Der Ruderclub verdankt seine Existenz quasi einem Irrtum. Die Regattatätigkeit hat er inzwischen an den Nagel gehängt.
Es kommt nicht allzu oft vor, dass sich Vereine 100 Jahre und darüber hinaus halten. Schon gar nicht, wenn deren Gründung auf einer Fehleinschätzung beruht. Solches ist dem Ruderclub Olten (RCO) widerfahren, wie aus dessen kleinen Festschrift herauszulesen ist, die im Zeichen des grossen Jubiläums erschien: Die Gründer nämlich gingen seinerzeit davon aus, dass sich mit dem errichteten Stauwehr in Winznau ab 1917 ein ausgezeichnetes Ruderrevier ergeben würde. Allerdings stellte sich heraus: Als Trainingsgewässer ist die Aare zwischen Boothaus und Rankwoog eher schlecht geeignet; Hochwasser und Wellengang sind die Gründe dafür.
Aber: Die 100 Jahre sind geschafft, auch wenn sich der RCO von seiner Regatta-Tätigkeit seit einiger Zeit verabschiedet und «seine Verbindung zum Schweizerischen Ruderverband gelöst hat», wie im Jahrbuch nachzulesen ist. «Schade» folgt als Zusatzbemerkung. Von erfolgreich bestrittenen Regatten sei kaum etwas in Erinnerung geblieben, ist ebenfalls im historischen Rückblick vermerkt.
Haften geblieben jedoch seien andere Traditionen: Der «Ruderball» als gesellschaftliches Ereignis erster Wahl oder die «Luderclique», die über Jahre die städtische Fasnacht aufgemischt haben soll und von der noch heute hin und wieder in Narrenkreisen berichtet wird.
Aber zurück zum Sport: 1926 wurde das Bootshaus an der Gösgerstrasse eingeweiht, das alte in der Rankwoog hatte ausgedient. Der RCO galt zudem als Hort rauchfreien Umgangs, obwohl diese Attitüde nicht wirklich urkundlich belegt ist. Das Protokoll der ersten Vereinsversammlung 1918 aber erwähnt etwa: «Ferner wird das Nichtbeachten des Rauchverbots im Boothaus dem Bootshausverwalter zur Bestrafung empfohlen.»
Und auch wenige Monate vor der Eröffnung des Bootshauses war das Thema Rauchen noch immer nicht abgehakt. Der damalige Ruderchef beantragte ein striktes Rauchverbot während der Versammlungen. Trotz allem: Die Einweihung des neuen Boothauses am 1. August 1926 dürfte sicher nicht ohne ‹Rauchopfer› und Weinseligkeit abgelaufen sein», wie der Chronist Peter Schärer festhält. Denn nach der Einweihungszeremonie lud der RCO zur vaterländischen Feier ins Hotel Aarhof, nachdem bereits tags zuvor ein Ball selbenorts über die Bühne gegangen war.
Tempi passati. Oder doch nicht ganz? Zum Jubiläum jedenfalls hat sich der RCO einen Walliser Pinot Noir (Reserve du Patron) aus Varen gegönnt. Mit einer von Christof Schelbert gestalteten Etikette. Von Zigarren, der passionierte Raucher mags beklagen, hat man indessen abgesehen.Nnoch immer wird Zusammenarbeit grossgeschrieben.
Während man in den Gründerjahren beste Kontakte zum Ruderclub Reuss aus Luzern hielt und von dort auch zwei Boote, eines aus Zedern- und das andere aus Tannenholz erwerben und gar noch einen Ruderapparat leihweise übernehmen konnte, kooperiert man heute mit dem Ruderclub Aarburg, wo die ambitionierte Ruderjugend Unterschlupf findet und mit dem Seeclub Sempach besteht eine Vereinbarung, die den Oltnern die Möglichkeit einräumt, bei Aare-Hochwasser in der Heimat Bootshaus und Boote des Seeclubs Sempach zu nutzen.
Nun feiert der RCO am kommenden Samstag seinen 100. Mit Bootstaufe (der Club schafft sich zum Jubiläum den Doppeldreier «International» und den Einer «Explorer 21» an), Ruderparade, Festrede, einer Ausfahrt für Gäste im Ruderrevier (im Pontonierboot) und anderem mehr.