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Der Moment der grossen Weihnachtskrippe in der St. Martinskirche Olten ist gekommen. Deren Aufbau verlangt ein bisschen Erfahrung.
Natürlich gibts Literatur über die Weihnachtskrippe in der Oltner St. Martinskirche. Aber: Was ist schon Literatur, wenn der Mann vor einem steht, der die Krippe seit 2006 in einer achtköpfigen Gruppe zusammenstellt und die Figuren arrangiert? Gemeint ist damit Fredy Kammermann, Hauptsakristan zu St. Martin.
«Wir sind ein ziemlich gut eingespieltes Team», sagt er. Das spare Zeit. «In drei Stunden schaffen wir’s», lächelt Kammermann. Ungeübte Krippenarrangeure dagegen würden leicht das Doppelte der Zeit benötigen. Und so hegt und pflegt der Sakristan die vielteilige Krippe aus dem Südtirol, genauer gesagt aus dem Grödnertal. Sechs Hirten, die heiligen drei Könige, zwei Diener und die heilige Familie mit Josef, Maria und dem Jesuskind geben der Krippe aus dem früheren 20. Jahrhundert das Gepräge. «Und natürlich fehlen auch Ochs und Esel nicht», lacht Kammermann. Nein, eine Lieblingsfigur habe er keine, gesteht er freimütig.
Dafür weiss er, wo sich die Krippe und deren Figuren zwischen Mariä Lichtmess und dem 24. Dezember befindet. In dieser Zeit nämlich ist sie fein säuberlich weggeräumt. Denn «Mariä Lichtmess» jeweils am 2. Februar beendete früher Weihnachten. Danach richtet man sich in der Martinskirche noch immer. «Die Figuren, allesamt aus Holz, werden eigentlich bei immer gleicher Temperatur verwahrt», sagt Kammermann. Nämlich in der Sakristei. Andernfalls riskiere man Risse und Spalten im Holz. Kulissenbilder und Stoffbahnen dagegen, welche auch zur Szenerie gehören, werden in der «Turmkapelle» verwahrt. «Eigentlich ist es keine Kapelle, sondern praktischer Stauraum», sagt Kammermann heiter.
Pikanterweise ist das Alter der Weihnachtskrippe zu St. Martin nicht präzise zu eruieren. Allerdings schreibt Hanspeter Betschard in seiner 2005 erschienenen Broschüre, die Krippe sei das Geschenk einer grossherzigen Oltner Familie, die anonym habe bleiben wollen. Jedenfalls wurde die Krippe im Jahre 1920 erstmals in St. Martin gestellt, jedoch «bloss auf provisorischen Blöcken und ohne Dekoration», wie Betschard weiter schreibt. Die ältestes Fotografie des Ensembles stammt übrigens aus dem Jahr 1929. Dies allein aber sagt wenig bis gar nichts aus über deren Alter. Sicher scheint, dass die Krippe aus dem Atelier Stuflesser in St. Ulrich kommt und durch Zwischenhandel ihren Weg nach Olten fand. Das Atelier Stuflesser wurde 1875 gegründet. Inwieweit die Oltner Figuren, deren Höhe jeweils rund 75 cm beträgt, aber ein Frühwerk des Ateliers darstellen, ist unbekannt. Dafür gilt als sicher, dass die Farbschichten bis auf wenige Ausnahmen original sind.
Bekannt dagegen ist die Historie gewisser dekorativer Elemente der Krippe: Um 1894 etwa entstanden in Zürich die aus Sperrholz gefertigten Palmenbäume. Die Krippe wird übrigens der Stilrichtung der Nazarener zugeordnet. Als nazarenische Kunst wird eine romantisch-religiöse Kunstrichtung bezeichnet, die deutsche Künstler im frühen 19. Jahrhundert in Wien und Rom begründeten. Vertreter dieser Stilrichtung, die Nazarener, standen überwiegend dem Katholizismus nahe, und einige konvertierten gar.
Item; bis zu Mariä Lichtmess jedenfalls ist die Weihnachtskrippe in der St. Martinskirche zu bewundern.