Olten
Der Grund für die ewige Baustelle: Krisenzeit-Beton war zu morsch

Die Baustelle an der Solothurnerstrasse gibts schon mehr als anderthalb Jahre.

Urs Huber
Drucken
Nach knapp zwei Jahren wird die Baustelle an der Solothurnerstrasse im April/Mai geschlossen.

Nach knapp zwei Jahren wird die Baustelle an der Solothurnerstrasse im April/Mai geschlossen.

Bruno Kissling

Der Anfang der Geschichte ist eigentlich harmlos: Die Stadt Olten will den Belag des Trottoirs entlang der Solothurnerstrasse ersetzen: eigentlich eine Sache von drei, vier Tagen Dauer und einer Kostenfolge von 80 000 Franken.

Aber, bei der Belagentfernung im Juni 2015 stellt sich heraus: Der bauliche Untergrund ist morsch, wenn man Betonkonstruktionen überhaupt so bezeichnen kann. Einher geht damit deren (zu) geringe Belastbarkeit. Die Stützmauer zur Dünnernsohle hin stammt als tragendes und stützendes Element aus den früheren 1930er-Jahren und besteht aus sogenanntem «Stampfbeton ohne Armierung», wie sich das Tiefbauamt der Stadt zitieren lässt.

Der damals genutzte Beton weist, neben fehlender Armierung eine zu geringe Dichte auf. Das Phänomen ist kein unbekanntes und auf die Krisenzeit der 1930er-Jahre zurückzuführen.

Das Stabilitätsproblem stellte sich auf einer Länge von 60 bis 70 Metern. Auf diese Distanz nämlich erstreckt sich das Trottoir in einer Auskragung direkt über dem Dünnernbett.

Ja kein Lastwagen!

Da musste, um die Auskragung stabil verankern zu können, mit gröberem Geschütz aufgefahren werden. Für Fussgänger bestand zwar auch unter den alten Voraussetzungen keine direkte Gefahr; aber ob der Untergrund auch einen Lastwagen getragen hätte, der versehentlich auf der Auskragung zu stehen gekommen wäre; daran zweifelt Urs Kissling, Leiter des städtischen Tiefbauamts, dann doch etwas.

Den heute angewandten Belastungsnormwert im Fussgängerbereich von 400 kg/m2 jedenfalls hätte das Trottoir in seinem Ursprungszustand auf der Auskragung nicht erreicht. «Das ist jetzt natürlich anders», sagt Kissling.

Weil die Stützmauer zur Dünnersohle hin nicht als tragfähig genug qualifiziert wurde, mussten im festen Untergrund der Solothurnerstrasse in drei Schritten Betonverankerungen angebracht werden, um dem Trottoir einen sicheren Unterbau zu geben; dies unter Berücksichtigung dort verlaufender Werks- und anderer Leitungen, was ein etappenweises Vorgehen erforderlich machte.

«Aus einer Sanierung wurde so ein Projekt», meint das Tiefbauamt. Die einstmals veranschlagten 80 000 Franken sind mittlerweile pulverisiert, knapp vier Monate vor endgültigem Bauschluss rechnen die Verantwortlichen mit knapp 600 000 Franken. Zu den Bauverzögerungen trug im Übrigen auch das Bewilligungsverfahren der notwendigen Kredite bei.

Das Trottoir entlang der Solothurnerstrasse, der eigentliche Ausgangspunkt dieser langen Baugeschichte, wird schliesslich mit einer Gussasphaltdecke versehen. Ein Belag, der weitgehend wasserundurchlässig ist und damit den Untergrund schont. «Alles was auf Dauer einer gewissen Feuchtigkeit ausgesetzt ist, droht frühzeitig zu verfallen», sagt Kissling. Für die kommenden 50 Jahre will man an der Solothurnerstrasse vorgesorgt haben.