Olten
Betriebsgebäude der Aare Energie AG steht auf der Kippe

Im Juli entscheidet die Aare Energie AG über den den 25-Millionen-Bau zur Zentralisierung der verschiedenen Betriebslokale auf dem Färbi-Areal in Olten. Insbesondere die Elektra Birseck Münchenstein als neue Haupteignerin der a.en fordert eine genaue Überprüfung der Wirtschaftlichkeit des Projekts.

Jürg Salvisberg
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Der Dünnern entlang (vorne) geht die Sanierung des Färbi-Areals möglicherweise weiter, auf dem höher gelegenen Gebiet ist das Betriebsgebäude projektiert.

Der Dünnern entlang (vorne) geht die Sanierung des Färbi-Areals möglicherweise weiter, auf dem höher gelegenen Gebiet ist das Betriebsgebäude projektiert.

Bruno Kissling

Die per Juni 2016 geänderten Besitzverhältnisse bei der Aare Versorgungs AG (Avag) haben die Baupläne der Aare Energie AG (a.en) auf dem ehemaligen Färbi-Areal in Olten gebremst. Der Verwaltungsrat der gemeinsamen Betriebsgesellschaft der Avag und der Städtischen Betriebe Olten (sbo) muss bis spätestens Ende Juli einen Grundsatzentscheid zum Bauvorhaben, welches Verwaltung, den Werkhof für Gas und Wasser in der Oltner Rötzmatt, den Werkhof Strom in Dulliken sowie einzelne Aussenlager vereinigt, fällen.

Die neue Mehrheitsaktionärin der früheren Alpiq-Tochter, die Elektra Birseck Münchenstein (EBM), ist seit dem Kauf von 65,2 Prozent der Aktien bei der Avag tonangebend. Das ist auch im Verwaltungsrat der a.en zu spüren. Die Baselbieter verlangten für den geplanten Neubau im Dünnernbogen eine genauere Überprüfung der Wirtschaftlichkeit. Obwohl alle operativ Verantwortlichen der a.en von der seit Jahren anvisierten Zentralisierung der Dienstleistungen nach wie vor überzeugt sind, begreifen sie das Hinsehen auf weitere prüfenswerte Kriterien. «Dies ist angesichts der Investition von rund 25 Mio. Franken ja durchaus verständlich», sagt Kommunikationsleiter Beat Erne.

Baubewilligung bis November

Die Überprüfung des Betriebsgebäudes ist Teil der Auslegeordnung, welche die Avag-Konsortialpartner seit der Übernahme der früheren Alpiq Versorgungs AG vornehmen, um Synergien und Einsparpotenzial im Verbund zu orten. «Der Bauentscheid wurde deshalb aufgeschoben, wobei im Juli ein nächster Schritt folgen sollte», bestätigt EBM-Mediensprecher Joachim Krebs. Auch Ernst Zingg als Verwaltungsratspräsident der sbo, die rund fünf Prozent der Avag-Aktien hält und im a.en-Verwaltungsrat fünf von acht Sitzen innehat, kündet einen Entscheid in den nächsten zwei bis vier Wochen an.

Vorgeschichte: Erstes Baugesuch scheiterte vor Gericht

Im September 2010 begann mit dem ersten Baugesuch der Marathonlauf für ein neues Betriebsgebäude auf dem Färbi-Areal. Die Unterschreitung des Bauabstands zur Dünnern und eine widerrechtlich beseitigte Hecke führten dazu, dass die Aare Energie AG schliesslich vor dem Verwaltungsgericht scheiterte. Dieses hob die Baubewilligung für das Betriebsgebäude auf.

Die schon einmal um ein Jahr verlängerte Baubewilligung läuft im November 2017 ab, was einen schnellen Grundsatzentscheid nötig macht. Da es nicht genügt, im Herbst möglichst viele Bagger aufzufahren und einen (symbolischen) Spatenstich zu machen, muss der Verwaltungsrat vor Ende Juli einen Grundsatzentscheid treffen. Nur wenn er bis dann die Ampel auf grün schaltet, ist es noch möglich, auf der Baustelle rechtzeitig mit konstruktiven Arbeiten zu beginnen. Konkret bedeutet dies, dass auf dem Färbi-Areal bis im Herbst nicht nur der Aushub erfolgen muss. Es müssen auch erste Fundamentplatten gelegt sein.

Geht die Sanierung weiter?

Auch dem kantonalen Amt für Umwelt (AfU) ist seit Herbst 2016 aufgefallen, dass der Baueifer auf dem Sanierungsgelände merklich nachgelassen hat. Es wirft ein wachsames Auge auf zwei noch hängige Massnahmen auf dem Areal der früheren Kleiderfärberei und chemischen Reinigung Türler. Gleichzeitig mit dem Bauaushub zum infrage gestellten Betriebsgebäude muss für die Löschung aus dem Kataster der belasteten Standorte 200 bis 300 Tonnen leicht mit Schadstoffen belastetes Aushubmaterial beseitigt werden.

Daneben geht auf dem näher zur Dünnern gelegenen Gelände die Beseitigung der Belastung durch chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) möglicherweise noch weiter. «In der ersten Sanierungs-Etappe wurden bisher rund 320 kg CKW rausgeholt. Aber wir können nicht sagen, wie viel überhaupt anfänglich in den Untergrund versickert ist», sagt Karl Stransky vom AfU. Der verkarstete und zerklüftete Untergrund, in dem das Wasser viele Wege finden kann, und der unbekannte Standort der für die Verschmutzung verantwortlichen Sickergrube lassen auch Geologen rätseln.

In den nächsten zwei Monaten wird das AfU mit dem Bund anhand des Zwischenberichts entscheiden, ob ein Sanierungsunterbruch möglich ist oder ob die Sanierung bald in eine zweite Etappe geht. In jedem Fall muss der Bauherr auf dem Färbi-Areal gemäss Altlasten-Verordnung den Zugang für eine spätere Sanierung offenhalten. Dies sollte jedoch kein Problem darstellen, da das projektierte Betriebsgebäude südlicher als ursprünglich geplant zu liegen kommt und nur im Parkplatzbereich eine mögliche Schnittstelle besteht.