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Bischof Harald Rein spricht erstmals zu den Vorkommnissen bei den Oltner Christkatholiken und sagt, was er Pfarrer Kai Fehringer geraten hat und wie es nun weitergehen soll.
Die Christkatholische Kirchgemeinde mit ihren rund 500 Mitgliedern und den 31 angeschlossenen Gemeinden im Raum Olten ist in Aufruhr: Im Juli trat der amtierende Kirchgemeindepräsident Kurt Stutz nach einer Gemeinderatssitzung per sofort zurück, vergangene Woche tat es ihm der Gesamtgemeinderat an der Gemeindeversammlung gleich. In beiden Fällen waren Spannungen mit Pfarrer Kai Fehringer der Grund. Nun nimmt erstmals der christkatholische Bischof der Schweiz, Harald Rein, schriftlich Stellung zu den Vorfällen in der Kirchgemeinde.
Kai Fehringer wurde 2012 im aargauischen Magden nach wenigen Monaten als Priester von der Kirchgemeinde entlassen. Dies wegen Vertrauensbruch und schwerwiegender Vorfälle, wie Manuela Petraglio auf Anfrage sagt, die bereits damals Kirchgemeindepräsidentin war, und zudem Synodalratspräsidentin der Schweizer Christkatholiken ist. Er sei von der Kirchgemeinde erst angestellt gewesen, aber noch nicht vom Volk gewählt. Kai Fehringer sagt dazu, dass es keine Entlassung, sondern eine Freistellung im gegenseitigen Einvernehmen gewesen sei. «Unsere Kirche ist eine kleine Kirche mit allen Vor- und Nachteilen», schreibt er auf Anfrage. Leider gebe es auch bei den Christkatholiken Menschen, die lieber anderen schaden, als dass sie versuchen, das Gute zu mehren. Auch alte offene Rechnungen und Verletzungen gebe es. «Um des Friedens willen werde ich mich zu den Vorwürfen nicht äussern», schreibt er weiter. Und zur Aussage des Bischofs, der ihm den Rücktritt nahegelegt habe, sagt er auf Anfrage, dass er sich als Pfarrer nichts vorzuwerfen habe und nicht zurücktreten werde. Er bedauert zudem, dass mit dem Konflikt die Kirchgemeinde der Region Olten in Verruf gerate. (fmu)
Wie sehen Sie die Spannungen zwischen dem Pfarrer Kai Fehringer und dem Kirchgemeinderat?
Harald Rein: Es gab unüberbrückbare Differenzen zwischen dem Pfarrer und dem inzwischen zurückgetretenen Kirchgemeinderat, die mich an einen Machtkampf erinnern. Eine Kirchgemeinde funktioniert, weil Menschen zu ihr gehören und sich engagieren. In der Leitungsfunktion engagieren sich der Kirchgemeinderat und der Pfarrer oder die Pfarrerin. Im vorliegenden Fall ist die Leitung der Kirchgemeinde nicht mehr möglich, weil es zwischen den beiden Trägern der gemeinsamen Verantwortung zum Konflikt gekommen ist. Die Einheit in der Kirchgemeinde wird dadurch akut gefährdet. Deshalb schmerzt es mich als Bischof sehr, dass die ganze Kirchgemeinde unter diesem Konflikt leiden muss – vor allem auch die Mitglieder der Kirchgemeinde, die sich aus guten Gründen keinem der beiden Lager zugehörig fühlen.
Hat der Kirchgemeinderat mit seinem Gesamtrücktritt an der vergangenen Gemeindeversammlung letzte Woche richtig reagiert?
Der Rücktritt mag den ehemaligen Mitgliedern des Kirchgemeinderates als richtig erschienen sein. Manchmal ist es besser, sich aus einer scheinbar unlösbaren Situation zurückzuziehen und auf Distanz zu gehen.
Sie waren wegen dieser Spannungen anscheinend immer wieder in Olten am Vermitteln: Was war genau Ihre Aufgabe und wie haben Sie die Situation in der Kirchgemeinde erlebt?
Meine Aufgabe als Bischof ist es, in einem solchen Fall Gespräche zu führen, die der Vermittlung und dem Erhalt der Einheit der Kirchgemeinde dienen. In Olten nahm ich einen offenen Konflikt zwischen dem Pfarrer und dem Kirchgemeinderat wahr, dem schwer beizukommen war.
Wie soll es nun weitergehen, um die zerfahrene Situation wieder in den Griff zu bekommen?
Als Nächstes wird der Kanton einen Sachwalter einsetzen, der die Kompetenzen des Kirchengemeinderates hat (Anmerkung der Redaktion: Das hat der Kanton mit Walter Keller bereits getan). So will es das Landeskirchengesetz im Kanton Solothurn. Ich hoffe, dass dadurch die Kirchgemeinde bald einen gangbaren Weg in die Zukunft finden wird. Ich bin bereit, die Kirchgemeinde auch zusammen mit dem Sachwalter nach Kräften zu unterstützen und weiter zu vermitteln.
Wie diese Zeitung erfahren hat, sollen Sie Pfarrer Kai Fehringer bereits mehrmals zum Rücktritt aufgefordert haben. Aus welchem Grund und warum ist er dieser Forderung bisher nicht nachgekommen?
Ich habe ihm den Rücktritt nahegelegt. Weil ich in einer solchen Situation – unabhängig von der Schuldfrage – der Auffassung bin, dass es sinnvoller ist, dass der Pfarrer geht und nicht die halbe Gemeinde. Nur so ist ein kompletter Neubeginn wirklich möglich. Warum Kai Fehringer in Olten in seinem Amt bleiben will, kann er Ihnen besser selbst beantworten.
Zudem sollen Sie zusammen mit der Synodalratspräsidentin Manuela Petraglio abgemacht haben, dass sie Kai Fehringer nach einem Rücktritt für keine neue Stelle in einer christkatholischen Gemeinde der Schweiz empfehlen können.
Ich habe keine Abmachungen mit der Synodalratspräsidentin getroffen, sondern dem gesamten Synodalrat die Frage gestellt: Würden sie jemanden in eine andere Kirchgemeinde weiter empfehlen, der sich zum Schaden der eigenen Kirche an sein derzeitiges Amt klammert und den Bitten seines Bischofs in verschiedenen Bereichen trotz Weiheversprechen als Priester nicht nachkommt?
Wie sehen Sie ganz allgemein die Person Kai Fehringer? Was sind aus Ihrer Sicht seine Verfehlungen?
Ich äussere mich grundsätzlich nicht in der Presse über die Qualifikation von Angestellten oder Amtsträgern im Milizsystem.