Olten
Der kantonale Denkmalpfleger rüffelt die Stadt, weil er vom Abriss nichts gewusst hat

Der kantonale Denkmalpfleger Stefan Blank war nicht informiert, dass das Blumen-Lehmann-Gebäude abgerissen werden soll. Das Haus ist zudem älter als ursprünglich gedacht.

Fabian Muster
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Das Blumen-Lehmann-Haus an der Baslerstrasse 15 in Olten wird abgerissen.
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Das Blumen-Lehmann-Haus an der Baslerstrasse 15 in Olten wird abgerissen
Es entsteht ein Neubau mit einem italienischen Restaurant und zwei Wohnungen.
Im Parterre hatte Lotti Lehmann jahrzehntelang ihren Blumenladen.
Das Gebäude von der Konradstrasse aus gesehen: Hier entsteht ein Parterregeschoss, darauf eine Terrasse für die Restaurant-Gäste und die Wohnungsmieter.
Die Häuserzeile an der Baslerstrasse hat unterschiedliche Geschosshöhen und Fassadenbauten.

Das Blumen-Lehmann-Haus an der Baslerstrasse 15 in Olten wird abgerissen.

Hansruedi

Aus der Bevölkerung werden Stimmen laut, denen es missfällt, dass das anscheinend über 170 Jahre alte Blumen-Lehmann-Gebäude an der Baslerstrasse 15 verschwindet und einem Neubau mit Restaurant und Wohnungen weichen muss: «Schlimm, dass schon wieder ein wunderschönes Stück Olten abgerissen wird», schreibt eine Kommentatorin in der Oltner Facebook-Gruppe.

In diesen Chor stimmt nun auch die kantonale Denkmalpflege mit ein: «Es ist aus meiner Sicht schade, dass die Liegenschaft abgerissen wird», sagt deren Leiter Stefan Blank. Man sei von der Stadt Olten nicht informiert worden, dass das Haus dem Erdboden gleichgemacht werde. «Wir hätten es begrüsst, wenn wir von der Bauverwaltung kontaktiert worden wären und uns dazu hätten äussern können», sagt Blank, auch wenn die Gemeinde dazu nicht verpflichtet sei. Weil das Haus im städtischen Zonenplan nicht als schützenswert ausgewiesen sei, sei gegen den Abriss zwar rein rechtlich nichts einzuwenden, so Blank, aber «wir hätten zumindest darlegen können, was das Haus baugeschichtlich für eine Bedeutung hat». In speziellen Fällen kann die kantonale Denkmalpflege sogar verfügen, ein Haus provisorisch unter Schutz zu stellen, um es vorläufig vor einem Abbruch zu bewahren und um vertiefte Abklärungen vornehmen zu können. Der kantonalen Denkmalpflege blieb diesmal allerdings nichts anderes übrig, als den Entscheid der Oltner Bauverwaltung nachträglich zur Kenntnis zu nehmen.

Vor dem endgültigen Abriss war nun der Bauforscher Urs Bertschinger von der kantonalen Denkmalpflege vor Ort und hat die Liegenschaft mit Fotos dokumentiert und Spezielles notiert. Sein Fazit: Das alte Handwerker-Haus unter Schutz zu stellen, wäre übertrieben gewesen. «Es ist ein relativ schlichter Bau, bei dem nichts aussergewöhnlich ist.» Trotzdem ist der Abbruch des Hauses seiner Ansicht nach ein Verlust, weil damit der letzte Vertreter der typischen Vorstadtbebauung aus dem 18. Jahrhundert in der Häuserzeile an der Baslerstrasse verschwindet. Laut dem Gebäudeversicherungsausweis ist das Haus 1840 entstanden, Bertschinger schätzt die Liegenschaft aber «vielleicht sogar 100 Jahre älter ein». Eine genauere Bestimmung des Jahrgangs steht noch aus.

Bei der Stadt nimmt man die Kritik des Kantons zur Kenntnis, rechtfertigt den Abriss mit dem fehlenden Schutz. «Das Haus ist denkmalpflegerisch nicht wertvoll», sagt der Oltner Stadtplaner Lorenz Schmid. Dazu komme, dass sich die umliegenden Gebäude ebenfalls nicht mehr im ursprünglichen Zustand befänden und es so aus seiner Sicht keinen Grund gab, eine intakte städtebauliche Struktur zu erhalten. «Die gesamte Häuserzeile an der Baslerstrasse ist städtebaulich heterogen und architektonisch von verschiedener Qualität.» Es gebe keine einheitlichen Geschosshöhen und Fassadenbauten.