Angebotserweiterung
Da braut sich was zusammen - Oltner Bier-Szene im Aufwind

Die Produzenten der Oltner Dreitannen- und Ola-Biere bauen ihr Angebot aus. Während die Brauerei Dünnern diesen Sommer ihr Ola-Bier um zwei zusätzliche Geschmacksrichtung erweitert, füllt Dreitannen neu auch Flaschen ab.

Isabel Hempen
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Timo Caspar von der Brauerei Dünnern braut sein Ola-Bier im Dietschi-Gebäude
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Aus der Malz-Weizen-Mischung entsteht später das Oltner Ola-Bier.
Ola-Bier in Flaschenform: Das Pale Ale gibt es seit vergangener Fasnacht. Neu bringt die Dünnern-Brauerei ein IPA heraus und für den Sommer ist ein fruchtiges Wit-Bier angekündigt.
Timo Caspar und seine Erzeugnisse in Fass- und Flaschenform.

Timo Caspar von der Brauerei Dünnern braut sein Ola-Bier im Dietschi-Gebäude

Bruno Kissling

Es ist bis in den dritten Stock zu riechen: Im Gebäude der Dietschi-Druckerei an der Ziegelfeldstrasse 60, wo auch das Oltner Tagblatt seine Redaktionsräumlichkeiten hat, wird Bier gebraut. Mitte April haben sich im Erdgeschoss Timo Caspar, Roman Caspar und Pascal Schulthess mit ihrer Dünnern-Brauerei eingemietet. Der herbe Geruch, der gerade aus dem Kessel bis ins Stiegenhaus aufsteigt, entspringt einer Malz-Weizen-Maische. Timo Caspar, heute alleine am Werk, rührt. Und rührt. Und rührt.

Zwei neue Sorten Ola-Bier

Mit ihrer kleinen 150-Liter-Anlage produzieren die drei Freunde hier das Oltner Ola-Bier. «In der Garage, wo wir vor einem Jahr mit dem Brauen begannen, wurde es uns zu eng», erklärt Caspar. Neu stehen ihnen rund 80 Quadratmeter zur Verfügung. Den Quartierwechsel ermöglicht habe der Architekt Marc Thommen, Mitinhaber des Dietschi-Gebäudes. Er sei ein guter Bekannter seines Vaters, sagt Caspar. Zu den Mietkonditionen möchte er sich nicht äussern.

Sei nicht dum – trink Olodunum Historische Spurensuche auf dem Flaschenhals bei Ola.

Sei nicht dum – trink Olodunum Historische Spurensuche auf dem Flaschenhals bei Ola.

ts

Trotz erweiterter Produktionsfläche meint Timo Caspar: «Wir haben nicht so grosse Pläne.» Für die drei Männer um die 30 ist das Brauen vor allem Hobby, alle sind beruflich zu hundert Prozent ausgelastet. Ihr Bier, das sie in drei Sorten herstellen, scheint indes beliebt zu sein. Derzeit ist zwar erst das Pale Ale erhältlich. In einer Woche soll aber auch das IPA und in etwa einem Monat das belgische Wit-Bier in den Verkauf gelangen – ein fruchtiges Weizenbier mit Kardamom, Zitronenschalen, Koriander und Pfeffer.

Erhältlich sind die 33-cl-Flaschen zu 7 Franken in der «Vario Bar» und im «Gryffe». Es laufe gut in beiden Lokalen. Zudem hätten auch das «Café Ring», die «Galicia Bar» und der Getränkelieferant Brunner Getränke in Gretzenbach Interesse angemeldet. Letztere drei werden sich aber wohl in Geduld üben müssen. Denn schon was den Bedarf für die «Vario Bar» und den «Gryffe» angeht, meint Caspar: «Wir kommen nicht ganz hinterher.» Die Brauanlage, welche die Dünnern-Brauer dem Dreitannen-Bier-Produzenten Luc Capus abkauften, wird zweimal monatlich in Betrieb gesetzt. Macht 300 Liter Ola im Monat. Mehr liege momentan nicht drin, sagt Caspar.

