Wo sind Highlights?
«Austauschbar»: Im neuen Oltner Imagefilm fehlen gewisse Besonderheiten

Die Stadt Olten hat einen neuen Imagefilm drehen lassen. Darin werden allerdings kulturelle Highlights vermisst.

Janine Gloor
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Es ist Hochsommer, statt Nebel liegt ein warmer Sepiafilter über Olten. Das Aarewasser leuchtet grün, gut gelaunte Menschen planschen und gönnen sich im Aarebistro ein kühles Getränk. So beginnt der neueste Imagefilm der Stadt.

Danach schwebt die Kamera über Fachhochschule, Olten Südwest und Innenstadt. In der Mitte des Films wechselt die Musik von plätschernden Klavierklängen zu rockigen Akkorden. Die Powermäuse gleiten über das Eis und in der CWA wird ein Gondeli für den Transport verpackt.

Zu sehen ist der Film auf der Website der Stadt und auf dem Youtube-Account von Stadtschreiber Markus Dietler. Bis vor kurzem fand der Clip im Internet wenig Beachtung.

«Ich bin eine von 19 Personen die sich das HD-Imagevideo der Stadt Olten auf Youtube angeschaut haben», schreibt ein Mitglied der Olten Facebookgruppe. Dieser Post hat die Beliebtheit des Films offenbar emporschnellen lassen, unterdessen wurde er schon mehr als 2800-mal aufgerufen.

Gedreht wurde der Film nicht primär, um im Internet die Massen zu begeistern. «Der Film wurde ursprünglich produziert, um ihn an Anlässen, an denen die Stadt öffentlich auftritt, zu zeigen», erklärt Stadtschreiber Markus Dietler. «Auch andere Städte haben einen Film, in dem sie sich vorstellen, wir wollten dieses Mittel auch einsetzen können.»

Nicht der Erste seiner Art

Der Imagefilm der Stadt ist nicht der erste seiner Art. Vor drei Jahren hat Olten Tourismus einen Film über die Stadt machen lassen. Doch auf diesen wollte sich die Stadt nicht beschränken. «Wir wollten ein breiteres Bild von Olten zeigen, näher an den Leuten dran», erklärt Dietler. Den Anstoss gab die Rickenbacher Produktionsfirma PB Media. «Die Firma ist mit der Idee für einen Film auf uns zugekommen», sagt Dietler.

PB Media hatte schon verschiedene Aufnahmen im Köcher, zum Beispiel von der Eröffnung der verkehrsfreien Kirchgasse, weitere wurden in Zusammenarbeit mit der Stadt gefilmt. «Wir wollten die ganze Bandbreite von Olten zeigen», sagt Dietler. Dazu gehören unter anderem auch der Sport und die kulturelle Seite. «Denjenigen Leuten, die Olten nicht kennen, soll ein positives Bild der Stadt mit vielen verschiedenen Facetten vermittelt werden.» Die Kosten für den Film beliefen sich gemäss Dietler auf rund 7000 Franken.

«Sehr gute Idee»

Ein Imagefilm sollte das Gezeigte in ein schönes Licht rücken. Ist das beim Film der Stadt gelungen? Der Oltner Kommunikationsfachmann Marc Tabeling hat genau hingeschaut. «Ich finde den Film eine sehr gute Idee», sagt er. Ein Imagefilm müsse Emotionen und Informationen rüberbringen und das gelinge dem Film allemal. «Es werden Bilder gezeigt, die den Moment einfangen, besonders im ersten Teil.» Tabeling hat jedoch auch etwas vermisst. «Der kulturelle Teil von Olten hat ein bisschen gefehlt», sagt er. «Die kulturelle Aktivität und Entwicklung der Stadt kommt zu kurz.»

Einige Szenen im Film seien ihm zudem zu austauschbar gewesen. «Mir haben die Besonderheiten gefehlt, die Olten von anderen Städten unterscheiden.» Etwa der Anfang des Videos am Wasser, die sich auch in Solothurn oder Aarau hätten abspielen können. «Viele kulturelle Highlights wie zum Beispiel «Karl’s kühne Gassenschau», Oltner Kabarett-Tage oder viele andere kulturelle Produktionen und Macher werden nicht erwähnt. Und Olten als Literaturstadt wird vollends ausgeblendet.»

Tabeling räumt jedoch ein, dass es schwierig sei, in drei Minuten alle Facetten einer Stadt rüberzubringen. Ein weiterer Kritikpunkt Tabelings ist die mediale Verbreitung des Films, den er auf der Website der Stadt zuerst habe suchen müssen. «Wenn man schon Geld ausgibt, sollte man das nutzen, der Film ist schliesslich ein ideales Marketingtool», sagt er.

Auch bei Olten Tourismus?

Stefan Ulrich, Direktor von Tourismus Olten, hatte bis anhin nicht gewusst, dass die Stadt einen neuen Film produziert hatte. «Der neue Film ist aktueller und kompletter», sagt er, nachdem er ihn sich angesehen hatte. Ulrich sieht den neuen Film nicht als Konkurrenz, sondern als ergänzendes Angebot. Er werde sich erkundigen, ob man den Clip auch auf der Website von Olten Tourismus aufschalten könne.

Als Tourismusdirektor von Olten ist Ulrich jedoch nicht hundertprozentig zufrieden mit dem neuen Film. «Das Element des Erholens kommt gut zur Geltung. Die Altstadt kommt allerdings zu kurz. Es gäbe so viele schöne Ecken und Gassen, die im Film nicht richtig gezeigt werden.» Fazit: Wenn der Film aus rein touristischen Zwecken gedreht wurde, dann genügt er meiner Meinung nach nicht», so Ulrich.

Gemäss Stadtschreiber Dietler ist der Film schon mehrfach eingesetzt worden und hat bis jetzt positive Rückmeldungen erhalten.