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Diese ist nicht gewinnorientiert - bei der ersten Ausgabe hat man sogar einen Verlust geschrieben. Warum braucht es die Buchmesse in Olten trotzdem? Im Gespräch mit dem Initiant Thomas Knapp über eine ungewisse Zukunft.
Thomas Knapp: Einerseits als kleine Ehrerbietung an den renommierten Diogenes Verlag. Er hat in diesem Jahr aus finanziellen Gründen auf die Frankfurter Buchmesse verzichtet, kommt dafür erstmals an unsere Buchmesse in Olten. Andererseits wollen wir die Gelegenheit nutzen, damit auch nationale Medien über Olten als Literaturstadt schreiben. Namhafte Autoren wie Franz Hohler, Alex Capus, Peter Bichsel, Ulrich Knellwolf, Pedro Lenz oder Rolf Lappert haben ihre Wurzeln in Olten oder leben hier. Zudem eröffnet Region Olten Tourismus im nächsten Jahr den nationalen Schriftstellerweg.
Dann wäre aber kein nationales Medium gekommen. Im vornherein haben wir ihre Bereitschaft auch abgeklärt. Der Aufwand ist für Journalisten nationaler Medien zu gross, um nur für einen Medien-Apéro extra nach Olten zu kommen.
Ja, etwa 40 Prozent. 60 Prozent kommen aus Olten und Umgebung, dazu zählen auch Solothurn, Aarau und Zofingen. Das können wir dank unserer Eingangskontrolle und dem Verkauf der Tickets ziemlich genau bestimmen.
Die Buchmesse ist eine Erfolgsgeschichte. Im Rekordjahr fiel Allerheiligen zudem auf Donnerstag. Für uns ist es nicht so zentral, ob wir 6000 oder 7000 Besucher haben. Ich bin froh, wenn wir immer ein paar tausend Leute haben, die sich für Bücher interessieren. Ich glaube, das ist bei uns zentral. Die Buchmesse ist natürlich nur dank dem Herzblut von allen Beteiligten möglich. Der Verein Buchmesse Olten hat das Mandat seit Jahren der Chilimedia GmbH übertragen. Die Geschäftsleiterin der Buchmesse, Sandra Näf, wird von diesem Unternehmen bezahlt. Und wir haben auch sehr treue Sponsoren, wie die Baloise Bank SoBa oder das Buchhaus Lüthy Balmer Stocker, die uns seit der Premiere im 2006 zur Seite stehen. Wir können stolz darauf sein, dass Olten die Buchmesse noch hat.
Wir setzen uns nach jeder Messe mit unseren Partnern und Sponsoren an einen Tisch und ziehen eine schonungslose Bilanz. Für nächstes Jahr ist das Datum jedenfalls schon reserviert. Vielleicht gibt es sie weitere 10 Jahre, vielleicht weitere 50 Jahre.
So weit sollte man nicht in die Zukunft schauen. Man weiss ja nicht, wie sich das Leseverhalten und die Buchbranche verändern.
Nein, aus monetärer Sicht nicht. Der Stand ist zwar nicht so teuer, aber an der Buchmesse Olten stellt man nicht wegen der Einnahmen aus. Die Verleger kommen aber trotzdem. Sie wollen sich präsentieren. Auch viele kleine Verlage aus der Region. Und diesen Verlagen geben wir auch gerne die Chance, ihre Bücher zu zeigen. Sie haben sonst keine andere Möglichkeit.
Auch grosse Verlage fragen uns an. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass es der Buchbranche nicht so gut geht. Sie suchen dann nach günstigeren Ausstellmöglichkeiten. Wir haben eine lange Warteliste selbst von renommierten Schweizer Verlagen, die wir vertrösten mussten.
Das Platzangebot im Stadttheater und Konzertsaal ist nun mal beschränkt. Es gibt Verlage, die seit zehn Jahren dabei sind. Die erhalten natürlich einen Vorzug. Sonst müssten wir unser Konzept ändern und mehr Verlage annehmen und das Sortiment straffen. Das wollen wir nicht. Wir wollen unserer Philosophie treu bleiben. Sonst sagen genau diese grossen Verlage in ein paar Jahren, unsere Messe sei nicht mehr attraktiv und kommen nicht mehr. Und dann müssen wir wieder ändern.
