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Das Heimatschutz-Theater lädt in seiner 109. Einstudierung zu «Dä nid weis, was Liebi heisst.» Es ist ein Stück über Dilemmas. Die Schauspieler sind überzeugend und spielen mehr als lobenswert .
Der etwas ungelenke Name der Aufführung stammt aus dem alten Glarner Volkslied «Stets i Truure mues i läbe», das Polo Hofer wieder populär gemacht hat. Darin lautet der Seufzer in der Schlusszeile «Dä nid weis, was Liebi heisst», will sagen: Ach, wie viel unkompliziert wäre das Leben doch, wenn nicht die Liebe dazwischenfunken täte.»
Der Bieler Autor Werner Marti verwendete das Zitat für den Titel eines Mundartromans, den Ueli Remund in ein Schauspiel umarbeitete. Dieses bringt nun das Heimatschutz-Theater Olten unter der Regie von Alex Truffer auf die Bühne des Oltner Stadttheaters.
In «Dä nid weis, was Liebi heisst» bringen die Gefühle alles aus dem Lot. Dabei wäre alles so gut eingefädelt gewesen für den aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Köbu Häni (Marc-André Flück). Er soll Martha, die Tochter des reichen Bauern, heiraten und könnte den Hof übernehmen.
Freitag, 22. Januar, 20 Uhr
Samstag, 23. Januar, 20 Uhr
Sonntag, 24. Januar, 14 Uhr
Vorverkauf: Region Olten Tourismus, Tel. 062 213 16 16, online: www.hsto.ch
Doch auf dem Heimweg trifft er zufällig Marili (Emilie Käser), und die beiden verlieben sich ineinander. Ihre Schäferstündchen haben Folgen: Die erst 17-jährige Marili Wenger wird schwanger. Köbu, hin- und hergerissen zwischen der guten Partie Martha und Marili, wählt einen dritten Weg und setzt sich ins Ausland ab.
«Dä nid weis, was Liebi heisst» spielt um die vorletzte Jahrhundertwende, in einer Zeit, in der ledige Mütter geächtet werden», erzählt die Erzählerin Pamela Käser. Unter dem Druck gaben damals Minderjährige ihre Kinder zur Adoption frei. Nicht so Marili Wenger. Am Anfang des 20. Jahrhunderts hält auch die Moderne Einzug.
Marili nutzt das Neue, näht Militärkleider mit der Maschine statt von Hand und kauft sich ein Damenvelo, um auf dem Arbeitsmarkt mobiler zu sein. Mithilfe ihrer Mutter (Beatrice Käser) schafft sie es, das Kind Laura zu Hause aufzuziehen. Dabei leben die Wengers selber in prekären Verhältnissen. Vater Wenger (Markus Spiegel) verliert seine Stelle als Melker bei Marthas Vater und zerbricht am Schicksal.
Vor dem Hintergrund der damaligen sozialen Lage der Arbeiterinnen und Arbeiter ist «Dä nid weis, was Liebi heisst» die Geschichte, wie sich eine junge Frau durchsetzt und weiterbringt. «Hör nicht auf die andern, sondern folge der Stimme deines Herzens», lautet eine Botschaft des Stücks, «und akzeptiere das Unumstössliche, aber ändere, was du ändern kannst!» Nach etlichen Irrungen und Wirrungen endet das Stück schliesslich glücklich.
Diese inzwischen 109. Einstudierung des Heimatschutz-Theaters Olten bietet beste Unterhaltung auf höchstem Niveau, und auch der Humor fehlt dabei nicht. Das Wechselbad der Gefühle, die feinen Nuancen der Emotionen verlangen dem Ensemble einiges ab, doch auch schwierige Szenen der Zerrissenheit und des Zweifels gelingen den Schauspielerinnen und Schauspielern absolut glaubwürdig. Sie agieren zügig, und für die passende musikalische Einbettung sorgt das Zithertrio aus dem Haslital.
Nicht genug hervorgehoben werden kann die überzeugende schauspielerische Leistung der Laiendarstellerinnen und -darsteller, insbesondere die der Hauptperson Emilie Käser als Marili Wenger. Ihre Rolle entwickelt sie professionell, und sie steht während der Aufführung beinahe ununterbrochen auf der Bühne. Zu erwähnen ist unbedingt auch das Bühnenbild (Andy Siegenthaler/Beatrice Käser), das, dem Stück angepasst, mit Dias von historischen Aufnahmen und heimeligen Interieurs gestaltet wurde.