Olten
Dermatologe: «Die Nachfrage nach Tattooentfernungen steigt»

Christoph Schänzle, Chefarzt Dermatologie der Pallas Kliniken, über unerwünschten Körperschmuck und wie man ihn wieder loswerden kann.

Rahel Bühler
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Christoph Schänzle präsentiert den Laser, welcher für die Entfernungen verwendet wird: «Der Arzt stellt je nach Tattoo die richtige Spotgrösse und Wellenlänge des Lasers ein.»

Christoph Schänzle präsentiert den Laser, welcher für die Entfernungen verwendet wird: «Der Arzt stellt je nach Tattoo die richtige Spotgrösse und Wellenlänge des Lasers ein.»

Bruno Kissling

Was ist der häufigste Grund, warum ein Patient sein Tattoo loswerden will?

Hauptgrund ist, dass das Tattoo nicht mehr gefällt. Andere Gründe können beruflich bedingt sein, zum Beispiel bei der Polizei oder im Dienstleistungsbereich.

Welche Art Tattoo wollen die Patienten entfernen lassen?

Das kann man nicht pauschalisieren, es gibt verschiedene Varianten. Bei den Männern beispielsweise Tätowierungen, die während dem Militär gestochen wurden und heute stören. Bei den Frauen kann es der Name eines Exfreundes sein oder die berühmten «Arschgeweihe» im unteren Rückenbereich. Oft sind es Jugendsünden, die nicht mehr zum heutigen Leben des Patienten passen. Die Grösse der zu entfernenden Motive reicht von einer kleinen Amateurtätowierung bis hin zur eng gestochenen Profitätowierung mit mehreren Farben.

Wie sieht Ihre Klientel aus?

Es sind sowohl Frauen als auch Männer im Alter von meist 20 bis 50 Jahren. Tendenziell sind es mehr weibliche Patienten.

Wie viele Behandlungen führen Sie pro Woche durch? Ist die Tendenz steigend?

Tattoos haben an Beliebtheit und Akzeptanz in der Gesellschaft gewonnen, entsprechend mehr Personen bereuen aber auch ihren Entscheid. Es sind wöchentlich ungefähr fünf bis sieben Behandlungen, die wir durchführen. Die Tendenz ist klar steigend. Bis vor drei, vier Jahren war die Nachfrage bei uns wenig vorhanden.

Wie funktioniert die Laserbehandlung?

Hochenergetisches, gebündeltes Licht trifft auf die Farbpigmente in der Haut und wird von den Pigmenten absorbiert. Dabei gibt es zwei grundlegende Mechanismen. Durch das Laserlicht werden die Pigmente sehr stark zerkleinert und sind für das menschliche Auge nicht mehr zu erkennen. Der andere Mechanismus besteht darin, dass die zerkleinerten Pigmente von körpereigenen Fresszellen aufgenommen und über das Lymphsystem abtransportiert werden. Der Arzt stellt je nach Tattoo die richtige Spotgrösse, Energie und Wellenlänge des Lasers ein. Da eine Vorhersage des Therapieerfolges und der Behandlungshäufigkeit oft schwer einzuschätzen ist, führen wir immer eine Probelaserung eines kleinen Tattooteils durch. Somit können wir eine bessere Einschätzung abgeben.

Kann jedes Tattoo entfernt werden?

Ja, aber es gibt auch schwierige Fälle. Wir wissen im Vorhinein nie wie eng, wie tief und mit welchen Pigmenten gestochen wurde. Am schwierigsten zu entfernen sind gelbe und rote Farben und Farbtöne. Prinzipiell sind kleinere Tattoos leichter und besser zu entfernen als grosse.

Wie hoch sind die Kosten für eine solche Behandlung?

Je nach Grösse und Qualität der Tätowierung sind es 150 bis 600 Franken pro Behandlung. Die Krankenkasse beteiligt sich nicht an den Kosten. Die Behandlungen werden in Abständen von zwei Monaten durchgeführt, da das Lymphsystem relativ langsam arbeitet und sich die Haut wieder erholen muss.

Ist die Behandlung schmerzvoll?

Die Schmerzempfindung ist relativ. Die meisten Patienten berichten, dass es etwas schmerzintensiver als das Stechen des Tattoos sei. Betäubungen sind aber in der Regel nicht erforderlich.

Welches ist die kurioseste Geschichte, die Sie je erlebt haben?

Vor einigen Jahren kam ein Mann zu mir, der sich von einem Profitätowierer den Namen seiner Freundin «Sandy» in gelber Farbe auf den Oberarm tätowieren liess. Ihn störte die Tätowierung auch nach der Trennung nicht, seine neue Freundin jedoch schon. Deshalb liess er es sich entfernen. Er brauchte wesentlich mehr Behandlungen als normal üblich, bis das Tattoo soweit entfernt war, dass auch seine neue Freundin damit leben konnte.