Trimbach
Der Papst liess Olten links liegen – Banausiade mit Nebentönen

Mit zwei vollständig ausverkauften Aufführungen im Trimbacher Mühlemattsaal liess die 19. Banausiade unter dem Titel «Papstbesuch in Olten» kaum Wünsche offen. Und doch erregte eine Nummer die Gemüter, weil sie für einen Teil des Publikums ins Rassistische driftete.

Urs Huber
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Schlussbild: Der Papst kam bloss als «Papst-Maché» an der Banausiade 2017 vorbei.

Schlussbild: Der Papst kam bloss als «Papst-Maché» an der Banausiade 2017 vorbei.

Hansruedi Aeschbacher

«1999 war auch die Geburtsstunde der Banausiade, mit welcher man einen Teil der Obernaaren-Kosten finanzierte. Inzwischen ist dieser vorfasnächtliche (und im November bereits ausverkaufte) Anlass mit 2 x 420 Zuschauern nicht mehr aus der Oltner Fasnacht wegzudenken.»

Zu lesen ist dies auf der Homepage der Banause- Zunft zu Olte. Vielleicht aber wird der Anlass doch weggedacht werden müssen, denn wie Heinz Nöschi Neuenschwander an der Banausiade von vergangenem Wochenende zu verstehen gab, wird die 20. und damit kleine Jubiläumsausgabe sicher über die Bühne gehen; «dann aber schauen wir von Jahr zu Jahr weiter.» Und das nicht, weil der Papst sich heuer nicht wie versprochen einstellen wollte in Trimbachs Mühlemattsaal. Sondern weil man sich in der Banause-Zunft vergewissern will, ob der Anlass noch genügend Zugkraft zu entwickeln vermag. Eine fast schon rhetorische Fragestellung.

Keine Sorgen machen

Denn: Über die Zugkraft muss man sich keine Sorgen machen, nimmt man die Gegenwart zum Massstab. Und dass die Banausiade in regelmässigen Abständen – neben absolut sozial verträglichem, aber spitzem Humor mit Lokalkolorit auch für politisch-gesellschaftlichen Sprengstoff sorgt, gehört zu deren nicht risikolosem Geschäft. «Wer austeilt, muss auch einstecken können», sagt Neuenschwander, der in aller Regel die ganz spitze Feder führt. Am Wochenende etwa sorgte seine Nummer Intrigationsbeauftragter doch verbreitet für Irritationen.

Grund: Nicht wenige hielten die Produktion für rassistisch unterlegt. Unter anderem wurde ein Lokalpolitiker mit Adolf Hitler in Verbindung gebracht, mit dem sich, so der Intrigationsbeauftragte, selbst der Diktator nicht gerne vergleichen lasse, zum andern etwa die jüdischen Wurzeln eines hiesigen Gewerbebetriebs in Erinnerung gerufen. Selbstverständlich aus der Warte des Intrigationsbeauftragten mit erkennbarem islamischem Hintergrund. Gut möglich dass sich Publikumsgemüter an den doch derben Analogien nicht erwärmen konnten.

Tolles Bühnenbild

Und sonst? Die knapp dreistündige Produktion wartete mit einem tollen Bühnenbild auf: das Stadthausfoyer gar mit gängigen Lifttüren in voller Pracht. Vor diesem Hintergrund spielten sich die Vorbereitungen zum vermeintlichen Papstbesuch ab, zeigte sich Frau Kohler vom Empfang als schlagfertige Schaltstation bei der Administrierung des hohen Besuchs. Und nebenher markierte sie auch schon mal den Sprechautomaten, wenn ein Anruf ausserhalb der Bürozeiten (jeweils morgens und nachmittags eine halbe Stunde) einging.

Item: Man gründete jedenfalls ein OK analog jenem zum Donnschtig-Jass, dem Stadtpräsident Martin Wey und Direktionsleiter Franco Giori aber regelmässig fern blieben und suchte dort nach Attraktionen, die dem Oberhaupt der katholischen Kirche geboten werden könnten. Unter anderem eine Zaubernummer (Reto Fedeli) mit verblüffendem Verlauf. Puzzleteile, die für unterschiedliche Lebenssituationen standen, konnten dabei verschoben, gedreht, ergänzt oder erweitert werden und blieben doch stets im Rahmen, dem sinnbildlichen Lebensrahmen. Eine durch und durch poetisch-besinnliche Nummer, wie sie Banausiaden bislang wohl nicht kannten.

Natürlich wurde für den Papstbesuch auch eine Schnitzelbankgruppe gesucht. Nein! Nicht die Banausen, wie Martin Wey von Frau Kohler vorgeschlagen: Der nämlich wollte nichts Verbrauchtes und lud zum Schnitzelbank-Casting. Der Super- Schnitzelbänkler (Thomas Droll) konnte aber nicht in den 8. Stock des Stadthauses hochfahren, weil zuvor ein IS-Kämpfer, von Frau Kohler für ein Mitglied der Putzkolonne gehalten, im Lift eine Bombe gezündet hatte. Der Aufzug war dahin. Also gab der Super-Schnitzelbänkler seine Nummer im Foyer zu besten. In ihrer Einfachheit ein Genuss: Mundharmonika, tradierte Schnitzelbankmelodie, Versmass und Ideen: Mehr braucht es nicht.

Verblüffende BlasArt

Dass der Papst schliesslich seinen Besuch absagte, lag nicht etwa an weiteren Produktionen, die locker gestreut den Abend mitbestimmten. Man vermisste ihn einfach nicht. BlasArt mit Heinz Schönenberger verblüffte mit einer witzig verspielten Kombination aus virtueller und physischer Anwesenheit (mal Leinwand, mal Bühne), flotter Musik und virtuoser Umkleidetechnik, zwei Banausen (Claude Waeber und Cedric Aeschlimann) erklärten als Ferientechniker, was «zuerst kommt, wenn man auf den Seychellen reinkommt» (nicht die Fruchtpresse!), und Sumaglasi mit Willi Rüegsegger, Roman Clavadetscher und Heinz Neuenschwander agierten von der Rollator-Basis aus als alternde Musikstars. Evergreens.

Gelungen auch der Auftritt der Nachtwächter mit Obernaar Role, dr Nachtwächter, und einem Bühnenbild im Stil von da Vincis «Abendmahl», ein paar flotten Schnitzelbänken und zwei finalen Knallern ins Publikum, die einen Schnitzelregen verursachten. Selten war der Auftritt eines Obernaaren unaufgeregter. Auch die so klassisch-fasnächtlich anmutenden Säli-Tropfi fehlten nicht, die Bohème Musig imitierte die für den Papstbesuch probende Stadtmusik und als Gast hatte Remo Zumstein, Poetry Slam Schweizer Meister aus Burgdorf, einen viel beklatschten Auftritt. Wie sagt der doch: Er habe einen Verwandten, der sei Veterinär. Und der habe zwei Frauen gehabt; erst eine schlanke, «un e Fetteri nähär». Die nächste Banausiade kann kommen.