Boningen
Die Dorfschule wird geschätzt

Nach der externen Schulevaluation stehen für die Primarschule Boningen alle Ampeln auf Grün.

Beat Wyttenbach
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Am Schul- und Unterrichtsklima der Primarschule Boningen konnte von der externen Schulevaluation nichts ausgesetzt werden. (Archiv)

Am Schul- und Unterrichtsklima der Primarschule Boningen konnte von der externen Schulevaluation nichts ausgesetzt werden. (Archiv)

Bruno Kissling

Schul- und Unterrichtsklima, Arbeitsklima für Lehrpersonen, Elternkontakte, Erfüllung der Betreuungs- und Aufsichtspflicht, Schulführung und Qualitäts-Management – an all diesen Bereichen haben die externen Schuluntersuchenden kaum etwas auszusetzen. Boningen verfügt über eine prosperierende kleine Dorfschule, die aber stets um ihre Eigenständigkeit kämpfen muss.

52 Schülerinnen und Schüler sowie 16 Kindergartenkinder besuchen derzeit die Dorfschule. Von November 2015 bis Januar 2016 hat ein Evaluationsteam der Fachhochschule Nordwestschweiz im Auftrag des kantonalen Departements für Bildung und Kultur (DBK) die Externe Schulevaluation (ESE) durchgeführt. Alle Eltern, Schülerinnen und Schüler erhielten Fragebogen zum Ausfüllen, und mit den Betroffenen wurden Gespräche abgehalten.

Untersucht wurden die Bereiche Schul- und Unterrichtsklima, Arbeitsklima für Lehrpersonen, Elternkontakte, Erfüllung der Betreuungs- und Aufsichtspflicht, Schulführung sowie Qualitäts-Management. In allen sechs Bereichen stehen die Ampeln auf Grün.

Schulkinder fühlen sich wohl

Betreffend Schul- und Unterrichtsklima hält das Untersuchungsteam in seinem kürzlich veröffentlichten Bericht fest, dass sich die Schul- und Kindergartenkinder wohlfühlen und ernstgenommen werden. Streitigkeiten können via Gotte und Götti gelöst werden, und die Schul- und Klassenregeln werden als fair empfunden und respektiert. Dafür zeichnet sich auch der Klassenrat verantwortlich. Das Zusammenleben wird ferner durch klassenübergreifende Projekte wie die Zirkuswoche oder aktuell das Jassturnier gepflegt.

Auch die Lehrpersonen identifizieren sich mit der Schule und funktionieren als Team; die Lehrpersonen sind von wenig Wechseln betroffen. Nähe, Konstanz und ein grosses Einsatzvolumen zeichnen die Lehrkräfte aus. Dass dies alles so gut funktioniert, schreiben die Lehrkräfte in hohem Masse Schulleiter Patrick Grob zu, dessen Person und Engagement sehr geschätzt wird.

Auch die Elternkontakte dürfen sich sehen lassen: Die schriftliche Information wird als gut erlebt; eine Homepage und Informationen in der Dorfzeitung «Schnäggeposcht» tragen mit dazu bei. Die Elternkontaktgruppe setzt sich für eine gute Koordination zwischen Schule und Eltern ein und unterstützt diese in verschiedenen Bereichen.

Auch die Betreuungs- und Aufsichtsfunktion wird gut erfüllt: Stellvertretungen im Krankheitsfall sind geregelt, und auch die Pausenaufsicht funktioniert optimal. Einzig beim Kindergartenspielplatz sehen Eltern wie Kinder Handlungsbedarf, und auch die unmittelbare Nähe des Pausenplatzes zur Strasse wird als «gefährlich» erlebt. Allerdings dürfte sich gerade in diesem Bereich etwas ändern: Der Souverän hat beschlossen, «Tempo 30» auf der Dorfstrasse einzuführen. Dies wird gegenwärtig umgesetzt.

Besonderes Lob erhält die Schulführung: Dem Schulleiter, selbst im Dorf wohnhaft, kommt eine spezielle Rolle zu, mit der dieser «sehr bewusst umgeht», wie dem Bericht zu entnehmen ist. Auch die Einführung des Schulsekretariats hat viel zur Institutionalisierung wichtiger Prozesse beigetragen. Personalführung und -entwicklung sind unter anderem durch Gespräche, Selbstreflexionen und regelmässige interne Weiterbildungen gewährleistet, und die überschaubare Schulgrösse erlaubt es, Koordinationsmassnahmen unbürokratisch abzusprechen.

Auch das Qualitäts-Management funktioniert: Im Rahmen der «Quo Vadis»-Tage werden Schwerpunkte gesetzt und umgesetzt. Die Lehrpersonen besuchen sich regelmässig gegenseitig, was ein gutes Feedback ermöglich. Allfällige Qualitätsdefizite werden von der Schulleitung unmittelbar angesprochen und in Angriff genommen. Und auch die interne Evaluation ist gewährleistet: Der Schulleiter setzt sich jeweils mit den Sechstklässlern zusammen, um die vergangenen acht Jahre (zwei Kindergarten- und sechs Schuljahre) Revue passieren zu lassen und entsprechende Rückmeldungen einzuholen.

Stabilität und Identität

Zusammenfassend hält der Evaluationsbericht fest, dass die Schule Boningen dank grossem Engagement von Schulleitung und Lehrkräften «Stabilität und erkennbare Identität» aufweist, was bei den Schulkindern und Eltern zu einer hohen Zufriedenheit führt. «Mit klaren Zielsetzungen und fassbaren, konkreten Umsetzungsschritten wird die Entwicklung der Schule und des Unterrichts gemeinsam verfolgt», hält das untersuchende Team fest.

Aber es ruft auch in Erinnerung, dass das Dorf bezüglich seiner Schule einen «Wunsch nach Eigenständigkeit unter schwierigen Bedingungen» verfolgt. Obschon die Arbeit aller Beteiligten sehr geschätzt wird, werde der Druck des Kantons auf die kleinen Schulen auch in Zukunft zunehmen – trotz den mittelfristig stabilen Schülerzahlen.