Dreitannen-Bier neu in Flaschen

Ebenfalls in der Dietschi-Druckerei gesichtet wurde jüngst besagter Luc Capus. Das Dreitannen-Bier, das bisher nur ab Zapfhahn erhältlich war, füllt er – neuerdings ohne Ex-Geschäftspartner Johan Gass (siehe Kasten) – seit April in Flaschen ab. Übergangsweise nutzte er hierzu die Abfüllanlage der Dünnern-Brauer, mit welchen ihn ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Allerdings konnte Capus an der Unterführungsstrasse kürzlich einen ehemaligen Massage-Salon anmieten.

Dies im Gebäude, das seinem Vater gehört. Gegenwärtig installiere er hier eine eigene Abfüllanlage, wie er sagt. Bereits zieren das Dreitannen-Bier-Logo und Bierflaschen das Schaufenster des Lokals. Dieses grenzt unmittelbar an die «Galicia Bar» an, in deren Untergeschoss er seinen Gerstensaft braut. «Der Plan ist, hier in kleiner Menge Bier abzufüllen», so Capus. Denn im «Galicia»-Keller gehe «nichts mehr rein».

Johan Gass steigt bei Dreitannen-Bier als Geschäftspartner aus

Er habe per sofort gekündet, bestätigt Johan Gass am Telefon das Gerücht, das in Olten bereits die Runde macht. Die Gründe, die der Mitinhaber der Drei Tannen Getränke GmbH und Ex-Geschäftspartner von Luc Capus angibt: Überarbeitung und finanzielle Not. Ausserdem hätten zwischen ihm und Capus unterschiedliche Ansichten bestanden, wie das Geschäft weiterzuführen sei. Seit die beiden Oltner vor drei Jahren mit der Herstellung des Dreitannen-Biers begannen, habe er zeitweise über 80 Stunden in der Woche gearbeitet, so Gass. Zudem habe die Brautätigkeit, die er hauptberuflich ausübte, finanziell zu wenig abgeworfen. Auch Capus spricht diesbezüglich von einem «spärlichen Praktikantenlohn», den sich die beiden auszuzahlen vermochten. Gass, gelernter Lebensmitteltechnologe, will sich eine Stelle in der Lebensmittelindustrie suchen. Er behält seinen 20-Prozent-Anteil an der Drei Tannen Getränke GmbH. Capus nennt Gass’ Entscheidung «sehr bedauerlich». Dessen Ausscheiden bedeute nicht zuletzt einen schwer verkraftbaren Know-how-Verlust. «Ich stehe im Moment vor grossen Fragezeichen», gesteht er. Aufhören sei jedoch keine Option. Er werde längerfristig einen neuen Brauer suchen.

Nachfrage ist grösser als Angebot

Das Bier füllt er seit etwa einem Monat in Flaschen ab. Von Hand, wie Capus betont. Drei Sorten sind in Flaschen erhältlich: Pale Ale, Amber und Stout. Seit Mitte April können diese bei Vinazion im Sälipark, bei Fläschehals an der Hübelistrasse, beim Biershop Wittich an der Haslistrasse, beim Vitalpunkt im Bahnhof Olten und bei Brunner Getränke in Gretzenbach zu etwa 3.80 pro Flasche erstanden werden. In der «Galicia Bar» komme die Flasche auf 6 Franken zu stehen. Der Verkauf habe sich gut angelassen. «Wenn ich mehr Flaschen hätte, könnte ich überall nachliefern», so Capus.

Das Abfüllen eines einzigen Harasses Bier nehme allerdings eine halbe Stunde in Anspruch. «Der Aufwand ist extrem gross», sagt er, der eine 30-Prozent-Stelle an der Uni Basel innehat und in seiner Brauerei einen Praktikanten im 60-Prozent-Pensum beschäftigt. Er hofft daher auf Verständnis, wenn es Engpässe gebe. Gefreut hätten ihn die Reaktionen auf die Neuerung. «Ich hatte eine Rückmeldung aus dem Sälipark: In der Freude schwang eine Spur Entrüstung mit, dass es drei Jahre gedauert hat mit den Flaschen.» So lange gibts das Dreitannen-Bier schon.