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Bei den Oltner Stadtratswahlen gibts zehn Kandidaturen für fünf Sitze. Von den Bisherigen treten vier wieder an. Wer hat die besten Chancen für den frei werdenden Sitz von Peter Schafer?
Nach den Sommerferien sah es letztes Jahr so aus, als ob die Oltner Stadtratswahlen aus Wählersicht so absehbar würden wie schon lange nicht mehr. Die Grüne Iris Schelbert hatte sich doch noch durchringen können, erneut für vier Jahre anzutreten. Dies, obwohl ihre Direktion Öffentliche Sicherheit in der neuen Legislatur auf die anderen fünf Direktionen aufgeteilt wird und man im politischen Olten davon ausging, ihr so den Abschied leichter zu machen. Mitte August gab es somit fünf Kandidaturen von Bisherigen für fünf Stadtratssitze.
Zu dieser Zeit konnte man nur damit rechnen, dass die Freisinnigen trotz dieser für neue Bewerber unkomfortablen Ausgangslage einen Angriff gegen die rot-grüne Mehrheit in der Regierung lancieren würden. Bei den letzten Wahlen hatten sie ihren zweiten Sitz an die SP verloren. Damit drohte die gleiche Situation wie 2005, als drei linke Kandidaten (3 SP) drei bürgerlichen Kandidaten (2 FDP, 1 CVP) gegenüberstanden und alle fünf Regierungssitze bereits im ersten Wahlgang vergeben wurden – mit roter Mehrheit im Stadtrat und Peter Schafer als best gewähltem SP-Kandidaten.
Peter Schafer und seine SP sind nun zwölf Jahre später der Hauptgrund, wieso sich nicht nur die FDP, sondern gleich eine Reihe weiterer Parteien für eine Kandidatur entschieden haben. Ohne den erzwungenen Rückzug Schafers gäbe es keinen Anwärter der Jungen SP Region Olten für die Stadtregierung. Erst recht wären die Grünliberalen wahrscheinlich zum Schluss gekommen, dass sie ohne einen vakanten Sitz beim Volk völlig chancenlos wären. Und die SVP, die sich lange zierte, hätte nach dem ernüchternden Abschneiden ihrer Bewerber bei den letzten beiden Stadtratswahlen vielleicht ebenfalls keine eigene Kandidatur aufgestellt.
Ketzerisch könnte man festhalten, dass mit dem Schafer-Manöver der Ruf der SP in der Öffentlichkeit zwar gelitten hat. Aber zumindest haben die Genossen unfreiwillig dafür gesorgt, dass die Oltner Wähler nun eine breite Auswahl haben zwischen zehn Kandidaten von links bis rechts, davon fünf Frauen und einer Jungpartei-Bewerbung. Auch die Freisinnigen, die wohl sowieso angetreten wären, werden es den Genossen danken: Die Chancen ihrer Kampfkandidatur sind mit dem frei gewordenen SP-Sitz klar gestiegen.
Mit zehn Bewerbungen für fünf Sitze ist davon auszugehen, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommt. Für die vier bisherigen Martin Wey (CVP), Iris Schelbert (Grüne), Thomas Marbet (SP) und Benvenuto Savoldelli (FDP) wird es darum gehen, ihren Sitz möglichst in der ersten Runde am 12. März ins Trockene zu bringen. Die grosse Frage ist daher, welcher Bisherige nochmals zum zweiten Wahlgang am 23. April antreten muss.
Wie die letzten Wahlen gezeigt haben, ist der zweite Durchgang ziemlich unberechenbar. 2013 war der wild kandidierende FDP-Stadtrat Mario Clematide an vierter Stelle vor den offiziellen freisinnigen Bewerbungen. Im zweiten Wahlgang lag er dann hinter ihnen und wurde abgewählt. 2009 eine ähnliche Situation im rot-grünen Lager: Die damalige Stadträtin Doris Rauber (SP) lag im ersten Wahlgang an fünfter Stelle. Trotzdem wurde sie im zweiten Wahlgang von Iris Schelbert (Grüne) überholt und vom Volk abgewählt.
Zudem: Würde sich nur das rot-grüne Lager wie beim letzten Mal auf Anhieb zwei Sitze holen, dann kämen die Bürgerlichen unter Druck. Für die FDP rückte so eine Zweiervertretung in weite Ferne. Würden hingegen allein die Bürgerlichen ihre zwei Sitze im ersten Durchgang verteidigen, so könnte dies das Ende der linken Mehrheit im Stadtrat bedeuten.
Den vier Bisherigen stehen sechs neue Kandidaten gegenüber. Den Kampf um den frei werdenden Schafer-Sitz werden voraussichtlich zwei Frauen unter sich ausmachen. Die besten Chancen ausrechnen können sich die seit kurzem wieder im Parlament sitzende Marion Rauber von der SP und die FDP-Parteipräsidentin Monique Rudolf von Rohr. Nur Aussenseiterchancen hat die SVP mit der politischen Quereinsteigerin Ursula Rüegg, die als Leiterin der Sozialen Dienste den passenden beruflichen Hintergrund für die Sozialdirektion mitbringen würde, sowie die Grünliberale Beatrice Schaffner, die mit ihrer Erfahrung als Kantonsrätin in der Bevölkerung punkten könnte.
Keine reellen Wahlchancen ausrechnen darf sich Simon Gomm von der Jungen SP. Allerdings wird er der Kandidatin der Mutterpartei, Marion Rauber, ein paar Stimmen abjagen. Schwer zu sagen ist, wie der wilde FDP-Kandidat Thomas Rauch abschneiden wird, der bei der internen Ausmarchung den Kürzeren zog. Kann er der offiziellen FDP-Kandidatin Rudolf von Rohr gefährlich werden oder nimmt er ihr nur ein paar Stimmen weg?
Trotzdem: Die Chancen sind gut, dass der Frauenanteil in der Oltner Regierung in der neuen Legislatur höher sein wird als bisher.