Der Anlass in Kappel wird in diesem Jahr an die Mittelgäustrasse verlegt. Schuld sind die Bauarbeiten im Dorfzentrum.
Es blutet das Chilbiherz der eingefleischten Kappeler beiderlei Geschlechts. Der traditionelle Rummel vom 1. bis 4. September findet heuer nämlich nicht wie üblich an der Mittelgäustrasse, sondern an der Dorfstrasse statt. «Ich würde sagen: Etwa 60 Prozent finden die aktuelle Variante nicht so gut», schätzt das OK-Mitglied der Chappeler Chilbi, Roger Beck, die Stimmung ein.
Mit der Verschiebung des Rummels gehe halt der Flaniermeilencharakter an der Mittelgäustrasse verloren, findet er. «Das ist bedauerlich.» Aber halt für dieses Jahr nicht zu ändern. Denn die aktuell laufende Sanierung des Kreisels im Dorfzentrum hat dazu geführt, dass die Polizei keine Bewilligung für die Nutzung der Mittelgäustrasse erteilte. Es sei denn, das Komitee würde flankierende Massnahmen treffen, deren Umsetzung gut 25'000 Franken kosten würden. Kosten, die gemäss Chilbiorganisatoren auf die teilnehmenden Vereine abgewälzt würden. Das wiederum schien dann doch keine gangbare Lösung.
Beck aber sieht die Mittelgäustrasse als Austragungsort der Chilbi an sich in Gefahr. Zu Recht, wie sich weist. «Schon vor 20 Jahren war das nämlich mal ein Thema», sagt er. Die Polizei habe schon verlauten lassen, eine künftige Sperrung von Kappels Ost-West-Hauptverkehrsachse komme wohl nicht mehr infrage. «Es sei denn, wir würden ein optimales Verkehrskonzept einrichten», schiebt Beck hinterher.
Die Polizei Kanton Solothurn bestätigt denn auch die tendenzielle Skepsis gegenüber der bisherigen Praxis, Kantonsstrassen über längere Zeit zu sperren. Grundsätzlich mehr Verkehr, Sicherheitsaspekte und wenig günstige Umleitungsmodelle führt sie als Argument ins Feld. Aber man müsse von Fall zu Fall entscheiden. In Kappel etwa habe es einfach aus sicherheitstechnischen Gründen keine andere Möglichkeit gegeben. Die Frage, inwieweit die Ost-West-Hauptachse künftig für einen Anlass wie die Chilbi wieder gesperrt werden könne, sei nicht abschliessend zu beantworten. Diese Frage zu gegebener Zeit neu zu beurteilen. Selbst beim Zibelimäret in Oensingen sei man daran, optimierte Verkehrslösungen anzugehen.
Auch andere Chilbiorganisatoren haben auf informellem Weg von der eher strikteren Praxis der Polizei erfahren. Das bestätigt etwa Markus Müller, Chilbi-Chef in Niederbuchsiten. «Für die Ausgabe 2016 wurde die Sperrung anstandslos bewilligt», meint er. Aber auch er schliesst nicht aus, dass im kommenden Jahr ein anderes Regime drohen könnte.
Vorläufig hofft man in Kappel noch auf eine Rückkehr des Rummels auf die traditionelle Flaniermeile. «Heuer wird die Veranstaltung halt etwas dezentraler ausfallen, vieles wirkt etwas verzettelt», resümiert Beck. Und am neuen Standort seien auch mehr Anwohner von den Chilbiemissionen betroffen. Sicher eher ein Nachteil. Aber die Anrainer der Dorfstrasse hätten ihre Plätze dennoch zur Verfügung gestellt. «Es brauchte zwar etwas mehr Überzeugungsarbeit», sagt er. Aber schliesslich habe man sich doch gefunden.