Bänz Friedli erntete an den Kabarett-Tagen nicht ernst gemeinte Buhrufe und Pfiffe; Oltnern liegt Olten eben am Herzen.
Nicht nur die Jugendsprache oder Selfies eines gewissen Politikers aus dem Kanton Aargau sind für Kabarettisten ein gefundenes Fressen. Nein, auch Olten, die derzeitige Hauptstadt des Kabaretts, muss immer wieder daran glauben. Denn Bänz Friedli liess es sich am Montag nicht nehmen, Olten aufs Korn zu nehmen. Dabei nahm er, bekleidet mit einem Schal der SCL Tigers, auch den EHCO aufs Korn. Power Mäuse, da sei keine Power mehr drin, und Mäuse, also Kohle oder Knete, seien auch weg. Nicht ganz ernst gemeinte Buhrufe oder Pfiffe waren die Antwort. Wobei er nichts gegen Olten habe, das müsse eine gute Stadt sein, geadelt sozusagen durch die Kampagne der Weltwoche gegen den roten Sozialfilz.
Zur Hauptsache ging es ihm aber um die Jugend und deren Sprache. «Die heutige Jugend ist unerträglich und faul». Dies ist kein Zitat eines heutigen Politikers, kein geringerer als Aristoteles sprach diese Worte aus. Friedli ist selber Vater von zwei Kindern, er weiss also, wovon er spricht. Früher habe man die Eltern noch schockieren können, dies mit einer Hendrixkassette, die heutigen «Alten» seien Fans von Eminem, also durch nichts mehr zu erschüttern.
War früher alles besser? Vielleicht nicht besser, aber sicher anders. Was bedeutet YOLO und was OMG? Mit scharfer Zunge erklärt Friedli dem Publikum die Jugendsprache. «Gömmer Starbucks? Han ech zviel Gäld?»
Dieser Dialog beinhaltet eine ganze Geschichte mit Kuchenessen und überteuerten Preisen. Friedli hört den Jungen zu und beobachtet mit wachem Auge. Natürlich gibt es heute mehr Schweinereien auf Handys. Aber was ist, wenn auch wir, die Alten, früher Handys gehabt hätten?
Lachsalven ertönten in der Schützi, als Friedli aufzeigte, wie heute Termine abgemacht werden. Morgen oder doch lieber nächste Woche, Kino oder Nachtessen? Per SMS oder mit dem Handy an der Supermarktkasse. Wer hat nicht schon solche Dialoge gehört oder gar selber geführt. Und dabei bitte möglichst unverbindlich bleiben. Die Schweden hätten noch nicht mal gewusst, ob der Gripen überhaupt fliegen könne, da habe ihn Maurer schon bestellt.
Als Vater muss sich Friedli natürlich auch mit Schule und Lehrern herumschlagen. Bei diesem Thema wird er bissig und böse. Er lädt das Publikum dazu ein, im Internet Leitbilder von Schulen anzuschauen. Und zitiert auch gleich genüsslich aus solchen. «Wir sehen uns als Individuen und als Teil des Ganzen» oder «Fehler sehen wir als Lernchance». Und all dieser Müll werde an Konferenzen und Sitzungen erarbeitet. Er werde zu ElBis eingeladen, Elternbildungsabenden. «Mein Kind und das Internet» Zum Thema Chat meinte er nur, wer sich denn weniger im Griff habe: heutige Schulkinder oder ein erwachsener Aargauer Politiker. Unrecht hat er nicht.
Es ist ein wahres Vergnügen, Friedli zuzuhören. Während er über Jugendsprache referiert, verwendet er selber wunderschöne berndeutsche Wörter, die man kaum noch hört. Es brauche ein «Chehrli», bis es gewisse Wörter bis in die Innerschweiz geschafft haben.
Einzig die sich häufenden Anspielungen auf die Oltner Finanzen wirken zuweilen ermüdend. Vor einem Jahr habe er in Olten die Turmrede gehalten, nun stehe er hier auf der Bühne und am Samstag werde er den Salzburger Stier entgegennehmen. Was blühe da wohl dem diesjährigen Turmredner? Sagte es und wurde mit tosendem Applaus entlassen.