Am Mittwochnachmittag übergab der Oltner Stadtpräsident Martin Wey den Regierungsschlüssel an Obernaar Rahel. Nun ist das Rätschwyb am Drücker.
Wer den goldenen Schlüssel des Stadthauses in Händen hält, der führt auch die Geschäfte. Naaren-tradition. Und der wechselt unter jeweils ein paar spitzen Reimen im Foyer des Stadthauses den Besitzer: Am Mittwoch, kurz nach 16 Uhr, vom weltlichen Martin I. – es gab nämlich noch nie einen Stadtpräsidenten mit diesem Vornamen – zu Rätschwyb Obernaar Rahel, die partout nicht Obernäärin sein will.
Item: Was der Stadtpräsident aus dem Haus der politischen Narren seiner Compatriote ad interim unter Zeugen präsentierte, waren unter anderem die zehn stadträtlichen Gebote, von denen zumindest eines in Erinnerung bleiben wird: Wie sagte er doch: «Serschte luutet churz und böndig: Mer Männer si us Prinzip nid söndig.»
Wäre eine Blasmusik zugegen gewesen, sie hätte einen unendlich langen Tusch gespielt. So bliebs bei den Lachern, denen präsidiale Seitenhiebe Richtung Parlament vorausgegangen waren: Hier nämlich werde, so Martin I., jahrein, jahraus mit viel Lust debattiert, aber es komme nicht eben viel dabei heraus.
Obernaar Rahel hatte ein Einsehen und verteilte, klar, gemäss der Maxime Spettacolo Confetti, farbige Konfetti begleitet von träfen Aphorismen. Für die Grüne Iris Schelbert gabs etwa Konfetti in Grün und Rot. «Der Haarfarbe wegen», wie Rahel meinte. Und vielleicht meinte sie noch was anderes, womöglich die politische Kongruenz; wer weiss.
Marion Rauber erhielt eines in der Rätschwyberfarbe pink. «So falsch ist das bei dir jedenfalls nicht», bemerkte Rahel. Und für Martin I., einziger anwesender männlicher Würden- und gleichzeitig ranghöchster Schlüsselträger ausserhalb der Fasnachtszeit gabs ein ganzes Farbsortiment.
Denn schwarz, so Obernaar Rahel, sei eigentlich gar keine Farbe und Martin I. habe es selbst mit dieser nicht immer leicht. Und abermals: Ein Tusch wär auf diese Bemerkung jedenfalls sicher gewesen.
Ach ja, der Schlüssel. Den gabs ja auch noch. Der erhält einen weichen, lauschigen und gut gesicherten Platz an der Ringstrasse. Sagte Rahel. Und dann platzte die Konfettibombe. (hub)