Region Olten
Das Nachbarschaftstelefon soll auch nach Corona weitergeführt und ausgebaut werden

Die im Frühling lancierte Telefonlinie für Leute aus der Region Olten bleibt erhalten und wird erweitert.

Noël Binetti
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Telefonhelfer: v.l. Tobias Vega, Michael Nyffeler, Mona M’Barki, Anke van Leewen, Yvonne Lang, Marion Rauber und Céline Berner.

Telefonhelfer: v.l. Tobias Vega, Michael Nyffeler, Mona M’Barki, Anke van Leewen, Yvonne Lang, Marion Rauber und Céline Berner.

Patrick Lüthy

Als sich im März die Meldungen über die Pandemie überschlugen und Geschäfte geschlossen wurden, waren plötzlich viele Leute auf sich allein gestellt. Für Menschen, die ohnehin bereits wenig soziale Kontakte pflegten, konnte die Situation zur Belastung werden. In diesen unübersichtlichen Frühlingswochen entstanden an vielen Orten Projekte und Initiativen auf privater Basis. So auch in Olten.

Damals lancierte «olteneinfach.ch» ein Nachbarschaftstelefon mit dem Ziel, die Bewohner und Bewohnerinnen in den Oltner Quartieren untereinander zu vernetzen. Ältere Menschen, Leute, die wegen Vorerkrankungen zur Risikogruppe zählten oder die sich in Quarantäne befanden, erfuhren dadurch Unterstützung und eine Möglichkeit, sich auszutauschen: Botengänge zur Post erledigen, Einkäufe besorgen oder schlicht ein Gespräch führen – die wichtigsten Bedürfnisse sollten damit abgedeckt werden. «Zusammen schaffen wir das» war in diesen Wochen das Motto.

Gegen Einsamkeit und für Zusammenhalt

Nun hatten Mona M’Barki und Tobias Vega die Idee, dieses Angebot weiterzuführen und auszubauen. Beide sind in der Kerngruppe des politisch unabhängigen Vereins «Olten im Wandel». Unter dem Namen «Willkommen in Olten» führen sie nun das Projekt fort.

Gefragt, warum es in der Region Olten ein solches Projekt brauche, sagt M’Barki: «Im Frühling hat der Austausch sehr gut funktioniert. Die Leute nutzen das Angebot vor allem zu Beginn und organisierten sich danach selbst untereinander.» Einige dieser Kontakte seien bis heute bestehen geblieben. Über die Festtage sei dann die Frage aufgekommen, wie viele Leute wohl allein zuhause seien, ohne Möglichkeit, jemanden treffen oder anzurufen.

«Darum haben wir uns dazu entschlossen, diese bereits bestehenden Strukturen zu nutzen.» Konkret geht es um eine Telefonnummer. Darauf soll weiterhin anrufen, wer Hilfe bei alltäglichen Besorgungen benötige, ein Gespräch führen möchte oder ein Gegenüber für eine Brieffreundschaft sucht.

Leute sollen sich anzurufen trauen

Ziel dieser Dienstleistung ist es, ein niederschwelliges und kostenloses Angebot für alle Leute aus der Region zu schaffen. Wer in der näheren Umgebung lebt, soll uns anrufen können», sagt M’Barki. Und sie ergänzt: «Uns ist wichtig, dass sich die Leute trauen, das Nachbarschaftstelefon zu nutzen. Wir werden auch versuchen, fremdsprachigen Anrufen und Anfragen gerecht zu werden.»

Wegen der Massnahmen gegen Corona habe sich der Tagesablauf von vielen Menschen verändert. «Wir finden, dass darüber zu wenig gesprochen wird.» Aus solchen Veränderungen könnten soziale Konflikte oder psychische Belastungen resultieren. Dem wollen die Initianten mit ihrem Projekt etwas entgegensetzen.

Mit Mund-zu-Mund-Propaganda und über soziale Medien starteten Vega und M’Barki einen Aufruf. Bisher meldeten sich elf Personen, die sich für das Projekt engagieren wollen. Untereinander sprechen sie sich ab und betreuen den Anschluss der «Nachbarschafts-Hotline» abwechselnd und gemäss einem Schichtplan. Einige von ihnen bringen Vorkenntnisse aus der sozialen Arbeit mit oder haben andere Schwerpunkte, denen sie sich annehmen können.

Das ganze Projekt läuft auf freiwilliger Basis, Entschädigungen kriegt dafür niemand. M’Barki sagt: «Die Nummer läuft über einen Prepaid-Anschluss. Damit wir dort Guthaben aufladen und Leute zurückrufen können, starten wir vielleicht einen Spendenaufruf.» Das sei noch unklar.

M’Barki betont, dass die Nummer in Notfällen und spezifisch medizinischen Fragen nicht die richtige Anlaufstelle sei und verweist für solche Fälle klar auf die bekannten Notrufnummern. «Wir bieten konkrete Hilfe im Alltag an, führen Gespräche gegen die Einsamkeit, geben Anregungen und versuchen zu vermitteln.» Die Gruppe hat eine Liste zusammengestellt, mit Nummern von Fachpersonen und Institutionen. «Diese Kontakte geben wir gerne weiter.»

Hinweis:

www.oltenimwandel.ch

Nachbarschaftstelefon:

077 976 46 68 (Auch SMS möglich)

8–13Uhr/19–22Uhr