Olten
Die Liebe macht gross, die Liebe macht lächerlich

«Ein Sommernachtstraum» sorgte im Stadttheater für Schauspielgenuss skurriler Art.

Madeleine Schüpfer
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Till Krabbe und Sabine Fischmann überzeugten in «Ein Sommernachtstraum» mit der Verkörperung von rund 20 Rollen. Markus Neumeyer führte am Klavier durch die absurdesten Situationen.

Till Krabbe und Sabine Fischmann überzeugten in «Ein Sommernachtstraum» mit der Verkörperung von rund 20 Rollen. Markus Neumeyer führte am Klavier durch die absurdesten Situationen.

Mit dem Kammermusical «Ein Sommernachtstraum», nach William Shakespeare, zeigte das Ensemble Sabine Fischmann, Till Krabbe, Markus Neumeyer und Berthold Possenmeyer einen Theaterabend vom Feinsten. Absurd, irrational, voller Poesie tauchten sie in raschen wechselhaften Bewegungen in ganz unterschiedliche geschichtliche Zusammenhänge ein.

Berthold Possenmeyer als grandioser Bariton mimte die Shakespeare Figur bis in jedes Detail, sprachengerecht, ironisch und unglaublich liebenswürdig. Köstlich war sein Sitzen am kleinen Tischchen durch das ganze Stück hindurch. Hie und da stand er auf und nahm beeindruckende Position ein. Vor allem, wenn seine Zauberblumen mithalfen, die Beteiligten in einen besonderen Liebesrausch zu versetzen.

Markus Neumeyer als Pianist schuf mit seinen Kommentaren einen Rahmen um die Ereignisse. Er spielte glänzend Klavier und brachte mit trockenen Kommentaren die verwickeltsten Situationen auf den Punkt. Umwerfend waren Sabine Fischmann und Till Krabbe in ihren Rollen. Wenn man bedenkt, dass in Shakespeares Sommernachtstraum rund 20 Figuren zum Tragen kommen, darunter drei verliebte Ehepaare und erst noch der Elfenkönig Oberon mit seiner streitsüchtigen Ehefrau Titania, so staunte man. In Sekundenschnelle änderte die beiden ihre Persönlichkeiten und schlüpften in andere Rollen. Alle Schattierungen der Liebe, des Begehrens, der Suche und der hektischen Ablehnung durfte der Zuschauer erleben. Sabine Fischmann und Till Krabbe mimten die Rollen mit faszinierendem schauspielerischem Talent. Sie stiegen in den Zuschauerraum hinunter, spielten mit dem Publikum – und der kichernde Waldschrat Puck führte seine zeternden Selbstgespräche energisch weiter, bis er im Zuschauerraum hinter dem kleinen Paravent verschwand. Selbst Zettel, der im Laufe der Geschichte einen unsichtbaren Eselskopf bekam, kam als Figur glänzend an. Und so musste man tatsächlich zweimal hinschauen, ob da nicht doch ein Eselskopf zu erkennen wäre.

Die Musikpassagen von John Dowland oder Thomas Morley, beide aus dem 16./17.Jahrhundert, oder von Felix Mendelsohn-Bartholdys erhöhten den poetischen Zauber – glänzend gespielt am Flügel durch Markus Neumeyer.

Sängerisch und verbal waren die Schauspieler in ihren Rollen umwerfend. Ihre Liebesverwirrungen, geprägt vom schiefen Blumenzauber, sorgten für Aufregung. Löste doch dieser beim Erwachen leidenschaftliche Liebe aus, egal wer gegenüber stand. Puck nutzte dies aus, sein köstliches schnatterndes Geräusch war von betörender Kraft, sein scheinheiliges Unterwerfen ebenfalls. So schön, so herrlich amüsant kann Schauspielkunst sein, wenn Spieler sie beherrschen, wie es dieses Team tat. Diesen Sommernachtstraum kann man getrost weiter träumen, so schräg, so skurril kam er daher. Shakespeare hätte wohl seine Freude daran gehabt.