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Die Stadt Olten ist beliebt bei Schaustellern; nicht nur, weil deren Chilbi zu den grössten im Lande zählt, einen traditionellen Anlass darstellt und in der Bevölkerung gut verankert ist. Nein; auch die Rahmenbedingungen stimmen.
Das Mundwerk ist gut geölt bei den Schaustellern drunten in der Schützi, gut 48 Stunden vor dem grossen Chilbirummel. Mit Vorfreude liesse sich deren Stimmung wohl am treffendsten beschreiben. Da plaudert es sich gerne aus dem Nähkistchen, mitsamt dem Schalk im Nacken: «Im Winter nehmen wir uns am Gring. Bis wir die Stellplätze auf sicher haben. Dann sind wir Schausteller wieder wie eine Familie.»
Der da flachst ist Willi Marti aus Biberist, seit 40 Jahren an der Chilbi in Olten dabei und – wie man so schön sagt – ein alter Hase. Den Betrieb hat er mittlerweile Sohn Patrick übergeben, als Senior ist er bloss noch Hilfskraft. Dennoch: Den Chilbiplatz Olten lobt der Wasserämter in den höchsten Tönen. «Halt ein traditioneller Chilbiort mit einem grossen Einzugsgebiet; und vor allem auch bei Vereinen, die mitmachen können, stark verankert», meint er.
Dass die Schausteller am Dienstag schon stellen können sei natürlich auch ein grosser Vorteil, schiebt er nach. Ein Vorteil, von dem Berufskollege Andreas Bauer nur bedingt profitieren konnte. Am Dienstagabend noch in Genf gewesen, am Mittwoch in Olten angekommen.
Sein «Burner», in Olten eine Neuheit, sorgt für Drehungen über Kopf und die eigene Achse und lässt bezüglich Beschleunigung kaum mehr Wünsche offen. «Bis zu fünf g», sagt Bauer. Der Mann weiss, was andere mögen.
Gleiches gilt für Eugen Zanolla, der unter anderem mit seinem «Insider» anwesend ist. Der Luzerner war als Schaustellerbub schon in Olten dabei. «Während 50 Jahre sicher» betont er stolz. Auf das Gewerbe lässt er nichts kommen. «Sonst wär’ meine Frau nicht so glänzend ins Luzerner Stadtparlament gewählt worden», lacht er.
Aber er gibt unumwunden zu: «Für Neueinsteiger ist das Business sicher schwierig, weil die langjährigen Anbieter den Ton angeben.» Auch wenn das nicht mehr so arg sei wie noch vor Jahrzehnten. Früher hätten die Betreiber der grossen Bahnen etwa gesagt: Wenn der Konkurrent kommen darf, dann komme ich nicht. «Das ist heute vorbei,» sagt Zanolla.
Die Chilbi 2016 ist die erste, die von Christoph Koch, Bereichsleiter Gewerbe der Direktion Ordnung und Sicherheit von a bis z organisiert wird. Ein paar Änderungen zum Vorjahr hat er vorgenommen.
Erstmals ist auch ein ausländischer Schausteller dabei; ein Holländer präsentiert die Gruselvilla. «180 Meter Schienenweg und zwei Minuten Fahrzeit», sagt Koch. Ferner hat der Chilbiboss ein paar der Standplätze ausgetauscht. Damit stösst er durchaus auf Zustimmung bei den Schaustellern. «Neue Standorte wirken belebend», sagt Koch. Die Männer um ihn herum nicken.
Erstmals ist über die Chilbi ein professioneller Sanitätsdienst im Einsatz. «Mit Ambulanz und allem drum und dran», weiss Koch. In dessen unmittelbarer Nähe kommt der «Star Flyer» zu liegen. Ein Nervenkitzler aus dem Hause Maier, der an den seinerzeitigen Swiss Tower erinnert: An einer 80 Meter hohen Strebe kreist im Vollbetrieb ein Chetteliflieger; keine Bahn für sensible Chorknaben und Koch, wie der gesteht.
Dafür hätte er jetzt auch gar keine Zeit; denn Koch ist ein gefragter Mann. Eine kleine Irritation unter zwei benachbart platzierten Schoggibananen-Anbietern löst er im Handumdrehen. «Es gibt immer viele Details zu regeln», sagt der Chilbiboss heiter und entschwindet dann, um die nächste Chilbi-Schwierigkeit zu neutralisieren.