Nach mehr als 80 Jahren endet die Vereinsgeschichte – und nicht ohne Nebengeräusche. Ein Teil der Vereinsmitlgieder spielt jetzt im Niederamt das Akkordeon.
Es ist die ewig gleiche: Geschichte: Ganz am Schluss scheiden die wenigsten in Minne. Da machen auch die Mitglieder des Handharmonika-Orchesters Olten keine Ausnahme. Eine turbulente ausserordentliche Generalversammlung, bei welcher der Präsident schliesslich noch nicht mal mehr die Schlussabstimmung abwartete, besiegelte das Ende des Mitte der 1920er-Jahre gegründeten Vereins.
Gegenseitige Vorhalte, Parteinahmen und ein schwindender Mitgliederbestand trugen das Ihrige zu der nicht ganz geräuschlosen Hauptversammlung bei. «Natürlich blutet das Herz», meint Stefan Rytz, letzter Präsident des Orchesters. Und er fragt eher im rhetorischen Sinne: «Aber was will man machen?»
In den Zeiten vor der ominösen Hauptversammlung hatten sich jeweils noch ihrer fünf zur Probe getroffen. Schon vor einigen Jahren habe man die Auflösung des Vereins beraten, sei aber zum Schluss gekommen: Nein, wir machen weiter, erzählt Rytz, seit mehr als zwei Jahrzehnten an der Vereinsspitze und seit 35 Jahren im Orchester tätig.
Erst Entspannung
Ein Zusammengehen mit dem Akkordeon-Orchester Schönenwerd-Gretzenbach-Gösgen brachte im vergangenen Jahr – aus personeller Sicht – eine Entspannung. «Eigentlich liess es sich gut an», sagt Rytz.
Auch wenn sich später dann herausstellte, dass die Kooperation mit den Niederämtern nicht bei allen Oltnern auf positives Echo stiess. «Eins kam zum andern», resümiert der letzte Präsident.
Auch persönliche Geschichten hätten zu der Negativ-Entwicklung beigetragen: Mehr will er dazu aber nicht sagen. Das Ende vom Lied: Am Schluss blieben noch ganze zwei Mitspieler übrig, nachdem andere den Austritt gegeben hatten.
Die Handlungsunfähigkeit des Vereins war damit eingetreten. Frei-, Passiv- und Ehrenmitglieder sowie Gönner wurden schriftlich darüber informiert, was die zehnköpfige ausserordentliche Generalversammlung im Aarhof beschlossen hatte. Es habe dort «scho noch echli kesslet», blickt Rytz zurück.
Wer via Brief von der Auflösung des Orchesters erfuhr, war nicht wenig überrascht. Noch im August letzten Jahres liessen sich Vereinsverantwortliche an der hiesigen Chilbi zitieren, die dort betriebene Spaghettistube des Orchesters kenne ihre Stammgäste, da werde man gar übers Jahr von unbekannten Personen erwartungsvoll darauf angesprochen. Optimismus, wohin man auch hörte. Tempi passati.
Findungsgruppe am Werk
Nun hat sich eine Findungsgruppe zusammengetan, welche darüber beraten soll, was mit dem noch vorhandenen Vereinsvermögen zu tun sei. Vielleicht etwas Karitatives? «Schon möglich», sagt Rytz.
«Es ist jedenfalls nicht vorgesehen, das Geld unter den Mitgliedern aufzuteilen», sagt der letzte Präsident, der im Übrigen nun mit den Niederämtern musizieren wird; zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern des einstigen Oltner Vereins. Das Übrige – Nasenwasser. Die Instrumente gehörten zum allergrössten Teil nicht dem Verein, sondern den Mitgliedern selbst. Weiteres ist nicht in der Verantwortung des Orchesters.
Auch wenns rumort hat im Gebälk des aufgelösten Vereins: Vor verschlossenen Türen sollen kein Handharmonikaspieler und keine -spielerin sein. «Da gibts keine Animositäten», sagt Rytz. Mittlerweile hab sich der Rauch verzogen. Der Verein sei eben Geschichte jetzt, sagt er noch und schiebt hinterher, dass wer einst im Oltner Orchester mitwirken durfte, stolz darauf gewesen sei. Tempi passati auch da.