Das Aarauer Bahnhofsklavier hat in Olten eine neue Bleibe gefunden und wartet darauf, gespielt zu werden. Dass nun eine weitere Stadt in den Genuss Möglich macht dies Andres Brändli.
Es gehört nicht zum natürlichen Verhalten von Klavieren, von Stadt zu Stadt zu reisen. Und doch steht das Klavier, das kürzlich im Aarauer Bahnhof für Begeisterung sorgte, jetzt am Bahnhof Olten. Allerdings würde man das Aufstellen an Bahnhöfen auch nicht zur artgerechten Haltung von Klavieren zählen. Und doch hat Andres Brändli den Versuch gewagt. Mit Erfolg.
Der pensionierte Tierarzt hat das 56-jährige Klavier der Marke Sabel gekauft und im Bahnhof Aarau der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Es freut ihn, dass nun eine weitere Stadt in den Genuss des Instruments kommt. Er findet, es sollte mehr Aktionen dieser Art geben: «Ich hoffe, die Menschen gehen irgendwann an Bahnhöfe und suchen gezielt nach Angeboten wie diesem Klavier.»
In diesem Sinne kann er sich auch gut vorstellen, das Instrument in ein bis zwei Monaten erneut umzuplatzieren. Damit das gelingt, ist er jedoch auf die Hilfe der SBB angewiesen. Diese hat sich bis jetzt sehr entgegenkommend gezeigt und sogar den Auto-Transport von Aarau nach Olten organisiert. Dort wurde das schwere Stück dann mit dem Gabelstapler zu seinem Bestimmungsort gebracht.
Eine zweite Bedingung für die Weiterreise ist, dass das Klavier auch nach seinem Aufenthalt in Olten noch intakt ist. Die zwei Monate in Aarau hat es beinahe unbeschädigt überstanden, lediglich das Notenpult ist abgebrochen. Doch das sei nicht so schlimm, sagt Brändli. Um Beschädigungen vorzubeugen, hat er dann auch den Deckel zugeschraubt, damit nichts die Saiten beeinträchtigt.
Doch das ist noch keine Garantie für Unversehrtheit. Auch der Standort spielt eine Rolle: Im Gegensatz zu Aarau ist das Klavier in Olten rund um die Uhr sehr gut zugänglich. Die Witterung hingegen sollte kein Problem sein. Regen kann keiner eindringen und die Sonne strahlt nie direkt darauf, das hat Brändli abgeklärt. Nach einer vierzehntägigen Testphase wird entschieden, was weiter mit dem Klavier passiert; ob es bleibt, in Olten einen anderen Standort erhält oder gar in eine andere Stadt weiterzieht. Dafür hat Brändli bereits eine Idee: «In der Bahnhofshalle von Biel würde es sich sicher auch gut machen.»
Ob das Klavier in Olten genauso viele positive Reaktionen wie in Aarau auslöst, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Kaum war es fertig platziert, zog es bereits erste neugierige Blicke auf sich. Die meisten Passanten wahrten allerdings einen gewissen Sicherheitsabstand.
Bei einigen jedoch war die Neugier grösser als die Zurückhaltung. So wagten sich erste Tester an die Tasten. Sie wären in diesem Moment vielleicht gern des Klavierspiels mächtig gewesen.
Doch nicht nur das Instrument, sondern auch der Stuhl lädt Passanten zum Verweilen ein, immerhin ist er gepolstert. Schliesslich spielte Lukas Riesen aus Zofingen die ersten wohlklingenden Töne. Er konnte ein wenig Zeit entbehren, bevor sein Zug den Bahnhof verliess. Richtung Aarau. Neuerdings wieder klavierlos.