Weil wir schon vor der Ausschreibung mit Diogenes gesprochen haben. Wir haben den Verlag angefragt, bevor er kommunziert hatte, aus finanziellen Gründen auf die Frankfurter Buchmesse zu verzichten. Wir wollten Diogenes schon immer dabei haben. Wir waren jedes Jahr im Gespräch für einen grossen Diogenes-Auftritt. Und dieses Jahr hat es endlich geklappt.
Ja, also es passt gut, für beide Seiten. Es ist eine Win-win-Situation sozusagen.
Kämen keine Leute an die Buchmesse, würde es schon eine Rolle spielen. Wichtig ist das Feedback, das wir erhalten. Wir sprechen immer mit den Ausstellern und den Sponsoren nach der Messe. Natürlich sind sie nicht immer alle zufrieden. Nur ehrliche und fundierte Kritik bringt die Buchmesse aber weiter. Es gibt aber auch Verlage, die mit falschen Erwartungen kommen. Sie haben das Gefühl, an der Buchmesse einen riesigen Umsatz zu machen.
Dass man seine Bücher präsentieren kann, mit Autoren Literatur vermitteln kann und vor allem, dass man mit dem Lesepublikum in Berührung kommt. Auch in Frankfurt verkauft man keine Bücher. Man kann den Erfolg fast gar nicht messen. Das wäre an keiner Buchmesse sinnvoll. Es geht mehr ums Dabeisein und ums Präsentieren, wer du bist. Wir wollen das Buch in den Mittelpunkt stellen und auch kleinen Verlagen eine Plattform bieten. Wir wollen auch nicht riesige Stände. Selbst Diogenes wird nur einen kleinen Stand haben.
Das ist nicht zu vermeiden. Das ist leider so. Wir sehen aber, dass zum Beispiel ehrenamtliche Bibliothekare aus Chur kommen und die Buchmesse in vollen Zügen geniessen. Sie schauen Bücher an, bestellen oder kaufen sie gleich. Das haptische Erlebnis ist einfach nicht zu ersetzen.
Nein, es braucht sie eigentlich gar nicht. Braucht es in Olten die Kabarett-Tage? Die braucht es eigentlich auch nicht. Allerdings wäre die Stadt ohne diese Veranstaltungen um einiges ärmer. Aus Sicht des Verlegers braucht es die Buchmesse, natürlich. Ob die Allgemeinheit oder die Stadt Olten auch so denkt, weiss ich nicht. Und ehrlich gesagt, ist es mir egal, was die Leute denken. Ich weiss ja, wie viele Leute die Messe besuchen. Ich bin mir sicher, dass neben mir auch viele andere die Buchmesse Olten vermissen würden.
Rentieren kann man in diesem Zusammenhang nicht sagen. Die Buchmesse ist eine Herzensangelegenheit. Sie ist nicht gewinnorientiert. Bei der ersten Buchmesse haben wir einen Verlust geschrieben. Es waren 4500 Franken und die habe ich aus dem eigenen Sack bezahlt, weil ich der Initiant war. Ab dem zweiten Jahr haben wir eine schwarze Null geschrieben. Und seit Chilimedia die Verantwortung bei der Umsetzung der Messe hat, trägt sie den Verlust. Ohne sie hätten wir ein Minus in der Rechnung. Für Chilimedia ist die Buchmesse Olten ein sinnvolles, wenn auch teures Kulturengagement.
Das Budget der Buchmesse beläuft sich laut Knapp «im unteren sechsstelligen Bereich». Umsatzzahlen will er keine bekannt geben. Der Umsatz sei «stabil».
Die ganze Branche verzeichne dieses Jahr aufgrund des tiefen Euro bei gleich hoher Kundenfrequenz einen Umsatzrückgang von 5 bis 10 Prozent.
Wie sich das auf die Buchmesse auswirke, werde man sehen.
18 Verlage stellen vom 29. Oktober bis 1. November an der Buchmesse Olten im Stadttheater insgesamt gegen 10 000 Titel aus allen Bereichen der Literatur aus. (DO)