Mehr als der neue Bahnhofplatz liegt für Olten in der jetzigen finanziellen Situation nicht drin. Ideen für ein «Andaare light» sind vom Tisch.
Eine prächtige Uferpromenade statt dem schmalen Ländiweg, ein einladender direkter Zugang zum Wasser beim Schwanenmätteli, ein grosszügiges neues Aarebistro beim Wildsauplatz: Dieser Traum aus besseren Zeiten ist eigentlich ja längst geplatzt, so ganz beerdigt wurde das Projekt «Andaare», für das die Oltner Stimmbürger 2011 gut 25 Millionen genehmigt hatten, aber bis heute offiziell nicht.
Der Stadtrat habe aufgrund der sich rapide verschlechternden Finanzlage Ende 2013 entschieden, «das Projekt zu überarbeiten und zu redimensionieren», ist auf der Homepage der Stadt nach wie vor zu lesen. Und tatsächlich war noch im Budget des laufenden Jahres eine halbe Million für Projektarbeiten an so etwas wie einem «Mini-Andaare» eingestellt, das dann 2016 und 2017 in zwei Etappen hätte realisiert werden sollen.
Wie könnte es also aussehen, dieses letzte Restchen Hoffnung auf ein «Andaare light»? Es ist nichts daraus geworden und es wird auch nichts mehr daraus. Der Investitionsplan 2016–2022 fokussiert sich auf die Planungsarbeiten für die Grossprojekte Personenunterführung Hammer und neuer Bahnhofplatz, wie der Stadtrat vor zwei Wochen mitteilte. Und das heisst: An der Aare geht in den nächsten Jahren gar nichts.
Dass der seinerzeit mit «Andaare» beschlossene neue Aaresteg und die Neugestaltung der Terrasse beim Bahnhof am Ende der Martin-Disteli-Unterführung zur Aare hin in das Projekt Bahnhofplatz integriert werden, ist zwar schon seit langem bekannt.
Es war bislang aber die Rede davon, dennoch unter dem Titel «Attraktivierung Aareraum» nach bescheideneren Möglichkeiten für eine Aufwertung der immer wieder als eigentliche Schandmeile für heisse Köpfe sorgenden Fussgängerverbindung vom Bahnhof zur Holzbrücke zu suchen. Diese Überlegungen zum Ländiweg sind nun endgültig vom Tisch, wird aus dem Stadthaus bestätigt. Ein besserer Zugang zur Aare sollte dereinst mit der Neugestaltung der Bahnhofterrasse möglich sein.
Den Gedanken, einen solchen doch noch auch vom Ländiweg her bereits in einer Zwischenphase bis zur Realisierung des neuen Bahnhofplatzes zu schaffen, habe man aber definitiv fallen lassen, sagt Stadtschreiber Markus Dietler.
Auch am hässlichen Tunnel-Zugang von der Bahnhofterrasse zum Ländiweg wird sich nichts ändern, bis die neue Bahnhofplatz-Gestaltung in Angriff genommen wird. Der Stadtrat habe beschlossen, sich bis dahin bezüglich Aareraum auf unabdingbare Instandhaltungsarbeiten zu beschränken. Zugespitzt formuliert: Wenn am Ländiweg eine Birne der erneuerten Beleuchtung kaputt geht, wird sie ersetzt, sonst passiert bis 2021 aber gar nichts mehr.
Es sei natürlich unerfreulich, dass es mit der angestrebten Attraktivierung des Aareraums nun länger dauert, so Stadtschreiber Dietler. In Anbetracht des voranschreitenden Bahnhofplatz-Projekts und der finanziellen Situation der Stadt sei es aber angezeigt, sich im Investitionsprogramm auf die grossen Schwerpunkte zu konzentrieren.
Und das sind für die kommenden Jahre eben hauptsächlich der neue Bahnhofplatz und die Personenunterführung Hammer (für beide Projekte gibt es Beiträge aus dem Agglomerationsprogramm des Bundes).
Auch mit einem massiv abgespeckten Investitionsprogramm bleibt es eng. Dass mit der Entwicklung des Gebiets Olten Südwest der Bau eines neuen Schulhauses aufs Tapet kommen wird, ist absehbar. Wie die Stadt eine solche Investition neben bereits laufenden Projekten ohne die beantragte Steuererhöhung stemmen sollte, steht in den Sternen: Der Kanton lässt für die Gemeinden nur eine begrenzte Verschuldung zu.
Und «Altlasten» abbauen, um Luft für neue Vorhaben zu schaffen, wird man in den nächsten Jahren nicht können – auch wenn die letzten Sanierungsprogramme mit einem deutlichen Personalabbau und vor allem dem Verzicht auf die eigene Stadtpolizei die Erfolgsrechnung deutlich entlastet haben. Alleine die Anpassung der Finanzierung der Pensionskasse ans Bundesrecht hängt der Stadt mit den neuen Rechnungslegungsvorschriften nun als 30 Millionen schwerer Schuldenklotz am Bein.