Zu wenig Mitglieder, zu wenig Geld und eine verunmöglichte Vereinsfusion: Diese Konstellation bricht dem Tennisclub Sunlight aus Olten das Genick.
Die Tennisgeschichte in der Stadt Olten ist nicht ganz einfach zu verstehen. Aber deren Verlauf hat etwas mit dem aktuellen Verschwinden des Tennisclubs Sunlight (TCS) zu tun. Nach 65 Jahren ist nämlich Schluss: Ende 2018 ist der Club sinnbildlich vom Platz gegangen. Was Mitte der 1950er-Jahre als Firmensportverein der seinerzeitigen Sunlight – im Lokaljargon «Seipfi» genannt – aus der Taufe gehoben wurde, hatte ein Ende gefunden. TCS-Präsiden Martin Hammele meint auf Anfrage: «Das unabwendbare Ende kam mit der gescheiterten Fusion zwischen dem TC Sunlight und dem TC Olten.»
Die Situation hatte also nicht immer hoffnungslos ausgesehen. Der Tennis-Club Olten (TCO) nämlich suchte für sich nach einer neuen Standortlösung und fand diese im Gheid. Dort nutzte der TCS bereits drei Plätze, der TCO deren zwei. Geplant wurde darum ein Tenniszentrum. Nicht grundlos: Die Anlage erfuhr ob ihrer schönen Lage allseits Lob, so Hammele. Die Plätze des TCO im Oltner Schöngrund sollte dafür verkauft werden, die beiden Tennisclubs fusionieren und das Center im Gheid betreiben. So jedenfalls war’s geplant.
50 Vereinsmitglieder zählte der Tennisclub Sunlight Ende 2018. An der GV, welche die Vereinsauflösung einstimmig gut hiess, waren zehn stimmberechtigte Mitglieder anwesend.
Aber der Hammerschlag folgte auf dem Fuss: Der Baugrund im Gheid gehört den städtischen Betrieben (sbo), die in der Folge spezielle Auflagen geltend machten. Mit den ruchbar gewordenen Ausbauplänen in Gheid nämlich bekundeten die sbo ihre Absicht, die Grundwasserschutzzone 2 auszuweiten. Sie monierten, bereits die bestehende Tennisanlage vermöge die Minimaldistanz von 100 Metern zur Grundwasserschutzzone 1 nicht einzuhalten. Die geplante Erweiterung der Anlage komme nicht infrage. Und schliesslich gaben die sbo noch bekannt: Der aktuell rechtskräftige Baurechtsvertrag wird nach Ablauf im Jahr 2031 nicht erneuert (wir berichteten). «Das war natürlich kein Zeithorizont für ein neues Tenniscenter», bilanziert Hammele nüchtern. Hinzu kam, dass sich die Nutzer im Gheid an den ab 2031 anfallenden Rückbaukosten zu beteiligen hatten. «Dafür tätigten wir Rückstellungen», so Hammele. Rückstellungen, die den Verein überforderten.
Dass der TCS mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen hatte, ist unbestritten. «Von einst 130 oder 140 Mitgliedern sind noch rund 50 geblieben», sagt Hammele. Eine Fusion hätte diesen Umstand marginal werden lassen. Aber: Was einst wie ein Traum begonnen hatte, das Tenniscenter im Gheid, wurde für den TCS zum Albtraum. Kein Center – keine Fusion, ein befristetes Bleiberecht ohne Aussicht auf Verlängerung, auflaufende Rückstellungskosten, Mitgliederschwund. Ein Scherbenhaufen und trübe Aussichten. Denn auch die Suche nach einem alternativen Standort verlief ergebnislos.
Vor diesem Hintergrund zog der Verein die Reissleine. Denn sollte die Anlage im Gheid per Anfang 2019 aufgegeben werden, würden die Rückbaukosten entfallen. Diese würden die sbo für Gebäude, Anlageteile und Zäune übernehmen. Die Stadt Olten ihrerseits kommt nach dem Rückbau durch die sbo für die Gärtnerarbeiten und die Bepflanzung ihres eigenen Grundstücks und ebenfalls die Belagsarbeiten (Mergel) auf dem bestehenden Zufahrtsweg auf, welcher bis zum Bach für Unterhaltsarbeiten erhalten bleibt.
Nicht dass der Entscheid im TCS leichten Herzens gefallen wäre, nein. Ärger darob, nein. Groll darüber? Vielleicht. Denn es geht nach der Auflösung des Vereins nicht ganz ohne Seitenhieb
Richtung Stadt ab. «Die Stadt Olten, insbesondere als Besitzerin der sbo, hat es verpasst, ein positives Zeichen zu setzen und die einmalige Gelegenheit zu nutzen», schreibt der Verein in seiner Stellungnahme. Und: «Angesichts der Aufgabenstellung – Tennisplatz und Grundwasserschutz – wäre ein gut schweizerischer Kompromiss sicher möglich gewesen.» Eine starke Lobby habe gefehlt, reicht der TCS noch nach.
Für den Verwaltungsratspräsidenten der sbo, Ernst Zingg, steht der Entscheid nicht zur Diskussion. «Wasser ist unser wichtigstes Gut und ein Projekt wie dasjenige der Tennisclubs ist schlicht und einfach nicht zonenkonform.» Die Erweiterung der Grundwasserschutzzone sei angezeigt. Dies würden auch Auflagen des Kantons besagen. Das Grundwasservorkommen im Gheid sei im Mittelland wohl das Bedeutendste und bedürfe des grösstmöglichen Schutzes.
Am 22. Februar hält der TCO seine Generalversammlung ab und wird dabei entscheiden, ob er die Anlage Gheid weiterhin nutzen will oder ob sein Augenmerk im Zeichen einer Rückbesinnung auf die vereinseigenen Tennisplätze im Schöngrund fällt. Nico Zila, Präsident des rund 300 Mitglieder zählenden TCO, sagt auf Anfrage: «Ich bin selbst gespannt, wie der Verein entschieden wird.» Der Ausgang scheint demnach offen.
Gut möglich also, dass die Tennisanlage Gheid schon bald ohne Nutzer dastehen wird. «Dann wird der Rückbau der Anlage umgehend beginnen», sagt Ernst Zingg.