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Das Oltner Kulturlokal «Coq d’Or» steht vor finanziellen Problemen und greift zum Crowdfunding. Bei der Stadt hat Geschäftsführer Daniel Kissling bisher vergeblich um Geld angefragt.
Keine frohe Botschaft aus dem «Coq d’Or», der Oltner «Bar für Kultur», wie deren Betreiber sagen. Es droht dort das Geld auszugehen; und zwar zügig. «Mittel bis langfristig ist die bisherige Situation nicht zu tragen», so Daniel Kissling, Geschäftsführer des «Coq d’Or», und Nils Löffel, Präsident des gleichnamigen Kulturvereins unisono. Für notwendige Renovationen beziehungsweise Neuanschaffungen ist nach neunjährigem Betrieb nurmehr wenig Geld vorhanden. Zu wenig.
Nun greifen die Verantwortlichen zum probaten Mittel des Crowdfundings, um den kurzfristigen finanziellen Engpass überbrücken zu können. Minimalste Zielvorstellung: 30'000 Franken. Damit liesse sich nach Angaben des «Coq d’Or» der Betrieb in der Saison 19/20 sicherstellen. Allerdings geben die Protagonisten zu verstehen, das strukturelle Defizit bleibe trotz Abbau von Doppelspurigkeiten und der Implementierung von Betriebsprofessionalität bestehen.
Aber: Kommen gar 100'000 Franken zusammen, würden diese den Betrieb bis ins Jahr 2023 garantieren, inklusive neuer Lüftung, kleiner Renovationen, neuer WC-Anlagen und eben solcher Böden. Natürlich würden die Projekte in enger Zusammenarbeit mit dem Liegenschaftsbesitzer geplant. «Wir kommen heute schon in den Genuss einer reduzierten Miete», sagt Kissling.
«Ich sehe das Crowdfunding auch irgendwie als Sympathiebarometer an», sagt der Geschäftsführer gegenüber dieser Zeitung. Sehr viele Menschen, die ihm begegneten, würden das Setting des «Coq d’Or» absolut loben. Nun könne man herausfinden, wie viel der Betrieb den Leuten wert sei.
Kissling selbst hofft darauf, über die Aktion, die vom 29. März bis 17. Mai 2019 läuft, gut 50'000 Franken herein zu bekommen und ist eigentlich auch zuversichtlich, dass der Betrieb mit seinem üppigen Kulturprogramm mit «viel Glück», wie er sich ausdrückt, in vier, fünf Jahren durchaus selbsttragend agieren könnte. «Momentan ist es so, dass die Einnahmen aus dem Restaurationsbetrieb die Kulturveranstaltung quersubventionieren. Rund ein Drittel des hauseigenen Kulturbudgets von etwa 100'000 Franken wird darüber bestritten.
Auf die Dauer kann das aber so nicht weitergehen», bilanziert Kissling. Auch wenn viele Leute beim Blick ins Lokal den Eindruck hätten, der Geschäftsführer verdiene sich dort eine goldene Nase. «Die Bar ist immer gut besucht, das stimmt», sagt Kissling. Aber die Sache mit der goldenen Nase – ein Irrtum.
Der Kulturverein Coq d’Or hatte im Vorfeld der Aktion auch diskutiert, aufgrund der finanziellen Verhältnisse allenfalls den Kulturbetrieb zu kommerzialisieren oder gar zu reduzieren. Nichts davon kam allerdings infrage. «Ohne Kulturprogramm wäre das Coq d’Or nicht mehr das Coq d’Or», hatten sich Kissling und Löffel dazu vernehmen lassen und angedeutet, unter solchen Bedingungen für eine Fortführung des Betriebs mittelfristig nicht mehr zur Verfügung zu stehen. «Wir machen die Arbeit wirklich gerne», so Kissling. «Aber irgendwann möchte man auch so etwas wie ein finanzielles Lichtlein am Ende des Tunnels sehen.» Bislang sei dies nicht der Fall.
Als möglicher Geldgeber käme auch die Stadt Olten infrage. Informelle Gespräche hätten stattgefunden, ohne konkrete Ergebnisse allerdings, räumt der Geschäftsführer ein, was Stadtschreiber Markus Dietler auf Anfrage auch bestätigt. Ein Gesuch um Unterstützung sei im November 2016 eingegangen, konnte aber unmöglich im Budget 2017 untergebracht werden. Zudem müsse jeweils genau überlegt werden, ob mit einer städtischen Unterstützung nicht grundsätzlich ein Präjudiz geschaffen werde. Heute befinde sich die Stadt zudem in einer weit schwierigen Situation, sagt Stadtschreiber Markus Dietler. Eine Unterstützung dagegen sei über Einzelgesuch für spezielle Veranstaltungen im «Coq d’Or» absolut denkbar, so der Stadtschreiber.
So viel zur bisherigen Geschichte: Umtriebig bleibt man im «Coq d’Or» sowieso. Die Betreiber sehen rund um die 50-tägige Aktion eine ganze Reihe von Veranstaltungen vor: Konzerte, Podiumsdiskussionen, einen Benefizanlass (Brunchen mit Kilian Ziegler, Zmörgele und Zuhören und lecker Lachen) und Mitte Mai die finale Party. Kleine Anmerkung am Rand: Gestern gegen 17.30 Uhr stand das Spendenbarometer bereits bei knapp 6500 Franken. Die grösste unter den Spenden belief sich auf 400 Franken.