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Auf den letzten Drücker haben sich mit Rolf Sommer von der SVP und Thomas Rauch als Unabhängiger zwei weitere Kandidaten zu den bisher bereits bekannten sieben Personen gemeldet (siehe gestrige Ausgabe), die sich für die fünf Sitze in der Oltner Regierung bewerben. Das verändert die Ausgangslage bei den Stadtratswahlen, dessen erster Wahlgang am 7. März stattfindet und mit insgesamt neun Kandidaturen voraussichtlich einen zweiten Wahlgang am 25. April nötig macht.
Für die drei bisherigen Stadt- rätinnen und Stadträte Marion Rauber und Thomas Marbet (beide SP) sowie Benvenuto Savoldelli (FDP) wird mit der grösseren Kandidatenzahl die Hürde etwas höher, das absolute Mehr gleich im ersten Durchgang zu schaffen. Trotzdem haben zumindest die beiden linken bisherigen Vertreter immer noch gute Chancen, nicht zweimal in den Ring steigen zu müssen: Diese haben sich auf ihrer Seite nur gegen zwei neue linke Kandidaten durchsetzen – wenn man davon ausgeht, dass viele Wählerinnen und Wähler zuerst einmal ihre favorisierten Bewerber auf die leere Liste schreiben. Dagegen ist die innerbürgerliche Konkurrenz für Savoldelli seit den zwei überraschenden Kandidaturen auf insgesamt vier angewachsen, die sich gegenseitig die Stimmen streitig machen. Unter dem Strich sind die Linken auch wegen des zweifachen Bisherigen-Bonus im Vergleich zu den Bürgerlichen, die nur mit einem Bisherigen antreten können, im ersten Wahlgang leicht im Vorteil.
Die sechs neuen Kandidaten können hingegen nicht davon auszugehen, dass sie gleich im ersten Wahlgang die Hürde des absoluten Mehrs schaffen. Interessant wird sein, wie die Kandidaten aus den beiden Lagern abschneiden. Auf linker Seite stellt sich die Frage, ob es Raphael Schär schafft, der für die Grünen den Stadtratssitz von Iris Schelbert verteidigen soll, sich vor dem Olten jetzt!-Bewerber Nils Loeffel zu platzieren, um im Hinblick auf den zweiten Wahlgang aus aussichtsreicherer Position starten zu können. Loeffel ist trotz kaum vorhandener politischer Erfahrung ein Exploit zuzutrauen. Zur Erinnerung: Olten jetzt! hatte bei ihrer ersten Teilnahme an den Gemeindeparlamentswahlen vor vier Jahren gleich auf Anhieb vier Mandate erobert und die Grünen sogar bei den Parteistimmen um 2000 Stimmen überholt. Falls Loeffel viel besser als Schär abschneiden würde: Opferten die Grünen ihren Kandidaten, um im zweiten Durchgang Olten jetzt! den Vortritt zu lassen, damit die linke Mehrheit im Stadtrat erhalten werden kann? Und im bürgerlichen Lager wird es spannend zu verfolgen sein, wie sich die beiden offiziellen bürgerlichen Kandidaten schlagen. Schafft es Beat Felber von der CVP in die Fussstapfen von Martin Wey zu treten und sich vor seinem Herausforderer aus der FDP, David Plüss, zu platzieren? Wenn nein, kommt es auch dort zu einem Päckli im Hinblick auf den zweiten Wahlgang? Um die bürgerliche Mehrheit zurückzuerobern, müssten sie nämlich beide antreten.
Doch vielleicht funkt ihnen Rolf Sommer dazwischen. Die grosse Unbekannte ist nämlich, wie sich der SVP-Kantonsrat als Stadtratskandidat schlägt und ob er von der Ortspartei überhaupt unterstützt wird. Als unbequemer Stimmbürger hat er bewiesen, dass er ein Referendum zustande bringt und auch eine Mehrheit an der Urne mithilfe bürgerlicher Schützenhilfe auf seine Seite ziehen kann – siehe Volks-Nein zum Budget 2019 und zur zusätzlichen Stelle Leiter Hochbau. Nehmen ihm die Wählerinnen und Wähler aber ab, dass er sich vom Kritiker zum konstruktiven Schaffer in der Oltner Regierung wandeln will? Die Stimmen einiger unzufriedener Oltnerinnen und Oltner wird er gewiss holen. Doch reicht dies gleich für einen Sitz im Stadtrat? Unterschätzen darf man Sommer allerdings nicht. Zupass kommen wird ihm sicher, dass am gleichen Sonntag, an dem der zweite Wahlgang stattfindet, auch über das von ihm initiierte Referendum gegen die Schliessung des Krematoriums an der Urne abgestimmt wird. Dieses habe beim Volk gute Chancen, bekommt man im politischen Olten immer wieder zu hören.
Voraussichtlich kaum eine Rolle spielen wird Thomas Rauch mit seiner Kandidatur als Unabhängiger. Die FDP als seine frühere Parteiheimat ist gut beraten, ihm eine Bewerbung für den zweiten Wahlgang auszureden. Dies, damit er den offiziellen bürgerlichen Kandidaten nicht Stimmen abspenstig macht und so indirekt dafür sorgt, dass Olten weiterhin mehrheitlich links regiert wird.