Bei der Sommerausstellung im Kunstmuseum Olten trifft Bewegung auf bildenden Kunst.
«Put on Your Red Shoes (and Dance the Blues)» ist Motto der Sommerausstellung im Kunstmuseum Olten. Wie der Titel verrät, geht es in den kommenden Monaten bewegt zu und her an der Kirchgasse 8; und zwar drinnen wie draussen. Jeden Mittwoch findet eine offene Tanzstunde statt, bei gutem Wetter auf der Kirchgasse, bei schlechter Witterung in den vier Wänden des Kunsthauses.
Doch es wird nicht nur getanzt. Im Museum gibt es mannigfaltige Werke von Kunstschaffenden auf mehreren Stockwerken zu bestaunen, welche in irgendeiner Form mit der Thematik des Tanzens im Zusammenhang stehen.
«Die Beziehung zwischen bildender Kunst und Tanz sei ein alte», erklärte Museumsdirektorin Dorothee Messmer während der Ausstellungsvorbesichtigung von vergangenem Dienstag. Seit Jahrhunderten würden sich die beiden Disziplinen gegenseitig befruchten, was an der Ausstellung auch zum Ausdruck gebracht werden soll.
Für das Oltner Tanzurgestein Ursula Berger, welche von Anfang an involviert war in Planung und Umsetzung der Ausstellung, ist das Programm der Sommerausstellung schlicht ein Geschenk. «Durch die Kombination von bildender Kunst und Tanz werden Synergien frei», postulierte die Tänzerin.
Dennoch sei lange darüber debattiert worden, ob es sich beim Tanz überhaupt um Kunst handle. Für Berger eine absurde Fragestellung. Für sie ist klar, dass sowohl bildende Kunst wie auch der Tanz seit je zu den darstellenden Künsten gehören.
Eine besonders originelle Idee steuert der Schweizer Künstler San Keller bei. Anders als man dies vielleicht erwartet, hängen nicht Bilder an der Wand, sondern Verträge in bunten Farben. Die Idee dahinter: Menschen dazu zu bringen, ihr Leben lang zu tanzen – wenigstens zu einem von ihnen persönlich gewählten Song.
Ist das Musikstück einmal gewählt, verpflichtet sich die Person gegenüber Keller mit getätigter Unterschrift auf einem solchen Vertrag, bis zum Lebensende zu diesem Song zu tanzen – egal wann und wo dieser erklingen mag. Dies habe schon dazu geführt, so Messmer amüsiert, dass Personen minutenlang mitten in einem Kaufhaus zu ihrem Song tanzen mussten.
Ganz nahe am Hier und Jetzt blieben die drei Künstlerinnen Rachel Bühlmann, Sadhyo Niederberger und Lea Pelosi. Für ihr Kunstprojekt «What / do you see / me?» versuchten sie, Menschen auf dem Weg in einen Tanzclub authentisch mit der Kamera einzufangen. Die von ihnen mit Fotografien behängte Wand zeigt unterschiedliche Individuen – von Personen in teurer Markenkleidung bis hin zu ausgeflippt gekleideten «Freaks».
Bei der Arbeit des Frauentrios stand die Frage nach Identität und Selbstdarstellung im Zentrum sowie der Gedanke, welche Funktion die Mode in unserer Gesellschaft eigentlich einnimmt.
Ist Mode privat? Oder nicht viel eher ein Weg, non-verbal mit der Umwelt zu kommunizieren? Eine grosse Überraschung erlebten die Frauen in der Erarbeitungsphase: «Männer waren wesentlich einfacher davon zu überzeugen, sich für unser Projekt fotografieren zu lassen», erinnerte sich Bühlmann. Damit hat keine der drei Frauen gerechnet.
Der Künstler Till Velten, welcher sich im Hochparterre eingerichtet hat, bietet einen ganz eigenwilligen Zugang zur Thematik der Ausstellung. Lange Keramikketten in Rottönen hängen von der Decke bis zum Boden und erzeugen beinahe den Eindruck, man stehe in einem Wald. Mittendrin laufen Videoprojektionen, welche sich um die Natur der Sprache sowie um die Eurythmie – eine anthroposophische Bewegungskunst – drehen.
Im Fokus steht für den Künstler die Idee, dass das gesprochene Wort generell überbewertet würde. Da Sprache sehr flüchtig sei, sollte für ihn vermehrt Körpersprache im Zentrum stehen. Na dann: Let’s Dance!
Vernissage und Tanz in den Abend: Freitag, 3. Juni 2022, 18.30 bis 22 Uhr.