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Mundartautor Pedro Lenz gastiert mit seinem neuen Roman im Theaterstudio Olten.
«So ne Frou han i i mim Läbe no nie gseh gha, ömu nid z Oute.» Von der schönen Fanny mit den wahnsinnig schönen Augen ist die Rede in Pedro Lenz’ jüngstem Mundartroman, der in Olten spielt und eben so heisst: «Di schöni Fanny». Mit «Fanny» und dem Patent-Ochsner-Pianisten und Komponisten Christian Brantschen tourt der Oltner Autor derzeit durch die Schweiz. Heute Abend steht das Duo zum dritten Mal im ausverkauften Theaterstudio in Olten auf der Bühne. Wenn Lenz am Mikrofon liest und Pianist Brantschen am Klavier die Story mit einem kongenialen Soundtrack unterlegt, dann ist das allerdings mehr als eine «musikalisch verbesserte Lesung», wie Lenz sie ankündet.
Anfangs fällt einem zwar besonders Lenz’ rhythmisierte Sprechweise auf. Sie ist für Spoken-Word-Texte typisch und durchaus Geschmacksache. Denn «ungekünstelt», wie es im Programm heisst, ist diese Sprache nicht. Sie hat viel mehr etwas Manieriertes. Doch ist es gerade auch dieser Rhythmus, der die Geschichte vorwärts trägt. Und hat man sich erst einmal reingehört, lässt man sich gerne mittragen.
In Lenz’ Erzählung tritt die junge, schöne Fanny in das Leben dreier Freunde, bringt sie alle durcheinander und verschwindet dann ebenso plötzlich wieder, wie sie aufgetaucht ist. «Das ligt ir Natur vor Sach, dass d Liebi normalerwiis vor der Erkenntniss chunnt», weiss der Antiheld Jackpot, der Fanny verfällt. Keine Geschichte, die man so noch nie gehört hätte. Aber bei Lenz muss eigentlich gar nichts Aussergewöhnliches passieren. Viel wichtiger ist, wie das sprachlich ausgedrückt wird.
Lenz’ Worte und Brantschens jazziges Spiel sind rhythmisch genau aufeinander abgestimmt. Die musikalische Untermalung verleiht dem Erzählten Stimmung und vermittelt dadurch den Eindruck, als würde es just im Augenblick des Zuhörens stattfinden. Man sieht die Szenen quasi bildhaft vorüberziehen.
Pedro Lenz’ Texte sind zum lauten Lesen gedacht, das wird auch bei der «Fanny» deutlich. Die Geschichte funktioniert natürlich auch, wenn man sie leise für sich liest. Aber von Pedro Lenz und Christian Brantschen auf der Bühne vorgetragen ist sie ein Erlebnis.