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Das Oltner Kulturlokal schliesst vorläufig seinen Keller, weil die kantonale Gebäudeversicherung nach einer Sicherheitsprüfung nur noch 50 statt 100 Personen während Veranstaltungen zulässt. Ein Grossteil aller Konzerte fand bisher dort statt. So soll es nun weitergehen.
Eigentlich hatte sich «Coq d’Or»-Geschäftsführer Daniel Kissling auf ruhigere Wochen gefreut, in denen er sich voll auf seinen Betrieb und das erste Gespräch mit der Stadt Olten über die Verwendung der gesprochenen 20'000 Franken kümmern wollte. Nun kommt ihm allerdings ein Entscheid der kantonalen Gebäudeversicherung in die Quere. Vergangene Woche hat nämlich eine Kontrolle des Keller im Kulturlokal gezeigt, dass dieser in der bisherigen Kapazität von rund 100 Personen nicht mehr genutzt werden darf ohne einen zweiten Notausgang. Mit der bisherigen Infrastruktur sind nur noch 50 Personen erlaubt – dies inklusive auftretende Künstler und Personal.
Dies hat Geschäftsführer Kissling dazu bewogen, den Keller bis auf Weiteres gleich ganz zu schliessen, weil der Betrieb so nicht mehr wirtschaftlich geführt werden kann. «Die Shows, die finanziell rentieren würden, können wir nicht mehr machen, und den Keller zu unterhalten und bespielen für die Shows, die nicht rentieren und die wir bisher quersubventioniert haben, liegt für uns sowohl finanziell als auch organisatorisch schlicht nicht drin», schreibt Kissling in einem Beitrag, den er letzte Woche auf der Facebook-Seite des Kulturlokals gepostet hat.
Damit fällt der Raum weg, der hauptsächlich als Konzertlokal genutzt wurde: Von den bis zu 140 Veranstaltungen pro Saison waren deren 80 bis 90 im Keller programmiert gewesen. «Wir können nun einen Raum mit vollausgestatteter Infrastruktur nicht nutzen. Das gibt starke Veränderungen beim Programm», sagt der Geschäftsführer auf Anfrage. Bis zur Sommerpause waren rund 40 Veranstaltungen bereits festlegt; die Hälfte davon soll nun ins Erdgeschoss in den Raum mit der Bar verlegt werden.
Nach dem Facebook-Post erfuhr Kissling und sein Team zudem viel Solidarität und erhielt Angebote, die Veranstaltungen in befreundete Lokale auszulagern. Ein Konzert konnte vergangene Woche so bereits vor der Absage bewahrt werden, indem es kurzfristig in die Garage 8, dem Veranstaltungslokal des Jugendwerks Olten, verschoben wurde. Ob weitere Events, die nun nicht im «Coq d’Or» stattfinden können, in andere Lokalen verschoben werden, konnte und wollte Kissling allerdings noch nicht sagen. «Wir sind derzeit in Abklärung.» Er verweist aber darauf, dass mit der Auslagerung auch die Bareinnahmen wegfallen und die Organisation zusätzlichen Aufwand mit sich bringt. «Wir müssen uns daher gut überlegen, ob und wie viele Veranstaltungen wir überhaupt auslagern wollen.» Sicher ist, dass für die Zeit nach den Sommerferien keine Konzerte geplant werden, die nicht im Parterre stattfinden können. «Wir rechnen damit, dass wir den Keller als Konzertraum bis Ende Jahr sicher nicht gebrauchen können», sagt Kissling.
Über die finanziellen Folgen ist sich der Geschäftsführer noch nicht im Klaren: Zum einen reduzieren sich die Kosten, weil weniger Personal aufgeboten werden muss. Gleichzeitig fallen auch die Bareinnahmen tiefer aus, weil einige Konzerte ausgelagert werden könnten oder ganz wegfallen. «Wir müssen definitiv auch ein neues Budget fürs 2020 aufstellen», sagt der Geschäftsführer.
Auslöser für die Sicherheitsprüfung durch die Gebäudeversicherung ist Liegenschafts-Miteigentümer Lazarus Papatzikakis. Er hat gemäss eigenen Aussagen die Kulturlokal-Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass sie den Sicherheitsaspekt im Keller zuerst berücksichtigten sollten, bevor sie dort die WC-Anlagen erneuern. Zum Entscheid der Gebäudeversicherung sagt er: «Jetzt wissen wir, was gilt, und können die Sache in Ordnung bringen.»
Papatzikakis will Hand dafür bieten, dass das «Coq d’Or» den Keller in einer Kapazitätsgrösse betreiben kann, der «wirtschaftlich interessant ist». Er verspricht: «Sobald der definitive Bericht der Gebäudeversicherung vorliegt, werden wir gemeinsam besprechen, wie es weitergehen soll.» Er betont, dass es keinen Konflikt gibt zwischen Eigentümer und Mieter. Dies bestätigt Kissling. «Wir haben bisher keine grossen Probleme mit dem Eigentümer gehabt.»