Der stellvertretende Werkhofleiter Erich Leimgruber und Friedolin Fleischli, Bereichsleiter Stadtgärtnerei, gehen in Pension — eine Linde und Urmammutbaum mahnen die beiden an den Ruhestand.
Es ist kein Geheimnis: Der städtische Werkhof verliert innert dreier Monate zwei Figuren mit jenem breiten Wiedererkennungswert, wie er sich im Grunde nur in einer Kleinstadt wie Olten herausschälen kann. Erich Leimgruber und Fridolin Fleischli; stadtbekannte Gesichter.
Der Maurer mit Polierschule und der Landschaftsgärtner – unverwechselbare Vertreter ihres Standes. Der eine, Leimgruber, ist schon seit dem 1. September offiziell pensioniert. Der andere, Fleischli folgt ihm nur drei Monate später. Gemeinsam ist das Duo ein Dreivierteljahrhundert im Dienste der Stadt gestanden. Davon gehen 40 Jahre auf Leimgrubers Konto.
So bezeichnen sich beide unisono als klassische Vertreter jener Gattung, die den unbedingten Willen zur Dienstleistungsbereitschaft offenbart. Während Leimgruber den Kontakt zu Menschen und die Aufgabe, «die Stadt auf Vordermann zu halten», wie er sagt, am meisten mochte, sagt Fleischli: «Mir gefiel die Möglichkeit, kreativ zu sein, Rabatten zu gestalten und gefallen hat mir auch die Zusammenarbeit im Team.»
Kurzfazit: Die Zeit im Werkhof war gut. Das Duo blickt auf eine harmonische Berufskarriere zurück. «Wir kamen uns jedenfalls nie in die Quere», so Leimgruber. Fleischli nickt. Und dann erzählen sie von den Bäumen, die ihnen zu Ehren im Stadtpark gepflanzt werden oder schon wurden.
Für den Stadtgärtner gibts einen Urweltmammutbaum, für den stellvertretenden Leiter eine Linde. «Das ist, weil ich gesund lebe und Lindenblütentee trinke», flachst Leimgruber. Und zum allgemeinen Verständnis reicht Fleischli nach: «Seit einiger Zeit hat die Baumpflanzaktion vor dem Hintergrund des bevorstehenden Ruhestandes ihre Tradition.» Beide lächeln.
Wie gesagt: In die Quere gekommen sind sie sich nie, die beiden. Aber beide wurden sie 1997 befördert: der eine zum stellvertretenden Werkhofleiter, der andere zum Bereichsleiter Stadtgärtnerei. Das Duo war also 20 Jahre in verantwortungsvoller Position tätig.
Immer auch im Blickfeld der Öffentlichkeit. Gibt das Druck? Leimgruber reagiert zuerst: «Während meiner Aktivzeit hab ich den eigenartigerweise nicht so wahrgenommen. Aber mit einem Mal spürte ich doch eine Last von den Schultern fallen. Der Druck war schon da.» «An dieser Beschreibung ist was dran», bestätigt Fleischli.
Die Verantwortung könne durchaus belastend sein, auch wenn sich der Druck nicht täglich zeige. Item. Damit sind beide wohl souverän umgegangen, denn die Frage, wie sie in den Augen ihrer Mitarbeitenden über all die Jahre gewirkt hätten, beantwortet Leimgruber mit «humorvoll und korrekt».
Fleischli vermutet: «Freundlich und gutmütig.» Beide loben im Übrigen das unkomplizierte Arbeitsklima. Hackordnungen würden in aller Regel akzeptiert, meinen beide auf ihre Erfahrungen angesprochen.
Jeder weiss: Anerkennung relativiert Druck. Und solche gabs in all den Jahren natürlich auch: oft von Firmen, aus Privathaushalten, von Passanten. Und nicht nur zur Weihnachtszeit. Da merke man schon, dass die Arbeit eine grosse Wertschätzung erfährt, sagt Leimgruber.
Und andererseits seien da die wenigen, die einem die Freude auch vergällen. «Kaum hat man ein Blumenbeet von weggeworfenem Unrat befreit, liegt in nächsten Augenblick schon wieder was drin», erklärt Fleischli und Leimgruber erinnert sich besonders ungern an ab und zu gehörte Sätze wie «Dafür ist doch der Werkhof da», wenn es ums Ordnung halten im öffentlichen Raum ging.
Nun: Das ist Geschichte. Jetzt folgt, wenn man so will, die private Kür der beiden. Das Duo fühlt sich noch gut im Schuss und keiner braucht den Rat des anderen, um künftig mit der Freizeit gescheit fertig zu werden. Beide haben sich im Vorfeld ihrer Pensionierung Gedanken dazu gemacht.
An Freizeitinteressen mangelts dem 64-jährige Leimgruber nicht: Skifahren, «z’Bärg go», Alphorn blasen, Jodeln, Vereine, Grosskinder. Dennoch hat er darauf geachtet, nicht in der trüben und eher bedrückenden Jahreszeit in den Ruhestand zu gehen. Und auch der 63-jährige Stadtgärtner Fleischli hat jede Menge Aktivitäten in Aussicht.
Zum einen will er im Betrieb seines Bruders weiterhin als Gärtner aktiv bleiben und zum Zweiten sagt er lächelnd: «Ich bin ja noch Pontonier.» Und Grosskinder im Bündnerland habe er auch.
Wäre ein Wunsch frei, die Männer wüssten schon, womit sie sich an die gute Fee zu wenden hätten. Auf der Liste zuoberst wäre ein Bahnhofplatz, der «e Falle macht», wie Erich Leimgruber sagt. Mit Parkhaus und allem Drum und Dran.
Und Fridolin Fleischli, der Gärtner, könnte sich für einen begrünten Munzingerplatz begeistern. «Eine Oase im Zentrum» nennt er das. Denn Oltens Oasen liegen alle anderswo, peripher eben: Stadtpark, Römermatte, Meisenhard. Eine Idee, der auch Leimgruber uneingeschränkt zustimmt.