse, um dies zu ermöglichen. Als Nächstes möchte Nadine Schulen angehen und eine Möglichkeit suchen, den Mädchen bereits früh ihre alternative Sichtweise vorstellen. Das sei für sie eine Herzensangelegenheit.